Ärger bei der SPD in Berlin-Spandau: Fraktionschef nimmt Geld aus der Kasse
Große Enttäuschung in Spandau: Ein langjähriger Spitzenmann tritt zurück, bestätigt die Parteispitze. Nicht das einzige Problem.
Die SPD im Berliner Westen hat das nächste Personalproblem: Nachdem Kreischef Raed Saleh schon der Bürgermeisterkandidat für die Wahl 2021 kurz nach Nominierung abhanden gekommen war, gibt es nun Ärger mit dem langjährigen Chef der Fraktion in der BVV.
Christian Haß, 57, ist zurückgetreten. Warum? Haß hat sich selbst ein Darlehen aus der Fraktionskasse genehmigt - ohne dass andere davon etwas wussten. Den Vorgang bestätigte Helmut Kleebank, stellvertretender Kreischef, dem Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel am Dienstagnachmittag.
Haß, seit 40 Jahren in der Partei, soll gesundheitliche Beschwerden gehabt haben und arbeitslos geworden sein. Ein oft giftiger Mix, der in persönlicher Verzweifelung endet: Haß, seit 2011 Fraktionschef der BVV Spandau, griff in die Kasse, soll das Geld aber mittlerweile zurückgezahlt haben. Aufgefallen war das alles bei der Revision der Kasse. Es geht um einen vierstelligen Betrag.
Ende letzter Woche erfuhr die Kreisspitze vom Vorgang, in der Nacht zu Montag entschied sich Haß zum Rücktritt als Fraktionschef und informierte die SPD. Er soll den Fehler eingesehen haben. Haß bleibt der BVV-Fraktion aber erhalten und soll mittlerweile auch wieder einen Job gefunden haben.
[Und wer soll Bürgermeister werden? Der eigentliche SPD-Kandidat, ein Schulleiter, trat überraschend aus Gesundheitsgründen zurück. Hier die Geschichte im Spandau-Newsletter]
Die Arbeit als Fraktionsvorsitzender in den Bezirken ist ein "Ehrenamt"; in Spandau beispielsweise arbeiten die Vorsitzenden anderer Parteien als Polizisten, Erzieher, Makler tagsüber.
Die SPD hat in Spandau gut mit sich selbst zu tun: Helmut Kleebank hört nach zehn Jahren wie verabredet als Bürgermeister auf und strebt in den Bundestag. Sein möglicher Nachfolger, ein Schulleiter aus Berlin-Kladow, war kurz nach seiner Nominierung überraschend im Herbst zurückgetreten. Begründung: Er sei nach einer elfwöchigen Corona-Erkrankung im Frühjahr einfach nicht fit. Eine neue Kandidatin oder ein neuer Kandidat soll Anfang des Jahres benannt werden.
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