Berlin-Charlottenburg: Der „Stutti“ ist der Star
Seinen neuen Low-Budget-Film sieht Patrick Banush als Liebeserklärung an Charlottenburg – und dort soll die Komödie auch auf die Leinwand kommen.
Noch gibt es gar kein Drehbuch, aber eines weiß Regisseur Patrick Banush schon: Sein nächster Film wird „eine Liebeserklärung an Charlottenburg“ und speziell an den Kiez um den Stuttgarter Platz. Der 42-Jährige mag die „spannende Mischung“ aus einer gutbürgerlichen Gegend, den Rotlichtbars und Resten des alten Arbeiter- und Studentenkiezes. Banush dreht Low-Budget-Filme, nun will er wieder ein paar tausend Euro aus seinen Ersparnissen investieren.
„Sweet Charlottenburg“ heißt seine Großstadtkomödie, die er im Frühjahr bis Sommer 2016 drehen und dann schnell auf die Leinwand bringen möchte. Am Wichtigsten ist ihm ein Kino im Kiez: Der Film soll im früheren „Klick“ an der Windscheidstraße neben dem Stuttgarter Platz laufen. Der Saal mit 83 Plätzen gehört heute zum Laden DaWanda Snuggery.
Dort zeigte Banush schon im Mai deutsche und internationale Filme. Wie berichtet, geht seine – nicht nur für Frauen gedachte – Reihe „Mädchenkino“ vom 4. September bis Ende Oktober weiter. Neben Filmklassikern will Banush auch seine Großstadtkomödie „Die Liebe und Viktor“ zeigen, die er im Jahr 2010 für nur rund 10 000 Euro gedreht hatte.
20 Minuten aus den ersten Proben
Vielleicht werde er den Gästen einen kurzen Vorgeschmack auf „Sweet Charlottenburg“ geben, sagt Banush.
Denkbar sei beispielsweise, einen Trailer gratis auf DVDs zu verteilen. Das verfügbare Material ist noch übersichtlich, deutet aber an, in welche Richtung es geht. Ein Kameramann hat soeben an drei Tagen erste Probedrehs mit den Schauspielern Anna Schumacher, Simon Finkas und Gaby Herz gemacht und daraus etwa 20 Minuten zusammengeschnitten.
Weil die Bilder in Schwarz-Weiß aufgenommen wurden und mit „Easy Listening“-Instrumentalmusik von Heinz Kiessling aus den 1960er Jahren unterlegt sind, wirkt Charlottenburg stellenweise etwas der Gegenwart entrückt.
Man sieht die Schauspieler unter anderem im Café vor dem früheren Kino am „Stutti“ und im Lietzenseepark, während eine Kamerafahrt per BVG-Bus über den Ku’damm führt und auch aus der S-Bahn heraus gefilmt wurde. Dabei kam eine digitale Fotokamera zum Einsatz. Auf klassischem analogen Film zu drehen, könne sich im Low-Budget-Bereich „doch keiner mehr leisten“, sagt Banush.
In Schauspieler Finkas sieht der Regisseur „eine Mischung aus dem jungen Harvey Keitel und Woody Allen“. Noch grübelt Banush, welche Rolle sich daraus entwickeln ließe. Anna Schumacher erinnert ihn etwas an Diane Keaton und Audrey Hepburn. Sie wird wohl die begehrte Frau in dem Gespann, das „Love Interest“.
Kann der Regisseur einen Schaubühnen-Star für sich gewinnen?
Darüber hinaus hofft er auf den Schauspieler Lars Eidinger, der nahe dem Stuttgarter Platz wohnt und als Ensemblemitglied der Schaubühne am Lehniner Platz bekannt wurde. Ob Eidinger bei „Sweet Charlottenburg“ mitmachen will, weiß Banush nicht, er hat ihn auch noch nicht gefragt. In irgendeiner Form will er ihn aber unbedingt in den Film einbauen. Notfalls werde Eidinger einfach als prägende Figur des Kiezes „in den Dialogen erwähnt“, sagt der Regisseur.
Unterstützer sind willkommen
Da ausschließlich an Originalschauplätzen gefilmt werden soll, sind keine Kulissen nötig. Zur Finanzierung des Films könnte eine Crowdfunding-Kampagne beitragen, Banush erwägt ein „Kiezfunding“. Auch Unterstützung anderer Art ist willkommen. Interessenten können sich ab dem 4. September am Rande der „Mädchenkino“-Vorführungen in der Windscheidstraße 19 an Banush oder Mitarbeiter der „DaWanda Snuggery“ wenden.