Berlin-Tiergarten und Charlottenburg: Bahnhof Zoo: Riesenrad-Areal bleibt vorerst Wüste
Nach dem Aus für das Riesenrad-Projekt setzen Senat und Bezirk auf Wohnungen und Universitätsbauten am Bahnhof Zoo. Damit hatte der neue Investor offenbar nicht gerechnet.
Noch immer liegt das Grundstück brach, auf dem das Riesenrad-Projekt gescheitert ist. Doch allmählich wird klar, was aus dem Areal hinter dem Bahnhof Zoo werden soll. Mit dem Käufer der Immobilie, dem Münchner Unternehmer Oliver Reiß, haben die zuständigen Landes- und Bezirkspolitiker erste Gespräche geführt. Die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, der Baustadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf, Marc Schulte (SPD) und dessen Amtskollege in Mitte, Carsten Spallek (CDU) sind sich weitgehend einig: Das Gelände an der Hertzallee soll für den Neubau von Wohnungen und für den Universitäts-Campus Charlottenburg genutzt werden.
Der Investor aus Süddeutschland, der in Berlin als seriöser Verhandlungspartner eingeschätzt wird, muss das erst einmal schlucken. Offenbar war ihm nicht klar, dass für das wertvolle Filetgrundstück ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden muss. Das geltende Planungsrecht gilt ausschließlich für ein Riesenrad, das aber keiner mehr will. Um die Fläche anders zu nutzen, muss sie neu beplant werden. Die Reiß & Co. Real Estate baute bisher hauptsächlich in München und Stuttgart – Büros und Einzelhandel, Wohnungen und Gewerberäume – und will jetzt ihr erstes Immobilienprojekt in der Hauptstadt Berlin realisieren.
„Wir möchten die Dinge in Ruhe mit den Verantwortlichen besprechen“, sagte der neue Investor dem Tagesspiegel. Das werde sicher noch einige Monate dauern. Bis dahin hält sich Geschäftsführer Reiß bedeckt. In absehbarer Zeit soll ein Workshop stattfinden, um die Nutzung des 13.000 Quadratmeter großen Grundstücks neben dem Zoologischen Garten zwischen allen Beteiligten zu klären. Der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung schwebt dem Vernehmen nach vor, 50 Prozent der Fläche für Wohnungen zu reservieren, davon ein Viertel mit preisgebundenen Mieten. Studentisches Wohnen steht auch auf der Wunschliste.
Die andere Hälfte des Areals soll der Erweiterung des Campus für die Technische Universität (TU) und die Universität der Künste (UdK) dienen. Seit 2009 gibt es einen Masterplan, um den Hochschulstandort auszubauen, städtebaulich aufzuwerten und besser in die City West zu integrieren. Es sollen auch zusätzliche Wege und Grünflächen entstehen, die den Campus über die Schleuseninsel mit dem Großen Tiergarten verzahnen. An die Qualität der Architektur für die neuen Gebäude stellen Senat und Bezirke hohe Ansprüche, das gilt nicht zuletzt für die Gestaltung der Erdgeschosse.
Was wird aus dem BVG-Betriebshof nebenan?
Ob die Renditeziele des Investors mit solchen Plänen kompatibel sind, muss sich noch zeigen. „Alle Blütenträume werden vielleicht nicht reifen“, sagte Stadtrat Schulte. Er sehe beim neuen Grundstückseigentümer aber eine „gewisse Offenheit“ gegenüber den Vorstellungen des Landes Berlin. Auch Stadtrat Spallek, der im Bezirk Mitte für das Baurecht auf dem Grundstück verantwortlich ist, ist gespannt auf die ersten konkreten Vorschläge des Unternehmens. Er kann sich sogar vorstellen, dass der Senat die Federführung bei der neuen Beplanung des Areals übernimmt, aber die Stadtentwicklungsbehörde winkt vorerst ab.
Einen langen Atem müssen beide Seiten haben. Die Neugestaltung der Fläche hinter dem Bahnhof Zoo, die seit 2007 brachliegt (früher befand sich dort ein Teil des Wirtschaftshofs des Zoologischer Garten), wird ein Projekt für die nächste Wahlperiode, die im Herbst 2016 startet. Eine Verständigung mit dem Käufer vorausgesetzt, könnte die Arbeit an einem neuen Bebauungsplan Anfang nächsten Jahres beginnen. Erfahrungsgemäß dauert die rechtskräftige Aufstellung solcher Pläne eineinhalb Jahre. Geklärt werden muss auch noch, was aus dem benachbarten BVG-Betriebsbahnhof wird.