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Vorgeschmack. Vor dem sanierungsbedürftigen Parkwächterhaus hat der Verein „Parkhaus Lietzensee“ ein kleines Eis-Café gestartet.
© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Bürger beleben das Parkwächterhaus am Lietzensee

Eis und Getränke verkauft der Verein „Parkhaus Lietzensee“ jetzt vor dem Baudenkmal. Für die Sanierung wurden 694.000 Euro bei der Lottostiftung beantragt.

Lange gab es am alten Parkwächterhaus im Charlottenburger Lietzenseepark nichts mehr zu essen oder zu trinken, ein kleines Café mit Biergarten hatte 2012 geschlossen. Jetzt aber stellt der Anwohnerverein „Parkhaus Lietzensee“ an Wochenenden und Feiertagen draußen einen Eiswagen, einen eigens angefertigten Tresen für den Getränkeausschank und Biergartenbänke auf – das nächste Mal am Donnerstag zu Christi Himmelfahrt.

Die Saison startete am vorigen Sonntag. Alle Erlöse fließen in die geplante Sanierung und Nutzung des Baudenkmals. Außerdem gibt es eine Spendenbox. Der mobile Verkaufsstand und das Speiseeis stammen von der Berliner Eismanufaktur in der nahen Seelingstraße.

Lottomittelantrag mit 100 Seiten

Außerdem wurde gerade ein Förderantrag bei der Lottostiftung Berlin gestellt. Es geht um 694.000 Euro für die „denkmalgerechte Sanierung und Inbetriebnahme“ des 1925 erbauten Parkwächterhauses, das in den vorigen Jahren stark verfallen war. In dem rund 100-seitigen Antrag stellt sich der 2014 gegründete Verein vor, erklärt die geplanten Baumaßnahmen und erläutert das gemeinnützige Konzept. Der Stiftungsrat der Lottostiftung tagt das nächste Mal im Juni.

Eiszeit. Am Verkaufswagen bedienen Katrin Kirschke-Knobloch und ihr Mann Carsten Knobloch einige junge Kunden.
Eiszeit. Am Verkaufswagen bedienen Katrin Kirschke-Knobloch und ihr Mann Carsten Knobloch einige junge Kunden.
© Cay Dobberke

Die ehrenamtlich engagierten Bürger haben ein Interessenbekundungsverfahren des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf gewonnen und im vorigen September den Pachtvertrag für 25 Jahre geschlossen. Sie wollen das Parkwächterhaus zur generationsübergreifenden Begegnungsstätte mit einem Café, Räumen für nachbarschaftliches Engagement und öffentlichen Toiletten für alle Parkbesucher machen. Zu den Zielen gehören Kultur, Bildung und Integration. Einer der Kooperationspartner ist das Flüchtlingswohnheim an der Rognitzstraße.

Verein plant Spendenkampagnen

Bisher hat der Verein rund 12.000 Euro aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Fördermitteln gesammelt und etwa die Hälfte davon gleich investiert. Bald soll eine größere Spendenaktion mit Flyern und einer Crowdfunding-Kampagne im Internet beginnen, um die Eigenmittel auf 30.000 Euro zu erhöhen.

Das marode Baudenkmal stellt die Bürger vor einige Herausforderungen. Die zuletzt von der Wall AG betriebenen Toiletten waren geschlossen, bis das Behinderten-WC vorläufig zur Unisex-Toilette erklärt wurde. Derzeit reinigen Anwohner dort zwei Mal täglich.

Für die oberen Etagen ist aus Brandschutzgründen ein zweiter Fluchtweg notwendig, dafür schlägt der Verein innen eine Wendeltreppe vor.

Keine Barrierefreiheit

Das löst allerdings nicht das Problem des fehlenden barrierefreien Zugangs zur ersten Etage und zum Dachgeschoss. Rampen oder ein Aufzug für Rollstuhlfahrer „würden einen tiefen Eingriff in die denkmalgeschützte Substanz bedeuten“, steht im Lottomittelantrag.

Im vorigen Jahr hatte sich der Verein am „Tag des offenen Denkmals“ beteiligt, ein Halloween-Kinderfest gefeiert, zum Weihnachtsmarkt eingeladen und in einem „Adventskalender“ die Fenster mit künstlerischen Motiven verziert.

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