Streit um geplantes Rugby-Stadion in Zehlendorf: Kampf ums "Ei"
An der Wilma-Rudolph-Schule soll, wie berichtet, ein Rugby-Stadion für den Berliner RC entstehen - doch die Anwohner protestieren dagegen. Der erste Info-Abend vom Bezirksamt verlief enttäuschend, jetzt wollten die Bürger mehr Auskünfte im Sportausschuss erfahren. Wir waren dabei.
Dienstagabend, 26. Mai, Sportausschuss des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf: Neben den Ausschussmitgliedern sind etwa 20 Anwohner zu der öffentlichen Sitzung in der Wilma-Rudolph-Oberschule erschienen. Sie erhoffen sich detailliertere Informationen zum geplanten Umbau der sanierungsbedürftigen Sportanlage der Schule - der Bezirk möchte dem renommierten Berliner Rugby Club (BRC) hier eine neue Heimstatt geben und ein Rugby-Stadion errichten.
Nachdem es beim ersten Informationsabend, wie berichtet, am 29. April zu tumultartigen Szenen und offenem Streit zwischen Bürgern und Bezirkspolitikern gekommen war, hörte man gestern Abend einander wenigstens zu. Am Anfang der Ausschusssitzung findet eine Ortsbegehung statt, während dieser sich die Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) und die anderen Ausschussmitglieder kritische Fragen der besorgten Anwohner gefallen lassen müssen. Ob die Speisen- und Getränkeanlieferung für das geplante Vereinsheim durch die bereits vorhandenen Schuleingänge erfolgen würde, will eine Dame wissen, um gleich darauf hinzuzufügen: Aber bitte keinen Extra-Zugang am Holzungsweg bauen!
Richter-Kotowski sagt, dass der Grünstreifen zum Holzungsweg erhalten bleibe und dass nicht über das derzeitige Gelände hinaus gebaut werden würde. Weitere Fragen, z.B. nach einem Verkehrskonzept, internen Genehmigungsverfahren, Bauantrag oder auch möglichem Baubeginn, können aber seitens der Ausschussmitglieder nicht vertiefend erörtert werden. Immer wieder heißt es: „Wir prüfen das noch." Oder: „Das können wir erst beantworten, wenn die Pläne vorliegen.“
Was feststeht: Das Vereinsheim, geplant in einigem Abstand zum Holzungsweg im Bereich der Endzone des Rugby-Spielfeldes, würde nur für den BRC und seine Gäste zur Verfügung stehen, nicht für die Öffentlichkeit. Auch nicht für die Schülerschaft der Wilma-Rudolph-Schule. Angedacht sind Umkleidekabinen und sanitäre Anlagen im Erdgeschoss und eine Geschäftsstelle samt Gastronomie im ersten Stock. Der Ausschank von Alkohol sei vorgesehen, allerdings ohne jegliche öffentliche Alkoholwerbung auf dem Schulgelände.
Was den Spielbetrieb angehe, so würden hier nur kleine Turniere stattfinden, große hingegen weiterhin auf der Sportanlage Jungfernheide. Wie viele Spiele pro Saison und wie viele Trainingseinheiten pro Woche anstünden, konnte nicht beantwortet werden.
Lärm- und Lichtgutachten kommen vor den Sommerferien
Weiterhin müsste eine Besuchertribüne für maximal 300 Zuschauer gebaut werden und ein Ballfangzaun in der Höhe von sechs Metern, damit das „Ei“ nicht rausfliege. Richter-Kotowski bekräftigt, dass die Sportanlage samt der Wilma-Rudolph-Oberschule kein Olympiastützpunkt werde. Was die Unterhaltung des Rugbyfeldes angehe, so wäre der BRC (der für das Bauvorhaben rund 1,4 Millionen Euro Eigeninvestment mitbringen würde) für Bewässerung und die Lichtkosten (Flutlicht) zuständig, der Bezirk für die Pflege und Instandhaltung.
Die Gutachten für Lärm- und Licht-Emission sowie für Umweltverträglichkeit sollen noch vor den Sommerferien vorliegen. Und erst, wenn diese grünes Licht für das Bauvorhaben geben würden, würde die Planung weiter vorangetrieben.
Die Anwohner bewegt noch die Frage, warum das Rugby-Stadion denn nicht, wie ursprünglich angedacht, auf dem Sportplatz in der Sachtlebenstraße 36 gebaut würde. Der Bezirk hatte bisher so argumentiert, dass der Boden dort kontaminiert und daher ein Umbau zu teuer sei.
Doch inzwischen verfügt die Anwohnerinitiative über ein Gutachten des Senats für Stadtentwicklung und Umwelt, das - so ihr Vertreter Friedrich-W. Groefke - genau das Gegenteil beweist. Beim Ausschuss nennt Richter-Kotowski nun noch einen anderen Grund, der ihrer Ansicht nach gegen die Sachtlebenstraße spricht: Eine Doppelnutzung desselben Sportfeldes durch den Berliner Rugby Club und dem dort schon trainierenden Baseball- und Softballverein Berlin Wizards sei nicht machbar. Die Anlage sei zu klein dafür, der Umbau viel teurer als der auf dem Gelände der Wilma. Außerdem bestünde die Gefahr, dass die Sportarten in Konkurrenz zueinander geraten würden.
Die Anwohner-Intitiative wiederum sieht das ganz anders. Es habe bereits Gespräche zwischen dem Berliner Rugby Club und dem Baseballverein gegeben, sagt Groefke, der sich persönlich für den Baseballsport in Berlin engagiert. Beide Seiten seien sich sicher, dass man auf dem Sportplatz in der Sachtlebenstraße gut miteinander auskommen würde.
Die Autorin lebt in Zehlendorf. Der Text erscheint auf Tagesspiegel-Zehlendorf, das lokale Debattenportal aus dem Berliner Südwesten.