Hundeverbot am Schlachtensee: "Menschen mit Hund verschärfen Konfliktlage"
An dieser Stelle, im Tagesspiegel Zehlendorf, veröffentlichen wir unterschiedliche Positionen zum geplanten Hundeverbotsgesetz am Schlachtensee und der Krummen Lanke. Hier schreiben dieses Mal die Grünen in Steglitz-Zehlendorf über ihre Argumente.
Derzeit heftig diskutierte Fragen im Bezirk sind: Dürfen Hunde an Schlachtensee und Krumme Lanke mitgebracht werden? Können Menschen ohne Hunde und speziell Familien beide Seen zur Erholung wieder nutzen? Das Thema bewegt den Bezirk bereits eine gutes Jahrzehnt, und bisher wurden alle Initiativen, hier eine Änderung der bestehenden Regelungen zu finden, relativ schnell mit viel Empörung von Seiten einer laut und stark auftretenden Hunde-sind-immer-und-überall-richtig-Bewegung verhindert. Der ehemals ebenfalls als Badesee genutzte Grunewaldsee ist mittlerweile für Menschen ohne Hunde nicht mehr attraktiv.
Eine sachliche Diskussion ist allerdings kaum möglich. Wer Hunde irgendwo nicht haben möchte, wird schnell als Hundehasser/in abgestempelt. Senatsverwaltung und Bezirk sind mit diversen Ämtern in dieser Diskussion beteiligt und haben die Aufgabe, eine Lösung zu finden, die allen gerecht wird.
Schlachtensee und Krumme Lanke sind EU-Badestellen
Derzeit sind Krumme Lanke und Schlachtensee als EU-Badestellen gemeldet. Im Gegensatz zu anderen Badestellen wie z.B. dem Tegeler See sind Krumme Lanke und Schlachtensee als gesamter See Badestelle. Das Mitführen von Hunden an Badestellen ist nach EU-Recht nicht erlaubt. Das Schwimmen von Hunden in Badestellen / in Badegewässern erst recht nicht. Natur erleben, Spaziergänge mit und ohne Hund, Baden mit und ohne Kinder,Radfahren um die Seen, im Ausflugslokal speisen und feiern.
Jede der Nutzungsmöglichkeiten braucht gewisse Bedingungen und schränkt andere damit ein – ein immer bedeutend werdender Umstand, den Großstädte zu bewältigen haben. Spielende Kinder oder ruhebedürftige Bewohner, Baum oder Bauten auf Grundstücken, Kleingarten oder Wohnungen, Touristen oder Ruhe, Autos oder gute Luft, Rauchen oder nicht, Radwege auf Straßen, Tempo 30 oder Priorität Verkehr... Die Liste ließe sich mühelos ergänzen. Um diese Nutzungskonflikte unserer wachsenden Stadt zu erkennen und zu lösen, werden wir alle – die Politik, die Bezirksregierung und der Senat – gemeinsam vorgehen müssen.
Die Konflikte, die mit der Anwesenheit von Hunden am Ufer des Schlachtensees und an der Krummen Lanke zusammenhängen, sind sehr vielfältig. Die Konfliktlage wird durch die Uneinsichtigkeit einiger Menschen mit Hund verschärft, die sich nicht in die Lage der Menschen hineinversetzen können, die Angst vor Hunden haben oder einfach keine Berührung mit Hunden wünschen. Der über die Badedecke laufende Hund, der sich am auf der Decke ausgebreiteten Picknick bedient, sich ausgiebig nach dem Bad schüttelt und Auge in Auge vor dem Kleinkind steht und spielen möchte – das alles sind vielfach vorkommende Ereignisse, die nicht dazu beitragen, dass die beiden Seen von Familien mit Kindern als attraktiv erlebt werden.
Es gibt zunehmend Menschen, die sich Hunde in der Großstadt halten, aber die Bedingungen dafür eigentlich nicht erfüllen. Das sehen wir als ein Problem, weil die Hundeausführdienste, die dann mit mehreren Hunden an der Leine spazieren gehen, das Konfliktpotenzial auf den ohnehin schmalen Wegen um die Seen noch weiter erhöhen.
Viele Menschen haben sich in den letzten Jahren enttäuscht von den Seen zurückgezogen. Das möchten wir nicht. Wir wollen ausdrücklich, dass diese Seen der Erholung und Freizeit aller Bevölkerungsgruppen dienen. Deshalb begrüßen Die Grünen im Bezirk die gemeinsame Entscheidung des Bezirks und des Senats, das Hundeauslaufgebiet um vier Prozent zurückzuziehen, um damit den Erholungswert für Menschen um Schlachtensee und Krumme Lanke zu erhöhen. Kreisverband und Fraktion haben sich intensiv mit dem Thema befasst, mit vielen Menschen gesprochen und erhalten auch viel Post, in der sowohl befürwortende als auch ablehnenden Haltungen zu dem Thema eingenommen wird.
Ziel grüner Politik ist es, wieder mehr Erholungs- und Aufenthaltsqualität an und um Schlachtensee und Krumme Lanke erlebbar zu machen. Dafür muss das Folgende geschehen:
- Das Problem des Mülls müssen Bürger/innen und Stadt gemeinsam lösen, indem die einen ihren Müll mitnehmen und nicht einfach liegen lassen und die Stadt an geeigneten Stellen ausreichend Mülleimer bereitstellt, damit der Müll beim Verlassen der Erholungsgebiete entsorgt werden können.
- An den wichtigen Zugängen zum See müssen Toiletten aufgestellt werden. Angesichts der vielen Menschen die den See besuchen und dort baden, ist dies dringend erforderlich.
- Die Uferzonen müssen geschützt und gepflegt werden. Wir begrüßen die Aktivitäten der Senatsverwaltung und des Bezirks in den letzten Jahren, die Uferzonen neu instand zu setzten und teilweise abzutrennen, um ihnen die Möglichkeit der Regeneration zu geben.
- Wir freuen uns über die Beliebtheit der Fischerhütte, aber auch darüber, dass der Bezirk dafür sorgt, dass es ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen attraktiven Festen und Ruhezeiten dort gibt.
- Und „last but not least“ sehen wir es als zumutbar an, dass Spaziergänge mit Hund auf den oberen Seeumrundungsweg verlegt werden, um die Konflikte zwischen Menschen, die mit Hund und denen die ohne Hund den See genießen möchten, zu vermeiden.
Am Mittwoch, 15. April 2015, lädt die Grünen-Stadträtin Christa Markl-Vieto zusammen mit Umweltstaatsekretär Christian Gaebler (SPD) zum Bürgergespräch. 19 Uhr bis 21.30 Uhr. Ort: Freie Universität, Henry-Ford-Bau, Hörsaal A, Garystraße 35, 14195 Berlin.
Die Autoren sind die Kreisvorsitzenden von Bündnis90/Die Grünen in Steglitz-Zehlendorf. Der Text erscheint im Tagesspiegel Zehlendorf, der Online-Zeitung aus dem Südwesten.
Tonka Wohjan, Norbert Schellberg