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Beamte untersuchen am Tag nach der Schießerei den Tatort am Olivaer Platz. Bei den Löchern handelt es sich aber – anders als zunächst angenommen – nicht um Einschüsse.
© Cay Dobberke

Ermittlungen nach Schießerei in Berlin-Wilmersdorf: Polizei sucht mit allen Mitteln nach den Schützen vom Olivaer Platz

Nach den Schüssen am Olivaer Platz hat die Polizei noch keinen Hinweis auf die Täter. Aber alles deutet auf einen Bandenkrieg hin. Jetzt wertet das Landeskriminalamt jedes Detail vom Tatort aus.

Knapp eine Woche nach dem Schusswechsel unter Kriminellen am Olivaer Platz in Wilmersdorf hat die Polizei nach eigenen Angaben keine konkreten Hinweise auf die Beteiligten. Bei dem Feuergefecht war eine unbeteiligte Passantin schwer am Bein getroffen worden. Da ein Streit zwischen Banden als wahrscheinlich gilt, hat die für organisierte Kriminalität zuständige Abteilung des Landeskriminalamts die Ermittlungen übernommen.

Eine Kugel traf eine unbeteiligte 62-Jährige am Bein

Das war passiert: Mittwochabend voriger Woche wurden gegen 21 Uhr aus einem schwarzen oder dunklen Geländewagen (einem sogenannten SUV) Schüsse auf zwei Männer abgegeben, die vor einem Lokal am Olivaer Platz standen. Einer der Männer schoss zurück. Dabei wurde eine 62 Jahre alte Passantin getroffen, die auf dem Gehweg von der Lietzenburger Straße in Richtung Württembergische Straße unterwegs war. Lebensgefahr bestand nicht. Nach den Schüssen entfernte sich der Wagen über die Lietzenburger Straße in Richtung Uhlandstraße. Die beiden Männer liefen in Richtung Württembergische Straße weg.

Spürhund erschnüffelte eine Zigarettenkippe

Wie immer in heiklen Fällen schweigt die Polizei zum Stand der Dinge. Dafür blühen die Spekulationen. Immerhin bestätigte das Präsidium, dass eine Zigarettenkippe gefunden wurde. Und auf diesem Stummel ruhen offensichtlich einige Hoffnungen. Denn die Kippe wurde von einem Mantrailer-Hund erschnüffelt. Obwohl dies zwei Tage später geschah und etwa 500 Meter vom Olivaer Platz entfernt, gilt der Hundefund als verlässlich. Kurz gesagt: Der Hund blieb nicht vor irgendeiner Kippe stehen, sondern vor einer, die von einem Tatverdächtigen geraucht und weggeworfen wurde – möglicherweise die Beruhigungszigarette eines der zu Fuß geflüchteten Männer.

Jetzt folgt der Abgleich mit der DNA-Datenbank

Mantrailer-Hunde sollen auch nach längerer Zeit und über große Entfernungen hinweg sicher Spuren erschnüffeln, die Tatverdächtige hinterlassen haben, selbst entlang einer Autobahn. Da an Kippen in der Regel eine DNA-Spur haftet, soll diese nun mit den Datenbanken des Bundeskriminalamtes verglichen werden. Dort gibt es zwei Datenbanken: Nach Spuren (also von unbekannten Tatverdächtigen) und von registrierten Tätern. Interessanter sind natürlich Spur-Person-Treffer. Ein Treffer Spur-Spur bedeutet nur, dass diese DNA an zwei verschiedenen Tatorten aufgefallen ist.

Nach BKA-Angaben hat es in den vergangenen Jahren 157 645 Spur-Person-Treffer gegeben, die somit zur Aufklärung von schweren Taten führten, sowie 40 999 Spur-Spur-Treffer. Derzeit umfasste die DNA-Analyse-Datei 1 111 833 Datensätze. 839 875 davon sind Personen zugeordnet und 271 958 anderen Spuren. Jeden Monat werden etwa 8000 neue Datensätze beim BKA erfasst.

Bohr- statt Einschusslöcher

Weitere Angaben zu dem Fluchtwagen machte die Polizei nicht. Medienberichte, wonach der Wagen ein Kennzeichen aus dem Landkreis Prignitz trug und einem Autoverleih gehört, wurden als „Spekulation“ bezeichnet. Sicher ist dagegen, dass die Löcher in der Fassade des Eckhauses dort keine Einschusslöcher waren. Mittlerweile stehe fest, dass es Bohrlöcher eines Handwerkers waren.

Das Lokal, vor dem die beiden Männer standen, soll von „Albanern und und andere Osteuropäern“ frequentiert werden. So berichtete es der Vertreter des Wirtes am Tag nach den Schüssen dem Tagesspiegel. Nach seinen Angaben hatte dieser das Lokal kurz vor der Tat geschlossen, „weil nichts los war“. Er glaube nicht, dass es sich bei den angegriffenen Männern um Gäste seines Cafés gehandelt habe. Die Schüsse habe er aus einiger Entfernung auf dem Weg nach Hause gehört, sagte er weiter.

Wer hatte sein Mobiltelefon zur Tatzeit dort eingeschaltet?

Die Polizei dürfte diese Angaben längst überprüft haben. Als sicher gilt auch, dass bei den Mobilfunkbetreibern eine Funkzellenabfrage gestartet wurde. Diese Methode gehört seit einiger Zeit bei schweren Taten zum Standard. Dabei müssen die Mobilfunkfirmen Listen aller Telefone herausgegeben, die zur Tatzeit rund um den Tatort eingeloggt waren.

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