Teure Kunst in Berlin: Rekord-Auktionshaus Villa Grisebach baut an
Das Auktionshaus Villa Grisebach in der Fasanenstraße bricht immer neue Rekorde bei Kunstversteigerungen. Jetzt werden endlich neue Räume neben dem Baudenkmal eröffnet.
Im Kulturleben rund um den Kurfürstendamm läuft nicht immer alles rund: Traditionskinos mussten Modefilialisten weichen, Galerien zogen weg in Szenekieze, und die Zukunft der Ku’damm-Bühnen ist noch immer ungewiss. Wie ein Fels in der Brandung wirkt da das Auktionshaus Villa Grisebach in der Fasanenstraße, das immer weiter wächst.
Erst am Mittwoch wurde ein Bild von Adolph Menzel für 3,6 Millionen Euro versteigert – ein Rekord für Werke des Künstlers.
Auch insgesamt war diese Versteigerung von Kunst des 19. Jahrhunderts mit 5,7 Millionen Euro die bisher erfolgreichste. Und am Freitag eröffnet man neue große Räume an der Fasanenstraße 27, zwei Häuser neben der denkmalgeschützten alten Villa.
Bei der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts ist man Marktführer
„Das Haus platzt aus allen Nähten“, sagt Daniel von Schacky, der zur sechsköpfigen Geschäftsführung gehört und den Bereich Zeitgenössische Kunst leitet. „Wir haben ja viele neue Sparten eröffnet.“ Von Schacky zeigt auf ein Bild des Brandenburger Künstlers André Butzer, das 2,60 hoch und 3,41 Meter breit ist: „Das kriegen wir gar nicht in die Villa.“
Das 1986 gegründete Auktionshaus gilt in Deutschland als Marktführer für die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Es hält auch den Rekord für das teuerste Kunstwerk, das bisher auf einer deutschen Auktion einen Käufer fand: 2005 brachte Max Beckmanns Frauenbildnis „Anni“ 3,9 Millionen Euro ein.
Am Donnerstag erzielte auch Beckmanns letztes in Deutschland gemaltes Bild einen hohen Preis: Für 1,15 Millionen Euro wurde das 1937 entstandene Ölgemälde „Stürmische Nordsee“ versteigert.
Zeitgenössische Werke sind immer begehrter
Früher waren Werke von Expressionisten besonders gefragt. Inzwischen aber „gibt es immer mehr Interesse an der zeitgenössischen Kunst, das zeigen viele Kundenwünsche“, sagt von Schacky. Dafür ist nun der neue Saal mit mehr als 400 Quadratmetern gedacht.
Die erste Versteigerung war für Freitag ab 18 Uhr unter dem Titel „BRD – Zeitgenössische Kunst aus Deutschland“ mit rund 200 Interessenten geplant. Zum Angebot gehören Werke von Georg Baselitz, Joseph Beuys, Jörg Immendorf, Anselm Kiefer, Markus Lüpertz, A.R. Penck und Gerhard Richter. Abends folgt die Eröffnungfeier. „Kunden kommen eigens angereist, etwa aus Bayern und Rheinland-Pfalz“, freut sich von Schacky.
Die Räume beherbergten früher ein Louis-Vuitton-Geschäft. Ebenso wie andere Luxusketten zog die Marke später aus der Fasanenstraße an den Ku’damm. Vor drei bis vier Jahren habe die Villa Grisebach begonnen, die Räume temporär zu mieten, sagt von Schacky. „Da sah alles noch nach Rohbau und Waschbeton aus.“
Nun hat man einen zehnjährigen Mietvertrag geschlossen und einen „hohen sechsstelligen Betrag“ in Umbauten investiert. Dabei wurden Deckenverkleidungen entfernt, so dass der Saal höher wirkt, und leicht versetzbare Trennwände installiert, die wechselnde Raumgrößen ermöglichen. Das übernommene kleine Atrium, in dem von Schacky als Auktionator den Hammer schwingen wird, soll bei Sonnenschein „sehr schönes Licht“ bieten. Neben Auktionen sind regelmäßige Ausstellungen geplant. Außerdem kamen Büros für einen Teil der insgesamt 38 Mitarbeiter hinzu.
Ein Umzug kam nie infrage
Mit der Lage nahe dem Ku’damm war die Villa Grisebach stets zufrieden. Den namensgebenden Hauptsitz mit Giebeln und Türmchen an der Fasanenstraße 25 hatte der Architekt Hans Grisebach 1891 bis 1892 für sich errichtet. In den 1980er Jahren kaufte die Deutsche Bank den Altbau, restaurierte ihn und überließ ihn dem Auktionshaus. Berliner Käufer stammen zu großen Teilen aus Charlottenburg und Grunewald, wie von Schacky sagt. „Nicht im Traum“ habe man je über einen Standortwechsel nachgedacht.
Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.