Steglitz-Zehlendorf: Der Sanierungsstau und die Folgen: Legionellen und zu viel Eisen im Wasser
Legionellen auf einer großen Sportanlage, kein Trinkwasser in einigen öffentlichen Gebäuden, weil die Rohre veraltet sind - in Steglitz-Zehlendorf macht sich angesichts der riesigen Sanierungsliste Ohnmacht breit. Das Bezirksamt sagt: Wir können nicht alles bezahlen.
In Steglitz-Zehlendorf sind zurzeit die sanitären Anlagen von mehreren Schulen und Sporthallen von Legionellen befallen. Dies teilte das Bezirksamt auf Anfrage des Zehlendorf Blogs mit. Unter anderem ist die komplette Anlage des Ernst-Reuter-Sportfeldes für das Duschen gesperrt, so dass diese bis mindestens Ende Januar von den Mannschaften des Fußball-Klubs Hertha 03 Zehlendorf nicht genutzt werden können. Gleichzeitig verschärft sich offenbar die Situation in mehreren öffentlichen Gebäuden und auch Sporthallen, was den Zustand der Wasserrohre angeht. Bei Messungen wurde beispielsweise herausgefunden, dass das Wasser der ohnehin maroden Onkel-Tom-Sporthalle eine zu hohe Eisenbelastung aufweist, deshalb wurden Schilder angebracht: "Kein Trinkwasser."
Allerdings beklagen die Nutzer der Halle, dass nicht klar sei, ob das für alle Toiletten gilt, da der Hinweis zurzeit nur noch an einem Klo angebracht ist. Die Stadträtin für Bildung und Sport, Cerstin Richter-Kotowski (CDU) teilte auf Anfrage mit, dass derzeit die "bezirkliche Priorität auf der Instandsetzung von gesperrten Sporthallen bzw. Sportanlagen" liege, "um diese dem Sportbetrieb schnellstmöglich wieder zur Verfügung stellen zu können". Eigentlich müssten viele Wasserrohre erneuert werden, aber dafür hat der Bezirk kein Geld. Richter-Kotowski sagt: "Die Erneuerung der Wasserrohre ist zwar geplant, aber derzeit aufgrund des vorhandenen Sanierungsrückstaus im Bezirk noch nicht umgesetzt."
Wie mehrfach berichtet, ist Steglitz-Zehlendorf der Berliner Bezirk mit dem größten Sanierungsstau für Schulen und Sportanlagen, allerdings sind auch viele andere öffentliche Gebäude im Bezirk marode und sanierungsbedürftig. Es gibt mittlerweile beispielsweise Jugendeinrichtungen, die nicht genutzt werden können, weil Gefährdungen aller Art vorliegen. Ein ranghoher Mitarbeiter des Bezirksamts sagte dem Tagesspiegel, die Lage sei "zum Verzweifeln, wenn nicht bald etwas getan wird, bricht uns hier die Versorgung zusammen". Die Geldfrage könne aber nur der Senat beantworten. Auch im Rathaus gibt es seit Jahren einige Toiletten, in denen das Wasser nicht getrunken werden darf.
Laut Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) braucht Steglitz-Zehlendorf die Summe von 400 Millionen Euro, um alle Sanierungsfälle abzuarbeiten.
Mittlerweile hat sich im Bezirksamt, aber auch bei den Bürgern eine Haltung herausgebildet, die eine gewisse Ohnmacht zeigt, ein Mitarbeiter sagt: "Wenn ich auf solche Dinge angesprochen werde, sage ich, ja, das stimmt, aber wir können nichts tun." Bei den Verantwortlichen von Hertha 03 Zehlendorf, die zurzeit besonders von der Legionellen-, aber auch Trinkwasserproblematik betroffen sind, ist man vorsichtig mit Aussagen: "Lieber kein Trinkwasser, als die gesamte Sporthalle gesperrt", heißt es etwa von verantwortlicher Seite. Eltern von Kindern, die bei Hertha 03 spielen, sagten auf dem Trainingsgelände, es sei "zunächst doch sehr gut, dass das Amt die Legionellen entdeckt und gehandelt hat".
Das Bezirksamt weist daraufhin, dass Legionellenprobleme "nie ganz ausgeschlossen werden", da, wie die Stadträtin erklärt, "aufgrund von Energieeinsparungen oft die Vorlauftemperaturen zu den Wasserleitungen heruntergeregelt werden. Auch eine nicht ausreichende Wasserzirkulation z.B. in der Ferienzeit erhöht das Risiko der Legionellenbildung".
Der Autor ist Redakteur für besondere Aufgaben im Tagesspiegel und hat die lokalen Blogs der Zeitung konzipiert. Dieser Beitrag erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten Berlins. Folgen Sie dem Autor auch auf Twitter.
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