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Andrea Theissen übergibt das Kommando an Peter Hartmann.
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Wechsel an der Spitze des Kulturamtes Spandau: Die Burgfrau verlässt die Zitadelle

Fast drei Jahrzehnte lang lenkte Andrea Theissen die Entwicklung der Spandauer Festung zur international bekannten Kulturstätte.

27 Jahre war sie die Kommandantin auf der historischen Festung, zwei Jahrzehnte lang leitete sie das Spandauer Kulturamt, das bei ihrem Antritt noch Kunstamt hieß. Am 15. September ist ihr letzter Arbeitstag. Den Resturlaub bis zum Monatsende nutzt Andrea Theissen, um mit dem Schiff zum Nordkap zu reisen, ein Geschenk ihres Sohnes. 1990 war die studierte Historikerin , die beim Museum für Vor- und Frühgeschichte zur 750-Jahr-Feier der Stadt die Ausstellung „Berlin im Mittelalter“ koordiniert hatte, vom Bezirksamt auf die Zitadelle berufen worden, um dort das Stadtgeschichtliche Museum Spandaus aufbauen. Es folgte die Restaurierung des Gotischen Hauses in der benachbarten Altstadt. 1997 dann die Übernahme der Leitung des Kunstamtes in Personalunion. Da hatte die Museumsleiterin lange gezögert. „Das Kunstamt legte damals einen starken Schwerpunkt auf Volksfeste, da war ich gänzlich ungeeignet“, blickt die Historikerin zurück. Als ihr jemand sagte, sie solle Dixi für das nächste Fest bestellen, dachte sie, es handele sich um eine Band und was sehr erstaunt, als es um Mobiltoiletten ging. Um ihrem erweiterten Zuständigkeitsbereich besser verstehen zu können nahm Andrea Theissen, die kein Instrument spielt, sogar Gesangsunterricht.

Kulturelles Kleinod statt Biergarten

Als sich der Senat in den 90-er Jahren mit der Eröffnung der Italienischen Höfe von der Zitadelle zurückzog, empfahl der damalige Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD), aus dem Festungsareal einen großen Biergarten zu machen. Dazu ist es zum Glück nicht gekommen. Heute ist die Zitadelle ein auch international beachteter Kulturstandort, nicht zuletzt durch das alljährliche Citadel Music Festival und die Monumentalausstellung „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“, die für Andrea Theissen neben der Gründung des Stadtgeschichtlichen Museums der größte Erfolg war.

Berufung war "ein großer Glücksfall"

Es sei „ein großer Glücksfall“ für sie gewesen, auf der Zitadelle und in der Altstadt arbeiten zu können, wo die Geschichte schon allein durch die historischen Bauwerke lebt. „Das gibt es so in keinem anderen Bezirk“, sagt Andrea Theissen. Wenn man von der Straße Am Juliusturm auf die Zitadelle komme, gelange man in einer andere Welt, die „fast etwas Klösterliches“ habe, „der schönste Arbeitsplatz den man in Berlin haben kann“.

Peter Hartmann ist neuer Fachbereichsleiter

„Ich werde mich weiter mit dem Thema Festungen befassen, viel lesen und malen“, hat sich Andrea Theissen für den „Ruhestand“ vorgenommen. Aktiv bleibt sie auch im Arbeitsausschuss „Topographie des Terrors“ und im Dokumentationszentrum Zwangsarbeit Schöneweide. Nicht alles, was sie sich vorgenommen hatte, hat die scheidende Burgfrau geschafft, die Ausstellung zu Burg und Festung im Kommandantenhaus muss noch modernisiert werden. Aber hier ist sie „frohen Mutes, dass andere es schaffen werden“. Viel wurde erreicht, viel gilt es weiter zu entwickeln. Da sieht Andrea Theissen die Spandauer Kultur auch weiter in guten Händen. Künftig werden Amts- und Museumsleitung wieder geteilt. Ihr Nachfolger als Fachbereichsleiter hat seine Arbeit bereits am 1. Juni aufgenommen. „Ich habe mich sehr gefreut, dass die Wahl auf mich gefallen ist“ sagt Dr. Peter Hartmann, der zuletzt Rektor der Leipziger Hochschule war und parallel eine kommunale Galerie in Moabit leitete. Die Ausschreibung für die Museumsleitung läuft.

Hartmann will die Barrierefreiheit auf der Zitadelle weiter ausbauen und neue Akzente setzen durch die Einbeziehung zeitgenössischer Kunst. Nach Paris und New York sei heute Berlin die Kunstmetropole der Welt und da gelte es, „die Karawane nach Spandau umzuleiten“. Hier will der Kunsthistoriker, der in Marburg Architekturgeschichte studierte, „Landmarken setzen“ und neue Besucherkreise erschließen. Schließlich habe der Bezirk schon durch seine riesigen Ausstellungsflächen ein Alleinstellungsmerkmal. Ferner will Hartmann „sehen, was man für die Spandauer Künstler tun kann“ und denkt aufgrund der Vielzahl der Angebote im Bezirk auch an eine eigene Spandauer Museumsnacht.

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Rainer W. During

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