Berlin-Charlottenburg: Café Kranzler kehrt mit Ku'damm-Blick zurück
Das Kranzler steht kurz vor seiner Wiedereröffnung. Der neue Chef führte erstmals über die Baustelle und verrät eine besondere Neuerung.
Im Café Kranzler am Kurfürstendamm ist vieles neu – und doch erinnert manches wieder mehr als zuletzt an die legendäre Vergangenheit. Nach rund einjährigen Umbauten öffnet das Café am Sonntag gegen 13 Uhr wieder für alle Besucher, vorher gibt es eine Feier für geladene Gäste. Der Tagesspiegel besuchte den neuen Wirt Ralf Rüller am Mittwoch auf der Baustelle. Dabei zeigte er auch den rekonstruierten Balkon in der ersten Etage. Ab dem Frühjahr wird man wieder nahe am Boulevard sitzen und auf das dortige Treiben blicken können.
Einst hatte sich das Kranzler über drei Etagen erstreckt, am liebsten saßen die Gäste unten direkt am Gehweg. Damit war es vorbei, als vor 16 Jahren das Neue Kranzler-Eck mit dem benachbarten Hochhaus-Glaspalast des Architekten Helmut Jahn eröffnete. Vom Kranzler blieb nur die denkmalgeschützte kleine Rotunde. Und der Balkon darunter wurde zu einer Art Wintergarten, den die damalige Modehandlung Gerry Weber als Verkaufsfläche nutzte.
Nun ist dieser Vorbau weg, und ab dem Frühjahr will Rüller auf dem Balkon etwa 60 Sitzplätze anbieten. Zusätzlich entsteht eine – noch nicht fertige – Terrasse mit rund 50 Plätzen auf dem Dach neben der Rotunde. Auch von dort aus wird man auf den Ku’damm und die Umgebung schauen, wenn auch nicht ganz so, wie es sich Rüller vorgestellt hatte. Die Denkmalschutzbehörden hätten durchgesetzt, dass die Terrasse einen Meter hinter die Fassadenkante zurückgesetzt werden muss, bedauert er.
Auf der Wendeltreppe in die Rotunde
Alt und neu zugleich ist die Wendeltreppe, die wieder in die Mitte der Rotunde führt. Sie beginnt in den Ladenräumen der britischen Modekette Superdry, die am Sonntag einen großen „Flagship-Store“ in den unteren zwei Etagen eröffnet. Zu Zeiten des Gerry-Weber-Geschäfts war die Wendeltreppe oben versperrt, man hatte eine Zwischendecke eingezogen. Im Café standen darauf Tische und Stühle. Hinein führten nur ein zweites, enges Treppenhaus oder der Aufzug.
Ein „lässiger“ Treffpunkt für Kaffeeliebhaber
Rüller strebt einen Ruhe-Oase für Berliner und Touristen an, in der es „lässiger und nicht mehr so steif“ zugehen soll. Der Kern seines Konzepts ist hochwertiger Kaffee, denn damit hat er Erfahrung. Seit dem Jahr 2010 betreibt er die Kaffeebar „The Barn“ an der Auguststraße in Mitte, zwei Jahre später folgte ein Ableger mit eigener Rösterei an der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg. In die Schlagzeilen geriet Rüller, als er Poller installierte, um Kinderwagen fernzuhalten. So etwas wird es im Kranzler nicht geben.
Kulinarisch sei „alles handgemacht“, betont Rüller, „das verbindet uns mit dem historischen Kranzler“. Zwei Berliner Bäckereien stellen für ihn Torten „nach Rezepten meiner Mutter“ her, darunter Klassiker wie Apfel- und Käsekuchen. Zum geplanten Angebot gehören auch Waffeln, Cookies, Cupcakes, Müsli, kaltgepresste Säfte und belegte Brote.
Auf einen Mittagstisch mit warmen Speisen verzichtet der Chef dagegen: „Wir wollen diese Gerüche nicht.“ Die Preise sollen „der Ku’damm-Lage entsprechen“, aber nicht höher als in Cafés der Umgebung sein. Bis zu 20 Mitarbeiter werden die Kundschaft bedienen, geöffnet ist täglich von 10 bis 20 Uhr.
Eine Neuerung ist der „Empfangstresen“ an der Wendeltreppe. Dort können Besucher abgepackten gerösteten Kaffee, Kuchen oder eine hauseigene Schokoladenmarke zum Mitnehmen kaufen.
Die Einrichtung mit viel hellem Holz ist noch nicht fertig. Auch die Espressomaschine eines Londoner Spezialherstellers sollte erst in der Nacht zu Donnerstag versteckt unter dem Tresen eingebaut werden – damit am Sonntag alles fließt.