zum Hauptinhalt
Das Luxushotel Kempinski steht in der Diskussion, seit der Bezirk eine Bauvoranfrage für ein anderes Objekt an dieser Stelle öffentlich gemacht hat.
© Kai-Uwe Heinrich

Hotel Kempinski am Ku'damm: Direktorin wirft Amtsleiter Rufschädigung vor

Der mögliche Abriss des Charlottenburger Traditionshotels Kempinski schreckt die Branche auf – aber Direktorin Birgitt Ullerich wehrt sich entschieden. Es gebe keine wirtschaftlichen Probleme.

Die Investorenpläne für den Abriss des berühmten Luxushotels Kempinski am Ku’damm zugunsten von Neubauten haben viel Aufregung in der Berliner Hotellerie ausgelöst, bei Hoteldirektorin Birgitt Ullerich stand das Telefon am Donnerstag kaum noch still. Sie blieb bei ihrer Darstellung, das Haus werde nicht verkauft, und bestritt wirtschaftliche Probleme: „Das entspricht nicht der Wahrheit.“ Ullerich dementierte auch Branchengerüchte, wonach Kempinski sich zum Monatsende vom Haus trennen wolle.

Wie berichtet, hatte der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD) im BVV-Stadtentwicklungsausschuss erwähnt, dass dem Bezirk eine Bauvoranfrage vorliegt. Demnach solle das Kempinski durch eine Passage zwischen der Fasanen- und der Uhlandstraße mit Läden, Gastronomie, Wohnungen und einem kleineren neuen Hotel ersetzt werden.

Hinter den Plänen stehen die Nachbarn

Der Vorstoß stammt von den Eigentümern der Apartmentanlage „Kempinski Plaza“ hinter dem Hotel, der Familie Gädeke. Am Donnerstag bestätigte der Unternehmer Felix Gädeke das Vorhaben grundsätzlich, es sei aber noch zu früh, um Einzelheiten zu nennen.

Kempinski ist zwar Betreiber des Hotels, das 1952 als Stammhaus der Kette eröffnet hatte, nicht aber der Eigentümer des Grundstücks. Dieses gehört wohl noch immer der Octavian-Hotel-Holding des 2010 verstorbenen Milliardärs Dieter Bock. Die Gesellschaft, Teil einer weiteren Rotterdamer Holding, ist gegenwärtig nicht erreichbar.

Verärgert zeigte sich Direktorin Ullerich über eine Äußerung des bezirklichen Stadtplanungsamtsleiters Rainer Latour, wonach das Hotel wirtschaftlich „nicht mehr trägt“. Sie könne „nicht nachvollziehen“, worauf der Amtsleiter diese rufschädigende Behauptung stütze. Das Haus sei derzeit voll belegt. Sie habe erfolglos versucht, Latour zu erreichen.

Gäste erwarten billige Hotels in Berlin

Im Hintergrund der Spekulationen um das Bristol Kempinski steht zweifellos immer noch das Phänomen, dass die Zimmerpreise in Berlin trotz guter Durchschnittsbelegung kaum vorankommen und vom Niveau anderer Weltstädte immer noch weit entfernt sind. Das hat nur zum Teil damit zu tun, dass die Zahl der Zimmer der Nachfrage wegen ständiger Neueröffnungen immer noch vorauseilt.

Doch es scheint sich auch um ein psychologisches Phänomen zu handeln. Thomas Lengfelder, der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands, sagt: „Die Stadt hätte keinen Gast weniger, wenn die Hotels zehn oder zwanzig Euro teurer wären.“ Aber, so meint er, die Kunden hätten die Vorstellung vom billigen Berliner Hotel längst in ihre Überlegungen eingepreist und seien nicht bereit, höher zu gehen. Denn es gebe immer irgendjemanden, der im Zweifelsfall seine Zimmer ein paar Euro günstiger anbiete.

Junge Besucher zieht es in den Osten

Aber das gilt nicht gleichmäßig. Da praktisch der gesamte Berliner Hotelbestand Neubaucharakter hat, geraten ältere Häuser, die nicht durchgreifend modernisiert sind, automatisch ins Hintertreffen. Das galt für das kürzlich mit viel Abschiedsschmerz geschlossene Hotel Bogota, das gilt tendenziell aber auch für das Bristol Kempinski, das das erste neue Berliner Hotel nach dem Krieg war, nun aber 60 Jahre später nur noch begrenzt anpassungsfähig ist und bislang eher oberflächlich aufgefrischt wurde

Außerdem suchen vor allem junge Besucher den Berlinkitzel lieber im Osten – und in trendigeren Unterkünften ohne Portier und Gobelins. Eine Stichprobe beim Internetportal HRS für Dienstag, den 30. Juni, zeigt die Lage: Dort ist ein Doppelzimmer im Kempinski für 126,33 Euro zu haben. Auch das mit nur einem Stern ausgezeichnete „Generator Mitte“ in der Oranienburger Straße hat noch Zimmer frei. Es verlangt dafür: 129 Euro.

Von Präsidentensuite bis BER: eine kleine Berliner Hotelkunde

Das Kempinski ist nicht das größte Hotel, nicht das höchste, teuerste, aber doch berühmt. Eine kleine Hotelkunde.

Berlins höchstes Hotel: Am 21. Jahrestag der Gründung der DDR, 1970, wurde das „Interhotel“ am Alex eröffnet. Das heutige „Park Inn by Radisson“ hat 1012 Zimmer, fast 40 Etagen und ist mit 150 Metern Höhe (samt Antenne) das höchste Hotel der Stadt. Noch – denn am Estrel in Neukölln ist ein Hotelturm geplant. Höhe: 176 Meter, 50 Stockwerke.

Berlins sicherste Hotels: Wenn Staatsgäste in die Stadt kommen, für die hohe Sicherheitsvorkehrungen (Panzerglas, Panikraum ff.) nötig sind, stehen bekannte Hotels zur Auswahl: Waldorf, Ritz, Adlon, Interconti. Das Adlon, 1997 wiedereröffnet, soll einen Geheimtunnel rüber zur US-Botschaft haben (was eine Legende sein dürfte). Geeignet ist das Interconti (1958 eröffnet) – weil es zwischen Landwehrkanal und Budapester Straße prima abzuschirmen ist.

Berlins teuerste Hotels: Vom Adlon übers Waldorf bis hin zum Ritz – die Nacht kostet in der Präsidentensuite schnell 14 000 Euro (mit Frühstück). Die Suite im Kempinski am Ku’damm befindet sich auf zwei Etagen. Größe: 550 Quadratmeter.

Das leerste Hotel: Steht immer noch am BER-Terminal. 2014 lasen wir auf der Internetseite: „Eröffnung voraussichtlich im Herbst 2015.“Lesen wir heute nicht mehr, die Internetseite ist offline, vermutlich bis 2017. Das Steigenberger (320 Zimmer) ist fertig – pünktlich übrigens, seit 2011. Durchgewischt wird trotzdem.

Zur Startseite