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Das Tor des Festsaal Kreuzbergs wird sich an dieser Stelle wohl nie wieder für Besucher öffnen.
© dpa

Nach dem Feuer: Bauantrag entscheidet über Zukunft des Festsaals Kreuzberg

Ein Feuer machte aus dem Festsaal Kreuzberg im letzten Jahr eine Brandruine. Doch die Betreiber hoffen auf eine Wiedereröffnung im Januar 2015. Ein Bauantrag entscheidet nun über die Zukunft des Clubs.

Es herrscht Stille. Keine Gitarrenriffs, kein Schlagzeug und keine Klangwellen, die aus den Lautsprechern strömen. Die Discokugeln an der Saaldecke, die kleine Lichtpunkte auf die feiernde Menge projizierten, sind verschwunden. Ebenso die Galerie, die Bühne und die lange Theke. Genau sieben Monat ist es nun her, dass ein Feuer den Festsaal Kreuzberg in der Skalitzer Straße 130 komplett zerstörte. Ein Fehler in der Elektrik hatte den Brand am 21. Juli ausgelöst.

Ob hier in naher Zukunft wieder getanzt werden kann, hängt auch von der Sanierung des Daches ab. „Das ist eine der wichtigsten Hürde, die genommen werden muss“, meint Björn von Swieykowski, einer der vier Betreiber des Festsaal Kreuzbergs. „Das Mauerwerk ist okay, die Hauptstahlträger der Dachkonstruktion können bleiben.” Der Club befindet sich jedoch im 100 Meter-Radius eines Galvanikbetriebes. Dieser arbeitet mit gefährlichen Chemikalien und fällt deshalb unter die EU-weit geltende Seveso-II-Richtlinie. Im Einzugskreis des Galvanikbetriebes dürfen keine Baugenehmigungen für neue Institutionen erteilt werden, bereits bestehende, wie der Festsaal, genießen Bestandschutz. Bei einem Neubau des Gebäudes würde dieser erlischen, die Betriebsgenehmigung entzogen. Bei einer Sanierung wird vom Bauamt geprüft, ob der Bestandschutz aufrecht erhalten kann. „Als der Festsaal gebaut wurde, gab es möglicherweise andere gesetzliche Baubestimmungen, als dies heute der Fall ist”, erklärt Bezirksstadtrat Hans Panhoff.

Hoffnung für den Festsaal Kreuzberg

Die Club-Betreiber sind optimistisch: Ein 160 Seiten langes Versicherungsgutachten bescheinigt, dass statisch keine Notwendigkeit für den Abriss des Gebäudes besteht. Der Sanierung stände damit nichts im Wege – wenn sich das Bauamt dieser Meinung anschließt. Nur dann könnten sich bald wieder die Discokugeln am verjüngten Dach um die eigene Achse drehen.

Mit Hochdruck arbeiten die vier Betreiber Christoph Nahme, Ingo Ohm, Christopher Schaper und Björn von Swieykowski daran, dass der Festsaal Kreuzberg schon bald wieder ein Anziehungspunkt im Berliner Nachtleben wird. Den umfangreichen Bauantrag, das Herzstück für den Wiederaufbau, haben sie am 18. Februar beim Bauamt eingereicht. Nun heißt es warten: Zwölf Wochen dauert die Bearbeitung.

Nackte Wände und ein paar Stützen

Doch wie sieht es heute im Festsaal aus? Nackte Wände, ein paar Gerüste und Stützen, die das Dach vor dem Einsturz bewahren sollen: das ist alles. Gewerkelt wird hier noch nicht. Frühestens im Mai könnte mit der Sanierung begonnen werden. Die geschätzten Kosten für das Innenleben liegen bei einer halben Million Euro. Der Eigentümer hatte das Gebäude als Lager versichert, die Festsaal-Betreiber als Untermieter nur ihre eigene Ausrüstung. Der Hauptmieter hingegen war nicht versichert und damit auch nicht die Inneneinrichtung des Festsaals. Per Crowdfunding hatten die Betreiber des Festsaal Kreuzbergs im vergangenen Jahr Geld gesammelt. In 91 Tagen kamen so 32.219 Euro zusammen. Mit dem Geld wird der „Grundstein“ für den Wiederaufbau gelegt, notwendige Gutachter, Architekten, Anwälte und Co. bezahlt.

Es fehlt noch eine Menge, um den Festsaal wieder erstrahlen zu lassen. Überlegungen, woher das Geld kommen soll, gibt es bereits: Ein Vorschuss von der Partner-Brauerei, Bankkredite, Stiftungsförderungen, Crowdinvestment und Soli-Konzerte. „Wenn am Ende eine kleine Summe fehlt, könnten wir uns auch ein erneutes Crowdfunding vorstellen”, überlegt Festsaal-Betreiber Björn von Swieykowski. Als Dankeschön, könnten beispielsweise die Namen der Spender auf Kacheln im Eingangsbereich des Festsaals verewigt werden.

 Ein ähnliches Innenleben wie vor dem Brand

Ginge es nach von Swieykowski, solle der Club perspektivisch wie früher aussehen. Am Ende werde das aber auch eine Geldfrage sein. Kompromisse bei den Details wären denkbar, unter anderem beim neuen Geländer der Galerie. „Neue baurechtliche Bestimmungen könnten zum Beispiel die Lüftung und den Schallschutz beeinflussen”, vermutet von Swieykowski.

Wann der Festsaal Kreuzberg im alten Glanz erscheinen könnte? „Keine Ahnung“, stellt von Swieykowski fest, „Anfang 2015 würden wir gerne die erste Baustellenparty im Festsaal feiern.“ Komplett fertig würde der Festsaal bis dahin vermutlich nicht. Der 8. Januar sei sein favorisiertes Datum für die Veranstaltung – an diesem Tag wäre Elvis Presley 80 Jahre alt geworden.

Sandra Rudel

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