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Leben am Rand. Die Fläche an der Ecke Schlesische Straße/Cuvrystraße lag lange Zeit brach, bis sie von Obdachlosen besetzt wurde.
© Paul Zinken/dpa

Kommentar zur Cuvrybrache in Berlin: Die Räumung in Kreuzberg war richtig

Typisch Kreuzberg, dass die menschenunwürdigen Zustände auf der Cuvrybrache so lange geduldet wurden: Deshalb gibt es nichts daran zu bemängeln, dass das Gelände geräumt wurde, meint unser Autor Bernd Matthies.

Ein echter touristischer Höhepunkt: Berlins erster Slum. Vermutlich wird die „Cuvrybrache“ demnächst in ersten Reiseführern auftauchen – als Beweis dafür, wie schön bunt die Metropole ist. Zu spät, denn nach dem wohl vorsätzlich gelegten Brand wurde das Areal geräumt und abgesperrt.

Daran gibt es nicht das Geringste zu bemängeln. Denn neben dem Recht des privaten Eigentümers existieren auch ein paar Grundsätze zivilisierten Zusammenlebens, zu denen es eben nicht gehört, ohne Wasser und Energie in Bretterbuden zwischen Müllhalden zu leben. Dass so etwas so lange geduldet wurde, ist wieder einmal typisch für die Kreuzberger Kultur des Aussitzens um jeden Preis, die die Konflikte verzweifelt verdrängt, bis sie am Ende allen um die Ohren fliegen.

Weil das diffuse Milieu der Cuvrybrache nicht eindeutig Flüchtlingen und Asylbewerbern zuzuordnen war, hat es dort keine so explosive Politisierung gegeben. Doch das muss nicht so bleiben, denn das Gerede von den angeblichen Luxuswohnungen, die es zu bekämpfen gelte, ist in vollem Gange. Dem Eigentümer ist deshalb anzuraten, sofort mit dem Bau zu beginnen. Ein leeres Grundstück ist nichts als eine Einladung, wieder einen neuen Slum aufzubauen.

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