Stadtentwicklung in der Berliner City West: Das Riesenrad am Zoo lebt wieder auf
Zweite Chance für das Riesenrad am Bahnhof Zoo: Nach dem Scheitern des ersten „Aussichtsrad“-Projekts will nun auch der neue Grundstückseigentümer hoch hinaus.
Damit hatte eigentlich niemand mehr gerechnet: Es gibt doch noch eine zweite Chance für das gescheiterte Projekt eines Riesenrads am Bahnhof Zoo. Das hat die neue Eigentümerfirma jetzt erstmals gegenüber Politikern signalisiert. Das Münchener Unternehmen Reiß & Co. Real Estate hat das Areal an der Hertzallee im März von der Firma „Great Berlin Wheel“ gekauft. Diese wollte das ursprüngliche, 175 Meter hohe „Aussichtsrad“ errichten – und ging dann pleite, was vielen Anlegern eines Fonds hohe Verluste einbrachte.
Persönliches Gespräch mit dem Baustadtrat
Die Brache an der Hertzallee gehört zum Bezirk Mitte. Dort sagte Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) am Montag auf Nachfrage: „In einem persönlichen Gespräch teilte mir der neue Eigentümer mit, dass er erwägt, die ursprünglichen Planungen für ein Riesenrad umzusetzen.“ Allerdings sei der Investor „auch offen für eine andere Nutzung“. Einzelheiten habe man noch nicht besprochen.
Senatsbaudirektorin bestätigt die Absichten
In die gleiche Richtung geht eine Auskunft von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher: „Entsprechend den bestehenden Vorgaben ist der Investor bereit, ein Aussichtsrad zu errichten“, antwortete Lüscher auf eine Anfrage der stadtentwicklungspolitischen Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Katrin Lompscher.
Grundsätzlich seien zwar auch andere städtebauliche Konzepte denkbar, aber nur nach einer „umfassenden“ Neuregelung der Bodenordnung. Der Bebauungsplan lasse nur ein Riesenrad zu. Verhandlungen über ein Hochhaus habe es nicht gegeben.
Lüscher begründet auch, warum Ex-Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) sich Ende 2013 gegen die einstimmige Forderung des Stadtentwicklungsausschusses im Abgeordnetenhaus gestellt hatte, das einst landeseigene Areal zurückzukaufen: Berlin dürfe Grundstücke nur erwerben, „wenn ein konkreter Fachbedarf besteht und die Finanzierung sichergestellt ist“. Das sei nicht der Fall gewesen.
Der Firmenchef ist wieder nicht erreichbar
Die Münchener Investorenfirma wollte sich nicht äußern. Nur Geschäftsführer Oliver Reiß gebe Auskünfte, hieß es, er sei aber im Urlaub. Dieselbe Antwort hatte das Unternehmen übrigens gegeben, als im April erste Vermutungen zum Comeback der Riesenradpläne aufkamen. Wie es scheint, sind die Münchener bei dem Thema nicht sehr auskunftsfreudig.
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