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Brückenbauten. Am Gleisdreieck-Park wird nicht nur erholt, sondern auch gewohnt - in neuen Häusern am Rand.
© Davids

Neue Häuser in Berlin-Kreuzberg: Randbebauung am Park? Bitte, gerne!

Mit Randbebauungen hat Berlin so seine Probleme. Ausgerechnet am beliebten Gleisdreieck-Park entstehen jetzt siebengeschossige Häuser. Und wie sieht es mit den Protesten aus?

Weit über eine Million Menschen steigen täglich in die U-Bahn. Ein guter Teil passiert oberirdisch das Gleisdreieck – und schaut dabei mit bestem Panoramablick auf eine markante Baustelle. Am Montag wurde Richtfest für 122 Miet- und 148 Eigentumswohnungen gefeiert. Die Häuser „Flottwell Living“ stehen am Rand des vor einem Jahr eröffneten westlichen Gleisdreieck-Parks an der Grenze von Kreuzberg zu Tiergarten. Ärger um die Blöcke gab es hier allerdings nicht, da sie parallel mit dem Park entstanden sind – und, anders als in Tempelhof, nicht erst gebaut werden sollten, als die Bevölkerung das Areal bereits für sich erobert hatte.

Es gab „Akzeptanz in der Bevölkerung“, sagte daher auch Bausenator Michael Müller (SPD). Beiderseits der Flottwellstraße entstehe „eine gute Berliner Mischung“. Und schon war der Senator bei seiner bislang bittersten Pleite, dem Sieg der Bebauungsgegner des Tempelhofer Feldes. „Dort wäre eine ähnlich gute Mischung entstanden, das ist leider nicht geglückt.“ Müller konstatierte ein „großes Misstrauen“ in der Bevölkerung, künftig müsse mit Großprojekten anders umgegangen werden. Wie, das sagte Müller nicht. Friedrichshain-Kreuzbergs grüner Baustadtrat Hans Panhoff erinnerte daran, wie der ehemalige grüne Bürgermeister Schulz „hart gerungen“ habe mit den Investoren, die wesentlich massiver bauen wollten.

Nun entstehen einzelne Häuser mit sieben Geschossen, die den Durchblick von der Flottwellstraße in den Park an einigen Stellen offen lassen. Mehrere breite Eingänge führen hinein. Direkt vor den Terrassen der Häuser liegt ein Kleinkinderspielplatz. Nicht nur von der U-Bahn, auch vom Klettergerüst lassen sich die Bewohner auf dem Balkon beobachten. „Häuser, die sich abkapseln, brauchen wir nicht“, sagte Panhoff.

Im Juni 2015 sollen die Wohnungen bezogen werden. Vermietet wird zu 10 bis 16 Euro der Quadratmeter, verkauft für 3500 bis 5000 Euro. „Kein Luxus“, sagte Unternehmer Thomas Groth. Auf der anderen Straßenseite bringen Neubauten von Baugruppen die von Müller gelobte Mischung ins Quartier. Nördlich und südlich der Groth-Bauten werden weitere Blöcke und Hotels hochgezogen. Bis vor wenigen Jahren war die Straße ein „Unort“, so Groth. Dass die Brache erst 25 Jahre nach der Wende bebaut wird, liegt am Senat. Der wollte hier eine Autobahn entlangführen. Dann wurde der Potsdamer Platz bebaut und als „Ausgleich“ durften die Investoren das Bahngelände in einen Park verwandeln. Nachdem die Blöcke an der Flottwellstraße nun ihre Endhöhe erreicht haben, lässt sich beobachten, dass sie den Park optisch deutlich schmaler machen. So wäre es auch dem Tempelhofer Feld ergangen.

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