Hundeverbot am Schlachtensee: Ein Bürgerkommentar: Schützt die Kinder!
Bald soll das Hundeverbot am Schlachtensee in Zehlendorf in Kraft treten. Der Zehlendorf Blog hat hier mehrfach den Positionen der Hundehalter Platz eingeräumt, jetzt schreiben zwei Bürger, die sich explizit für das Verbot aussprechen und den Bezirk dafür loben.
Wir begrüßen sehr, dass endlich ein Bezirk, Steglitz-Zehlendorf, ein Herz für Kinder zeigt und sich traut, sich mit Hundebesitzern anzulegen. Nicht verstehen können wir die scharfe Reaktion einiger Hundebesitzer. Warum ist es so schwer, Ängste von Familien (und auch anderer Menschen) zu verstehen und einen Kompromiss zu finden?
Denn Folgendes kann mehr oder minder regelmäßig am Schlachtensee beobachtet werden: Herrchen oder Frauchen fahren mit einem großen PKW, gern auch SUV, vor. Der oder auch die Hunde springen aus der Ladeluke und sprinten vom Parkplatz bis zum Wasser. Wer in der Nähe verweilt, ist selbst schuld. Während dessen führt Herrchen emsig Telefonate, checkt Emails oder simst. Der Hund ist derweil am Strand rege, schüttelt sich und rennt auch gern mal über die Badetücher.
Hunde sind auch kommunikativ, kläffen und bellen laut. Aufgrund der Akustik der Seenlandschaft hallt es dann bis zum anderen Ufer, so dass die sich dort aufhaltenden Passanten auch mit involviert sind. Das Gebell wird nicht selten von anderen Vierbeinern freudig erwidert.
Hunde unternehmen gern auch größere Streifzüge, so dass ihre Besitzer sich über deren Verbleib anfangen zu sorgen, was dann zu crescendoartigen Rückrufaktionen oder auch heftigem Gebrauch der Trillerpfeife führt. Diese Aktion kann dann durchaus mehrere Minuten anhalten und wird notfalls, sofern nicht von Erfolg gekrönt, gern auch entsprechend öfter wiederholt.
Ansonsten sind Hund und Herrchen eigentlich untrennbar, ja spielen miteinander. Hunde rennen Stöckchen hinterher. Diese werden – aus welchen Gründen auch immer – mitunter auch in die Nähe geworfen, wo sich Schwimmer oder auch sich Ausruhende aufhalten. Für Animation ist also gesorgt.
Spielende Kinder oder auch Jogger erregen die Aufmerksamkeit der Hunde. Hier kann es durchaus hilfreich sein unter wiederholter Unterbrechung seines Rhythmus das Tempo den örtlichen Gegebenheiten anzupassen, obwohl doch hinlänglich bekannt ist, dass Hunde ja nur spielen wollen.
Zum Glück sind unsere Kinder jetzt schon groß, so dass wir mittlerweile einigermaßen stressfrei auch unter Hunden spazieren gehen können. Früher aber mieden wir die Seen möglichst, obwohl die Kinder verrückt nach Wasser waren. Wir leben in einer tierfreundlichen Familie. Bereits im frühestens Kleinkindesalter haben unsere Kinder mit Nachbars Hunden und Katzen gespielt, wir waren Dauergäste auf der Domäne Dahlem oder in anderen Tierparks und auch eigene Haustiere waren für uns selbstverständlich. Mit viel Freunde haben wir gesehen, wie bereits kleine Kinder einen rücksichtsvollen Umgang mit Tieren begreifen können und sich umgekehrt auch viele Tiere gegenüber Kindern sehr tolerant verhalten.
Von den Kindern gelegentlich doch „erzwungene“ Spaziergänge in Hundeauslaufgebieten wie etwa im Grunewald empfanden wir jedoch als puren Stress. Die Problematik begann in der Zeit, in der die Kinder nicht mehr im schützenden Kinderwagen lagen sondern „frei zugänglich“ im Sportwagen oder Buggy.
Immer wieder gab es Tränen
Unzählige Male haben wir erlebt, wie plötzlich große Hunde auf den Kinderwagen zugeschossen kamen. Kann sich jemand vorstellen, was in derartigen Situationen in Eltern vorgeht, wenn ein wildfremder Hund, dessen Charaker und Erziehung sie nicht kennen, plötzlich in Gesichtsnähe des Kindes auftaucht? Wie sollen Eltern die potentielle Gefahr, die von diesem fremden Hund ausgehen kann, einschätzen? Teilweise tauchte dann irgendwann das zugehörige Herrchen mit den bekannten Worten auf: „Keine Angst, der will ja nur spielen.“ Verständnis für unsere Ängste habe ich nur selten gesehen.
Nur nebenbei: Wenn auch nicht besonders gefährlich, so ist es für Eltern ziemlich eklig, wenn Gesicht und Hände des eigenen Kindes von fremden Hunden abgeleckt werden oder deren Gesabber in den Buggy läuft.
Noch schwieriger wurde es mit den ersten Gehversuchen der Kinder. Wie schnell wird ein unsicher laufendes Kind von einem tobenden Hund umgerissen oder erschreckt sich vor dessen rasantem Tempo. Immer wieder gab es deswegen Tränen, die getrocknet werden mussten. Deshalb sagen wir hier: Schützt unsere Kinder! Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn ein gehunsicherer älterer Mensch vor Schreck stürzt.
Auch unsere Kinder lieben Wasser über alles. Ein Kind in einem See neben Hunden baden zu lassen, kam für uns aber nie in Frage. Aber selbst Buddeln am Ufer kann nervenaufreibend sein. Ständig kommen Hunde, die rennend die Bauwerke der Kinder zerstören oder sich nach einem Bad in unmittelbarer Nähe schütteln.
Wir sind keine Hundefeinde. Selbstverständlich möchten auch Tiere ihren Auslauf haben und lieben ein Bad im kühlen Nass. Aber wir haben uns immer schon gefragt, warum gleich drei nebeneinander liegende Seen für Hunde freigegeben werden, bzw. Auslaufverbote sanktionslos umgangen werden können?
Die allermeisten Hunde sind friedliebend und ungefährlich. Aber kann ich das von fremden Hunden mit Sicherheit wissen? Schaut man sich einige Herrchen an, können einem Zweifel an einer angemessenen Hundeerziehung kommen. Auch fragt man sich manchmal, warum Menschen Kampfhunde in einer Großstadt halten? Selbst von ganz normalen Hunden ist bekannt, dass unglückliche Situationen zu Bissen führen können - kein Hundehalter kann gefährliche Situationen mit Sicherheit ausschließen.
Was ist zu tun? Der Bezirk hat – wenn auch unter Duldung unsäglicher Zustände nach jahrelanger Verzögerung - nun reagiert. Schlachtensee und nicht zu vergessen auch die Krumme Lanke sind wahre Kleinode und als Naherholungsgebiete für den Menschen unverzichtbar und zu erhalten. Berlin wird für seine Seenlandschaften nicht nur bundesweit beneidet. Dies wird auch von ausländischen Touristen immer wieder bestätigt. Bezirk und Senat sind ohnehin an übergeordnetes EU-Recht gebunden.
Ein Hundeverbot, wie es seitens des Bezirks beschlossen wurde, würde auch zu einer spürbaren Entlastung der Anrainer führen. Derzeit kommen nicht wenige Hundebesitzer extra auch von weiter entfernt mit dem PKW angereist, weil sie hier freien Auslauf haben. Das dadurch bedingt erhöhte Verkehrsaufkommen mit seinen Belastungen für die Anwohner in den Seitenstraßen würde im Falle der Durchsetzung des Verbots spürbar abnehmen. Übrigens: Der Erholungswert für den Menschen ist am Schlachtensee auch außerhalb der Badesaison unbedingt schützenswert, so dass vieles dafür spricht, das Verbot nicht nur auf wenige Sommermonate zu beschränken.
Die Autoren sind Bürger, die in der Umgebung der Seen leben. Der Tagesspiegel Zehlendorf wird die Diskussion an dieser Stelle mit weiteren Meinungen - Pro und Contra - fortsetzen. Der nächste Beitrag wird die Haltung der Grünen im Bezirk verdeutlichen. Es schreiben dann die Grünen-Kreisvorsitzenden Tonka Wohjan und Norbert Schellberg.
Arno von der See, Beatrice Lenzheimer