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Fensterlos. Hier wohnen 500 Flüchtlinge - und jetzt auch die Erreger der Windpocken.
© Cay Dobberke
Update

Flüchtlinge in Berlin: Im ICC sind die Windpocken ausgebrochen

Das Gesundheitsamt des Bezirks impft im Congress Centrum. 13 Fälle von Windpocken sind bestätigt. Täglich kommen neue Züge mit weiteren Flüchtlingen an.

Unter den Flüchtlingen, die derzeit im Internationalen Congress Centrum (ICC) leben, sind die Windpocken ausgebrochen. Der Gesundheitsstadtrat des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, Carsten Engelmann (CDU), meldete 13 bestätigte Erkrankungen und sieben Verdachtsfälle. Es wurde ein Aufnahmestopp erlassen, der vorerst bis 24. Januar gilt. Die Erkrankten wurden laut Engelmann isoliert und werden medizinisch betreut.

Das Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf startete gleich am Mittwoch im ICC eine Impfaktion gegen Windpocken; es wurden allerdings nur 24 der dort lebenden 500 Personen geimpft. Laut Engelmann dauerte die Aktion nur einen Tag. Die Bereitschaft sei aber groß, sich impfen zu lassen. Vier Schwangeren wurde Blut abgenommen, um zu überprüfen, ob Sie bereits Antikörper gegen die Windpocken gebildet haben.

Es mangelt an Ärzten, aber die Ärzte unter den Flüchtlingen dürfen nicht arbeiten

Es waren zwei Ärzte und zwei weitere Mitarbeiter des Gesundheitsamts dafür im Einsatz. Es mangelt dort wie überall an Personal; zeitweise blieben sogar die Schuleingangsuntersuchungen der künftigen Erstklässler liegen. Die Behörde hat mittlerweile neues Personal bewilligt bekommen, doch dauert die Besetzung der Stellen üblicherweise.

Unter den Flüchtlingen sind auch Ärzte, doch können deren Fähigkeiten erst genutzt werden. wenn sie ihr Berufsanerkennungsverfahren abgeschlossen haben. Viele von ihnen sind aber noch nicht einmal so richtig im Asylverfahren angekommen, da das Lageso mit den Registrierungen nicht hinterherkommt. In Charlottenburg-Wilmersdorf sind derzeit 5200 Personen in 13 Einrichtungen von der Notunterkunft bis zur Turnhalle untergebracht.

Es kommen weiter fast täglich Züge an

Allein am Dienstag kamen 582 Flüchtlinge in Berlin an. Der für Donnerstag angekündigte Zug fiel aus. Es werden weiter Unterkünfte gebraucht, auch wenn die Zugangszahlen leicht sinken. „Ab kommender Woche sollen fünf Züge wöchentlich eintreffen“, sagte Regina Kneiding, Sprecherin der Sozialverwaltung. Das sei ein leichter Rückgang. Es seien zeitweise täglich ein Zug und mehrere Busse gekommen. Seit Neujahr wurden 1900 Personen in Berlin neu aufgenommen.

In Tempelhof zog man um

In den Hangars auf dem Tempelhofer Flughafen wurde am Donnerstag umgezogen: Knapp 200 Bewohner von Hangar 1 sollten nach dem Abendessen in den neu hergerichteten Hangar 7 ziehen, der insgesamt 500 Personen fasst. Die gut 300 übrigen Plätze sollten am Freitag belegt werden. Die Heizung war kaputt und geht jetzt wieder. Betrieben wird die Riesenunterkunft von der Tamaja GmbH.
Sprecherin Maria Kipp berichtete, die Hygienesituation in Tempelhof bessere sich. Zwar seien immer noch 76 Duschen in den Hangars 3 und 4 nicht angeschlossen, dies solle aber in der kommenden Woche passieren. Derzeit werden die Bewohner der Hangars 2, 3 und 4 mit Shuttle-Bussen zum Hangar 7 gefahren, wo sie duschen können. In Hangar 4 gibt es auch einen persönlichen Wäsche-Service: Ein Dienstleister holt die abgegebene Wäsche ab und bringt sie sauber zurück. Waschmaschinen sind bisher nicht vorhanden, es wird laut Kipp aber an der Einrichtung eines Waschsalons gearbeitet. Die Duschen seien jetzt aber erstmal wichtiger.

Offenbar plant der Senat fünf neue Hallen in Tempelhof

Unterdessen hat der Senat nach Informationen der „Berliner Zeitung“ seine Ausbaupläne für Tempelhof überarbeitet. Es sollen nicht nur Hallen für Schule, Kita, Großküche entstehen, sondern auch fünf weitere Hallen, in denen weitere 3500 Menschen unterkommen könnten.

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