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Designerinnen in der Drogerie. Linn Annen, Chardia Budiman, Inge Borg Ohly und Conny Kraus (von links nach rechts) beleben den ehemaligen Schlecker-Markt.
© Cay Dobberke

Zehlendorfer Einkaufspassage mit neuem Konzept: Frischer Wind in alten Läden

Mit einem Fest und der Eröffnung eines Designerladens beginnt der Wandel in einer der ältesten Berliner Einkaufspassagen. Händler, Vermieter und Zehlendorfer Anwohner wollen die etwas angestaubt wirkende Ladenstraße im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte bekannter machen.

Abmontierte Leuchtreklamen und ein herrenloser Einkaufswagen sind das Einzige, was in der ehemaligen Schlecker-Filiale im Zehlendorfer U-Bahnhof Onkel Toms Hütte noch an den Drogeriemarkt erinnert. Jetzt füllen sich Schaufenster und Regale mit Taschen, Lampen und Mode - sechs junge Designerinnen bereiten die Eröffnung des Ladens „Berliner Stücke“ vor, in dem mehr als 30 Mitglieder des „Kreativnetzes Neukölln“ einen Monat lang ihre Produkte anbieten wollen. „Für uns ist es ein spannendes Experiment“, sagen die Designer, vielleicht gehe der Verkauf später in einem kleineren der leer stehenden Läden weiter.

Taschen-Paradies. Diese Designermodelle gehören zur temporären Verkaufsausstellung „Berliner Stücke“..
Taschen-Paradies. Diese Designermodelle gehören zur temporären Verkaufsausstellung „Berliner Stücke“..
© Cay Dobberke

Am Sonnabend um 11 Uhr öffnet aber nicht nur der Designerstore: In und um die Ladenstraße wird ein Fest gefeiert; künftig soll es dort „frischen Wind“ geben. Die 81 Jahre alte Einkaufspassage werde konzeptionell „aus den 50er Jahren ins 21. Jahrhundert gebeamt“, verspricht Heide Wohlers. Sie leitet das Projekt „Zukunftskiez Onkel Toms Hütte" im Auftrag des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf, ihre Anlaufstelle ist der Kiezladen des Anwohnervereins „Papageiensiedlung“.

Sie zieht an einem Strang mit Dieter Aßhauer, der einen Großteil der Ladenstraße für die Immobilienfirma Ansorge verwaltet, und Verena Charnow, die mit ihrem Mann Bernd den Elektroladen Alfred Schäffler in dritter Generation führt und die Händler vertritt.

Für die Neuausrichtung gibt es drei Schlagworte: Kreativität, Mobilität und Nachhaltigkeit. Mit „Mobilität“ ist vor allem die geplante Ansiedlung eines Fahrradladens gemeint, der auch Elektro-Zweiräder vermieten könnte; beim Fest wird eine Video-Installation über E-Mobilität einen Vorgeschmack darauf geben.

Zur Nachhaltigkeit sollen Lebensmittelanbieter aus der Region beitragen. Am Sonnabend präsentiert sich an einem Stand zunächst ein Brandenburger Bio-Schlachthof, der selten gewordene Schweinerassen züchtet und schon in einer Kreuzberger Markthalle verkauft. Ab April oder Mai 2014 soll es einen Wochenmarkt auf dem Bahnhofsvorplatz an der Onkel-Tom-Straße geben.

Außerdem ist angedacht, aus der ehemaligen Confiserie eine „Manufaktur“ zu machen, die mehrere Anbieter gemeinsam betreiben. Laut Verwalter Aßhauer gibt es dafür Interessenten. Über eine Ladeneröffnung verhandele er auch mit einem italienischen Spezialitätenanbieter vom Mexikoplatz, der sich ebenfalls am Sommerfest beteiligt.

Auf neuem Kurs. Händler-Vertrerin Verena Charnow vom Elektroladen Schäffler (links) mit Projektleiterin Heide Wohlers und Verwalter Dieter Aßhauer.
Auf neuem Kurs. Händler-Vertrerin Verena Charnow vom Elektroladen Schäffler (links) mit Projektleiterin Heide Wohlers und Verwalter Dieter Aßhauer.
© Cay Dobberke

Doch nicht für alle leeren Geschäfte sind Mieter in Sicht - das zeigen Plakate, auf denen Flächen zwischen 40 und 200 Quadratmeter beworben werden.

Ausgebremst wird die Entwicklung noch durch Bauarbeiten der BVG, die voraussichtlich bis November am Bahnhofseingang an der Onkel-Tom-Straße einen Fahrstuhl einbaut. Um daraus das Beste zu machen, lädt seit Juli an jedem Sonnabend ein Baustellen-Café mit mobilen Kaffee- und Crêpes-Ständen auf dem Vorplatz zum Verweilen ein.

Unterdessen bereitet Heide Wohlers zusammen mit den insgesamt drei Vermietern der Läden sowie den Händlern und dem Anwohnerverein eine neue Standortgemeinschaft vor. Das Ziel des „Onkel Tom e.V.“ wird es sein, die Ladenstraße über den Kiez hinaus attraktiv zu machen. Nur so könne die Existenz der Läden auf Dauer gesichert werden, sagt Wohlers: „Es muss ein Ort für ganz Zehlendorf werden.“

- Weitere Informationen unter: www.onkeltomkiez.de und
www.ladenstrasse-oth.de.

Der Autor ist Reporter im Tagesspiegel-Ressort Berlin-Brandenburg. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

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