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Kann das weg? Die neuen Eigentümer des Gloria Palasts wollen die Fassade abreißen und haben Benetton gekündigt.
© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Investor will Gloria Palast am Ku'damm abreißen

Das traditionsreiche Ex-Kino Gloria Palast am Kurfürstendamm ist ein Baudenkmal. Trotzdem planen Käufer einen höheren Neubau mit anderer Fassade – angeblich ist die alte zu marode.

Eingerüstet ist das 1998 geschlossene Kino Gloria Palast am Ku'damm, in dem Benetton verkauft, schon seit Wochen wegen Fassadenschäden. Aber die neuen Eigentümer planen keine Reparaturen, sondern haben beim Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf den Abriss der Fassade beantragt. Das sechsstöckige Haus soll entkernt werden und dann auf acht Etagen wachsen. Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) lehnt dies ab.

Der Gloria Palast hatte 1926 im nahen „Romanischen Haus“ eröffnet. Dieses Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, heute steht dort das „Zoofenster“-Hochhaus. 1953 kehrte das Kino am Ku'damm 12 zurück, auch die Berlinale gastierte dort.

Wie marode ist die Fassade?

Der Eigentümer habe ein Gutachten vorgelegt, wonach die Fassade „nicht standfest“ sei, sagte Stadtrat Schulte am Mittwochabend im BVV-Stadtentwicklungsausschuss. Das Bezirksamt wolle in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt ein zweites Gutachten in Auftrag geben. Laut Stadtplanungsamtsleiter Rainer Latour zeigten die Investoren „in einer kurzen Powerpoint-Präsentation“ bereits einen angestrebten Neubau mit acht statt bisher sechs Etagen.

Die Firma beruft sich demnach auf die Höhe des achtstöckigen Riegelgebäudes nebenan, das zurzeit als Vorbau des künftigen 118-Meter-Hochhauses „Upper West“ am Breitscheidplatz entsteht und für Läden und Büros gedacht ist.

Man habe aber auch die acht Etagen jenes Vorbaus als unpassend für den Ku'damm kritisiert, sagten Latour und Schulte. Die Genehmigung dafür stamme von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Beim Gloria Palast sei der Bezirk zuständig.

Wie es am Ku'damm 15 weitergeht, ist unklar. Die zwei Läden rechts bleiben nicht mehr lange. McDonald's verhandelt noch mit dem neuen Vermieter.
Wie es am Ku'damm 15 weitergeht, ist unklar. Die zwei Läden rechts bleiben nicht mehr lange. McDonald's verhandelt noch mit dem neuen Vermieter.
© Cay Dobberke

Den Namen des Investors wollten beide nicht nennen. Nach Tagesspiegel-Informationen handelt es sich um die Düsseldorfer Centrum Holding und die RFR Holding in Frankfurt am Main. Im vorigen Sommer hatte zunächst die britische CR Investment Management GmbH das Gebäude als Teil eines Immobilienpakets aus 127 Objekten in 84 deutschen Städten erworben und dann weiterverkauft.

Dabei ging es nicht nur um den Gloria Palast. Unter dem Namen „Gloria Galerie“ wechselten auch das neuere Nachbarhaus am Ku'damm 13/14 mit dem Schuhgeschäft Görtz sowie der denkmalgeschützte Gründerzeitbau mit der Hausnummer 15 und McDonald's den Eigentümer.

Im Gloria Palast wurde der Modekette Benetton gekündigt. Man wehre sich dagegen mit anwaltlicher Hilfe, sagte der Vize-Filialleiter Dass es Mängel an der Fassade gebe, sei unstrittig, schließlich habe es schon Wasserschäden gegeben. Die Frage sei aber, ob die Sanierung mit vertretbarem Aufwand möglich ist.

Nebenan am Ku'damm 13/14 zieht die Schuhhandlung Görtz zum Jahresende aus, wie eine Verkäuferin bestätigte.

Im Haus Ku'damm 15 sagte eine Mitarbeiterin des Kosmetikladens „The Body Shop“, auch dort sei bald Schluss. Ein Souvenirladen im selben Gebäude war nur als Zwischennutzer eingezogen und schließt voraussichtlich im Frühjahr. McDonald's teilte mit, man stehe mit dem neuen Vermieter in Verhandlungen. „Allerdings ist deren Ausgang momentan noch offen“, sagte eine Sprecherin der Schnellrestaurantkette.

Auch am Baudenkmal am Kurfürstendamm 15 ist die Fassade beschädigt und eingerüstet. Früher gab es dort das berühmte Lokal „Mampes Gute Stube“ und später ein „Marché“-Restaurant von Mövenpick.

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