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Hunderte Bürger kamen zum Informationsabend in die Auenkirche.
© Cay Dobberke

Flüchtlingsaufnahme in Berlin-Wilmersdorf: Helfer rufen um Hilfe

An der Bundesallee öffnet bald eine Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge. Bei einem Informationsabend ging es vielen Bürgern aber mehr um Probleme in der Notunterkunft im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf.

Die neue Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge an der Wilmersdorfer Bundesallee soll in wenigen Wochen eröffnen – während in der seit fünf Wochen bestehenden Notunterkunft im früheren Rathaus Wilmersdorf teils chaotische Zustände herrschen. Das zeigte eine Bürgerversammlung, zu der am Mittwochabend der Sozialstadtrat in der City West, Carsten Engelmann (CDU), in die evangelische Auenkirche eingeladen hatte.

Das ehemalige Bankgebäude in der Bundesallee.
Das ehemalige Bankgebäude in der Bundesallee.
© Kai-Uwe Heinrich

Wann genau die Erstaufnahmestelle in die ehemalige Landesbank Berlin (LBB) an der Bundesallee zieht, konnte Michael Thiel vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) nicht sagen. Es solle „so schnell wie möglich“ gehen. Man müsse noch den Brandschutz prüfen und Kassenschalter funktionsfähig machen.

Das Lageso teilt sich auf

Die überlastete Aufnahmestelle in Moabit ziehe nicht ganz um, sagte Thiel.

Auf dem Podium in der Kirche: Michael Thiel vom Lageso, Stadtrat Carsten Engelmann und Superintendent Carsten Bolz als Moderator.
Auf dem Podium in der Kirche: Michael Thiel vom Lageso, Stadtrat Carsten Engelmann und Superintendent Carsten Bolz als Moderator.
© Cay Dobberke

An der Turmstraße bleibe das Lageso zuständig für Flüchtlinge, die länger als drei Monate in Berlin sind. In der Bundesallee wolle man Neuankömmlinge empfangen, die rund die Hälfte der 2000 bis 3000 Amtsbesucher pro Tag ausmachten.

Laut Thiel ist das Bankgebäude sehr gut geeignet, weil es große überdachte Wartebereiche biete, niemand müsse draußen warten. Das Land Berlin wolle die Immobilie gegen Jahresende kaufen. Das Gebäude wurde schon beschlagnahmt, um eine bislang geplante Zwangsversteigerung abzuwenden.

„Himmelschreiende Zustände“ am Fehrbelliner Platz

Obwohl es an sich nur um die Bundesallee gehen sollte, prangerten engagierte Bürger große Probleme in der Notunterkunft im früheren Rathaus am Fehrbelliner Platz an. So sagte eine Vertreterin der Initiative „Willkommen in Wilmersdorf“, man habe Waschmaschinen und Trockner gespendet, doch fehlten dafür Wasseranschlüsse. Ein Internist, der einer Gruppe ehrenamtlich tätiger Ärzte angehört, sagte: „Die hygienischen Zustände schreien zum Himmel.“ Es mangele an Waschbecken, die Toiletten seien „mies“.

In der einstigen Rathauskantine können mangels Küchentechnik keine warmen Speisen zubereitet werden, auch die dortige Kühlkammer soll völlig verrottet sein. Zurzeit liefert ein Cateringdienst abgepackte Mahlzeiten. Diese entsprechen zum Teil aber nicht den islamischen Essensregeln, sind also nicht „halal“.

„So kann es nicht weitergehen“

Bereits am Mittwochnachmittag hatte sich auch der BVV-Ausschuss für Gender Mainstreaming mit der Notunterkunft im Ex-Rathaus befasst. Dort schilderte Philipp Bertram von der Initiative „Wilmersdorf hilft“ die Probleme alleinstehender Frauen unter den Flüchtlingen. Frauen und Kinder stünden unter Stress, weil die meisten als Wohnräume genutzten Büros mehrere Durchgangstüren hätten, die nicht abschließbar seien. Nun sei man mit dem Hausmeister dabei, diese Türen zu verschrauben.

„Vieles wurde nicht zu Ende gedacht“, sagte Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) im Ausschuss. „So kann es nicht weitergehen“, kritisierte die Ausschussvorsitzende Gerhild Pinkvoss-Müller (SPD). Der Bezirk ist für die Unterkunft aber nicht zuständig und kann nur an das Lageso und das Berliner Immobilienmanagement (BIM) als Vermieter appellieren.

Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hatte die Notunterkunft zunächst ehrenamtlich mit Unterstützung vieler Bürger betrieben, seit dem 7. September ist der ASB nun auch der hauptamtliche Betreiber. Bislang gab es dafür kein Geld vom Lageso, wie bei der Versammlung in der Kirche bekannt wurde. Soeben seien die Mittel aber freigegeben worden, hieß es.

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