Wichtigste Pendlerstrecke im Westen Berlins: Radschnellweg auf die Heerstraße – eine Autospur weniger?
Die kilometerlange Heerstraße verbindet die Innenstadt mit Spandau und Brandenburg. Dort soll einen Radschnellweg hin. Hier erste Infos zu Plänen und Ideen.
Radschnellweg an der Heerstraße: Eine Autospur weniger. Täglich quälen sich 50.000 Autos und BVG-Busse über die Heerstraße von Brandenburg über Berlin-Spandau in die Innenstadt. Morgens rein in die Stadt, abends wieder raus. Und jeden Werktag gibt es kilometerlangen Stau.
U-Bahn oder Straßenbahn sind noch ewig nicht in Sicht, dafür aber ein Radweg. Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther, Grüne, hat jetzt die „Machbarkeitsstudie“ auf den Tisch gelegt, wie der neue Radschnellweg entlang der Heerstraße konkret aussehen könnte.
Gut versteckt steht auf Seite 14 der brisanteste Satz: Angestrebt wird die Reduzierung von fünf auf vier Fahrstreifen. Hier finden Sie die ganze Studie zum Lesen.
BVG-Fahrgäste beißen jetzt beherzt in den Vordersitz. Autofahrer und Handwerker aus dem Umland schnaufen bitte durch. Und Radfahrer sind sowieso erschöpft und durchgerüttelt, weil diese Baustelle immer komplizierter und größer wird.
Der Senat hatte 2018 alle 60 Bäume an der Heerstraße fällen lassen, damit neben der Straße ein richtiger Radweg bis Ende 2019 gebaut werden kann. 90 junge Bäume wurden weit entfernt in Staaken in einer Grünanlage gepflanzt - hier der Fotobeweis.
Die Eile war offensichtlich falsch, der Ausbau ist richtig. Der jetzige Radweg ist eine Zumutung: Mini, rumpelig, gefährlich.
Dann aber wurden alle Pläne gestoppt, ein besonders breiter Radweg sollte her – der „Radschnellweg“. Aber schnell ist da leider gar nix bei den Senatsplänen an der Heerstraße.
Erst war die Rede von 2021, dann 2022, dann 2023, mittlerweile plant der Senat die Inbetriebnahme ab 2026. Und auch das ist optimistisch: Baustart soll laut Senat frühestens im Sommer 2024 sein. Neu gebaut werden müssen auch alle Bushaltestellen, Laternen, Fußwege. Selbst die Brückengeländer auf der Stößenseebrücke sind seit zwölf Jahren eine Baustelle, ohne dass dort etwas geschehen ist. Hier die Geschichte im Tagesspiegel.
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Wie sollen die Radschnellwege aussehen? „Die Wege sind so ausgelegt, dass zwei Fahrradfahrer*innen nebeneinander fahren können und ein Überholen dennoch möglich ist“, steht in der Studie, die der Senat verschickt hat. „Ein separat geführter Gehweg ermöglicht konfliktfreies und sicheres Zufußgehen auf der Strecke.“ Die Trasse soll glatt, beleuchtet, bei Schnee geräumt sein. Geschätzte Kosten an Spandaus Heerstraße: 0,96 Mio Euro pro Kilometer. Und jetzt mal konkret die Lieblingsroute („Vorzugsvariante“).
Zwischen Staaken-West und Magistratsweg, also dem Gebiet mit wenig Anwohnern, soll eine schmalere Trasse neben der Fahrbahn gebaut werden („2,00 Meter Breite pro Fahrtrichtung“). Auf diesem drei Kilometer langen Abschnitt sollen auch Fußwege gebaut und Bäume gepflanzt werden.
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Ab Magistratsweg werden mehr Fahrradfahrer erwartet. Logo, da ist die Großsiedlung Heerstraße Nord, da kommen die E-Bike-Fahrer aus Kladow hinzu. Dort wird die Piste mindestens drei Meter breit sein und könnte auf dem Grünstreifen neben der Fahrbahn verlaufen.
Zwischen Gatower und Pichelsdorfer kann der Radschnellweg auf die Nebenfahrbahn der Heerstraße gelenkt werden, die hier parallel verläuft. Hier stoßen die Fahrradfahrer aus dem Süden und der Wilhelmstadt dazu.
Zwischen Pichelsdorfer Straße und Stößenseebrücke wird schließlich „die Reduzierung von fünf auf vier Kfz-Fahrstreifen zu Gunsten des Radverkehrs angestrebt“, heißt es in der Studie. Kernproblem: Wegen der beiden Brücken ist der Platz begrenzt – außerdem verläuft die Straße seit 100 Jahren auf einem sehr hohen Damm. Der wird ja nicht einfach aufgeschüttet. Dass dort wenig Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind, weiß auch der Senat. Deshalb passte die 2018 geplante Trasse dort auch hin. Auf diesem Abschnitt verläuft die Straße durch den Wald. Bekannt ist die Ecke durch eine Currywurstbude und das Hundeauslaufgebiet.
„Vorerst ist auf der Nordseite ein gemeinsamer Geh- und Radweg mit einer Breite von 3,60 Meter geplant. Auf der südlichen Seite wird der äußere Fahrstreifen für die Radschnellverbindung umgewidmet, um den 2,20 Meter breiten Seitenraum der Freybrücke als Gehweg nutzen zu können. Für den Kfz-Verkehr verbleiben somit vier Fahrstreifen.“ Die Radinfrastruktur werde so verbessert, der Straßenraum müsse neu gestaltet werden.
Fünfspurig werde der Verkehr dann wieder östlich der Stößenseebrücke – der Fahrradschnellweg kann ab dort wieder über die Fahrbahn parallel zur Heerstraße geführt werden.
Soweit die Idee der Planer und Architekten. Die Studie liegt jetzt auf dem Tisch. Bis zum Sommer 2023 wird verfeinert und diskutiert. Und ja: Am Ende können die bevorzugten Routen auch abweichen.
M49, X34, X49, M36 und Co.: Der zuständige Stadtrat fürchtet, dass die vielen BVG-Busse auf der Heerstraße im Stau stecken bleiben, wenn die Kapazität der Heerstraße abnimmt. Und der Bus habe für ihn in Spandau Priorität, weil die U-Bahn-Pläne noch ganz am Anfang sind. Das ganze Statement und die Infos zu zwei weiteren Schnellradwegen lesen Sie im aktuellen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau - kostenlos: leute.tagesspiegel.de
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