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Die Bergmannstraße wäre ohne die vielen Trödelläden kaum vorstellbar.
© Carmen Schucker

Zehn Gründe für meinen Kiez: Bergmannkiez Ahoi!

Das Tempelhofer Feld, der Nippes in der Bergmannstraße und die kulinarische Welt des Bergmannkiezes sind für unsere Autorin die Gründe, warum sie nach Kreuzberg 61 zog. Doch das sind längst nicht alle.

In Berlin ist vieles möglich und eines gewiss: Der Stadtteil, in dem man wohnt, ist entscheidend - und mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen. Und jeder Berliner sucht sich im Laufe seines Lebens seinen Lieblingskiez aus. Mal mehr, mal weniger begleitet von einer kleinen Irrfahrt durch verschiedene Kieze, WGs oder Bruchbuden. Hat man seine eigene Berliner Insel erst einmal gefunden, finden sich schnell zehn Gründe, nie wieder wegzuziehen. Und dieses Mal ist der Kreuzberger Bergmannkiez an der Reihe.

1. Der Kreuzberg - Bergsteigen auf Berlinerisch

Plattes Land, das ist Berlin. Bergsteiger werden hier nicht auf ihre Kosten kommen. Doch einen Hauch von Höhe gibt es dennoch im Bergmannkiez, nämlich den Kreuzberg. Er bietet einen hervorragenden Blick über die Stadt – und vor allem über die Baumallee der Großbeerenstraße. Am besten eignet sich der Park für Großstadtpausen und Sonntagspicknicke im Sommer, aber auch im Winter und schneebedeckt hat er seinen Charme.

2. Der Landwehrkanal - ein bisschen Kreuzberg am Meer

Wenn einem der Großstadtstraßenlärm einmal zu viel wird, muss man nur ein, zweimal um die Ecke biegen, dann ist man am Wasser. Konkreter gesagt: am Landwehrkanal – und hier dringt wirklich kaum etwas durch. Ob mit dem Fahrrad, zu Fuß oder am Kanal sitzend, flanieren lässt es sich hier zu jeder Jahreszeit fabelhaft.

3. Die Trödelläden - von Nippes bis Kleinkunst

So lange es sich zurückdenken lässt, gehören die Trödel-  und Antikläden zum Gesicht des Bergmannkiezes. Entlang der Bergmannstraße und in den Seitenstraßen lässt es sich zwischen altem Porzellan, Büchern oder Dingen stöbern, die man im Leben noch nie gesehen hat, wie zum Beispiel eine wannenartige Industrielampe. Wer nach besonderen Stücken für die Wohnung sucht, findet sicherlich immer etwas. Selbst verkaufen geht natürlich auch: Jeden Samstag und Sonntag findet auf dem Marheinekeplatz ein Floh- und Kunstmarkt statt.

4. Die Marheinekehalle - buntes Markt-Treiben

Düster war sie einst, eng und stahlbeladen: Die Marheinekehalle. Heute ist sie das komplette Gegenteil: Lichtdurchflutet und weitläufig. Damals wie heute bietet sie von Obst, Gemüse oder dem Schuster- und Schlüsselladen Dinge, die das tägliche Leben bedarf. Besonders schön: Die lange Theke an der Seite zur Bergmannstraße, an der es vielerlei Köstlichkeiten zu essen gibt – und den Gratis-Leute-draußen-beobachten-Blick noch dazu.

Tempelhofer Feld, nepalesische Köstlichkeiten und Prosecco-Eis

5. Das Tempelhofer Feld - ein Hauch Weite mitten in der Großstadt

Gleich um die Ecke, in nur wenigen Minuten mit dem Fahrrad erreichbar: Die unendliche Weite des Tempelhofer Feldes. Freizeitpark, Grünfläche und Denkmal in einem – und für jedes Wochenende wohl das am schnellsten erreichbare Erholungsgebiet. Irgendwie hat das Tempelhofer Feld einen Style-Faktor inne, den man kaum beschreiben kann, weil man ihn einfach gesehen haben muss.

6. Die Amerika Gedenkbibliothek - ein bleibendes Geschenk

Auf die Architektur der Amerika Gedenkbibliothek muss man nicht unbedingt stehen, aber auf ihren Inhalt auf jeden Fall. Denn es gibt kaum ein Buch, das es hier nicht gibt. Im Verborgenen, im riesigen Magazin schlummert ein unglaublicher Schatz an Wissen und großer Lektüre. Darüber hinaus wohnt ihr Geschichte inne: Sie wurde als Geschenk der Amerikaner nach der überstandenen Blockade als Symbol für Bildungs- und Meinungsfreiheit 1954 eröffnet.

7. Die kulinarische Vielfalt und Barkultur - bei Tag und bei Nacht

Thailändisch, Currywurst, Sushi, mediterrane Küche – nichts, was es rund um den Bergmannkiez nicht an kulinarischen, oft exotischen Köstlichkeiten geben würde. Und das Beste: Das ist wirklich nur eine geringe Auswahl. Es fehlen noch das nepalesische Restaurant in der Zossener Straße, wo einem der Kellner auch kurzerhand mal ein Stück Jackfrucht zum Probieren gibt, weil man sie noch nie gegessen hat. Oder die Eismanufaktur Vanille und Marille, wo es hausgemachte Eissorten wie Prosecco-Minze oder Sizilianische Pistazie zu schlecken gibt. Bartechnisch ist es schwer einen Anfang zu finden, oder manchmal ein Ende, denn eines ist klar: Kreuzberger Nächte sind lang - z. B. in der Destille. Und nie, aber auch wirklich niemals wird es im Bergmannkiez langweilig.

8. Die U-Bahnlinien 6 und 7 - alle Himmelsrichtungen auf einmal

Ob Nord, ob Süd, ob West, ob Ost: Direkt an der Kreuzung Gneisenaustraße und Mehringdamm steht einem die Berliner Welt offen. Zentral gelegen, ist man in jede Himmelsrichtung mobil. So lässt es sich in 20 Minuten einfach mal in der Wilmersdorfer Straße shoppen gehen. Oder man fährt zum Kaffeetrinken nach Neukölln.

9. Die Touristen - es gibt immer was zu staunen

Oft werden sie nicht gerade mit offen Armen empfangen: Die Berlin-Touristen, die, seit die Bergmannstraße irgendwo in einem Reiseführer stand, scharenweise Richtung Bergmannkiez strömen. Doch sie haben auch ihre Vorteile: Es ist immer was los auf den Kreuzberger Straßen und es gibt immer etwas zu bestaunen. Durch die Touristen ist die Kreuzberger Welt einfach etwas bunter. Und sollte man selbst einmal inkognito unterwegs sein wollen, hier geht es wunderbar. Der Bergmannkiez ist wohl der beste Ort, wo es sich auch mal sagen lässt „Ich bin nicht aus Berlin“.

10. Das Bergmannstraßenfest - Sommerfest für jedermann

An einem Wochenende im Sommer kann man den Verkehr auf der gut befahrenen Bergmannstraße einmal links liegen lassen und nach Lust und Laune die Straße erobern. Mit Musik, bunten Fähnchen und kühlen Mojitos - so lässt es sich in Kreuzberg 61 leben.

Carmen Schucker

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