Berlin-Wilmersdorf: Container-Wohnungen für Flüchtlinge sind noch längst nicht fertig
Für 160 Bewohner der Flüchtlingsunterkunft im Rathaus Wilmersdorf sind „Tempohomes“ am Stadion Wilmersdorf gedacht. Fraglich ist aber, ob sie rechtzeitig zur Verfügung stehen werden.
Ende November soll die Notunterkunft für Flüchtlinge im früheren Rathaus Wilmersdorf schließen. Für 160 der noch mehreren hundert Bewohner sind Plätze in Containerbauten („Tempohomes“) auf einer umgewidmeten Sportfläche im Park zwischen der Fritz-Wildung-Straße und dem Stadion Wilmersdorf gedacht. Andere sollen in Gemeinschaftsunterkünfte in Steglitz-Zehlendorf umziehen. Ob das Wilmersdorfer Ersatzquartier rechtzeitig fertig wird, scheint fraglich.
In einem offenen Brief an das Berliner Immobilienmanagement (BIM) hält der Sprecher der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer, Holger Michel, dies für „nicht mehr realistisch“. Ein Besuch in der vorigen Woche habe gezeigt, dass „wieder einmal mitten am Tag kein einziger Arbeiter vor Ort war“. Es gebe nirgends Strom und Türrahmen oder Heizungen nur in fünf von etwa 100 Containern. „Weder Eingangsstufen noch die Vordächer existieren, Jalousien fehlen, die Verkleidungen unterhalb der Container fehlen fast überall usw.“ Draußen sei „kein Zentimeter“ asphaltiert.
Wenn weiter so langsam gearbeitet werde, müsse man sich auf eine Eröffnung im Frühjahr bis Sommer 2018 einstellen. Das wäre „für die 160 Menschen ein herber Schlag“ und „auch für uns Ehrenamtliche eine Ohrfeige“. Charlottenburg-Wilmersdorf könne dann „keinen einzigen Geflüchteten aus den bezirklichen Unterkünften in jenem Bezirk halten, in dem sie integriert sind.“
Bezirksbürgermeister fordert, die Notunterkunft noch nicht zu schließen
Am Dienstagnachmittag lief ein Dieselgenerator auf dem Gelände, Baumaschinen standen herum. Andere Aktivitäten waren zumindest außen nicht zu sehen.
Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) schloss sich der Kritik am Donnerstag in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) an. Der Bau sei „nicht weit genug fortgeschritten, um von einer Eröffnung in diesem Jahr auszugehen“. Daher würde das Bezirksamt es „ausdrücklich begrüßen“, wenn die Notunterkunft im Ex-Rathaus länger in Betrieb bleibe. Auf seiner Facebook-Seite wird Naumann noch deutlicher: Dort schreibt er von „gebrochenen Zusagen“ und einem „einzigen Desaster“.
BIM nennt Fertigstellung zum 30. November „noch realistisch“
BIM-Sprecherin Katja Cwejn betont, dass „wir mit Hochdruck an der Fertigstellung des Tempohome-Standorts Fritz-Wildung-Straße arbeiten“. Man halte den Termin 30. November „noch immer für realistisch“.
In der Vergangenheit hätten „etwa die komplexen Grundstücks- und Eigentumsverhältnisse“ dazu geführt, dass die Fertigstellung auf Ende November verschoben werden musste. Außerdem habe die beauftragte Firma Probleme, „die benötigte Größenordnung von Personal zu mobilisieren“. Die „Möglichkeiten der Mahnung und Pflichtenerinnerung an säumige Bauunternehmer sind in Hinblick auf die Beseitigung terminlicher Schwierigkeiten allerdings begrenzt“.