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Die Hochhaussiedlung in Staaken.
© IMAGO

Pillnitzer Weg in Berlin-Spandau: Problemkiez Staaken stürzt weiter ab

Beim Monitoring Soziale Stadtentwicklung ist der Siedlungsbereich in Spandau auf den letzten Platz gefallen. Mietervertreter schlagen Alarm.

Mieter, die ihren Müll einfach vom Balkon werfen oder ihre Notdurft in den Hausfluren verrichten. Jugendliche, die nach nächtlichen Trinkgelagen die leeren Flaschen auf Kindespielplätzen zerschlagen. Beschmierte Flure und Aufzugskabinen, deren Wände mit rohen Eiern beworfen wurden. Der Kiez rund um den Pillnitzer Weg in der Großsiedlung Heerstraße-Nord verkommt immer mehr. Die Mietervertretung macht jetzt mobil.

„Niedriger Status und negative Dynamik“

Von den insgesamt sieben Problemkiezen in Spandau, die im Monitoring Soziale Stadtentwicklung des Senats erfasst wurden, ist der Bereich Pillnitzer Weg gegenüber 2013 noch einmal abgestürzt und trägt als einziger Planungsraum des Bezirks die niedrigste Bewertungsstufe 4- (sehr niedriger Status und negative Dynamik). Bewertungskriterien der Studie waren Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Transferbezug und Kinderarmut.

Sperrmüll landet regelmäßig auf den Grünflächen.
Sperrmüll landet regelmäßig auf den Grünflächen.
© During

Viele Altbewohner der Siedlung fühlen sich nach mehreren Eigentümerwechseln vom Vermieter im Stich gelassen, sagt Klaus-Peter Hartwich. Er gehört zum Mieterbeirat, der schon lange nicht mehr offiziell gewählt wird, weil die Besitzer kein Interesse mehr daran zeigten. Auch die Initiativen verschiedener Kommunalpolitiker vor Jahresfrist führten zu keiner Besserung. „Uns ist bekannt und wir haben selbst schon beobachtet, dass Mülltüten vom Balkon geworfen oder auch in Hausfluren und Kellern abgestellt wurden und werden“, schrieb die Hachmann-Hausverwaltung im Mai 2015 an die Staakener Abgeordnete Burgunde Grosse (SPD). „Auch ist uns bekannt, dass es immer wieder zu erheblichen Verunreinigungen bedingt durch Urin, Kot und Erbrochenem kommt.“

Mieterversammlung am 22. April

Schreiben von Bewohnern der Siedlung werden von der Hausverwaltung fast grundsätzlich nicht beantwortet, klagt Mietervertreterin Sieghild Brune. Niemand kontrolliere die Einhaltung der Hausordnung, die Hausmeister würden nicht mehr in der Siedlung wohnen. Auch das Ordnungsamt zeige keine Präsenz in der Wohnanlage. Um über gute Nachbarschaft, Sauberkeit, den Zustand der Mieteinheiten, die Hausordnung und mögliche Aktionen zu reden, bittet der Beirat nunmehr am Freitag, dem 22. April ab 16.30 Uhr zu einer Mieterversammlung in den Saal der Evangelischen Kirchengemeinde am Pillnitzer Weg 8. Eingeladen wurden unter anderen Kommunalpolitiker sowie Vertreter von Hausverwaltung und Eigentümer.

Schmierereien in Fluren und Treppenhäusern gehören zum Alltag.
Schmierereien in Fluren und Treppenhäusern gehören zum Alltag.
© During

Eigentümer spricht von „Vorzeigeimmobilie“

Bei der Hausverwaltung verweist man an den Eigentümer, die Berliner Westgrund Immobilien IV Gmbh, und dort wiederum an das Mutterhaus, die Hamburger Adler Real Estate AG. „Wir werden an der Mieterversammlung teilnehmen und uns die Bedenken anhören“, so Sven Frank, Leiter des Asset Management des Immobilienunternehmens. Er wolle die Probleme „nicht kleinreden“, doch sei man in der Anlage mit einem Vermietungsbüro und zwei Hausmeistern „relativ gut aufgestellt“. Der Pillnitzer Weg sei „die Vorzeigeimmobilie“ des Unternehmens in Berlin, in die man weiter investieren werde. So sei über die nächsten Jahre eine energetische Gebäudesanierung geplant. Ob weitere Maßnahmen wie die Beschäftigung von Sozialarbeitern oder eine optimierte, mehrsprachige Hausordnung notwendig seien, werde man prüfen. „Wir wollen den Standort nach vorne bringen, eine Ghettoisierung ist nicht in unserem Sinne.“

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