ZOB In Berlin: Ampel am Zentralen Busbahnhof soll Reisende retten
Am Zentralen Omnibusbahnhof ist immer mehr los. Aber zur S-Bahn führt nur ein maroder Tunnel, den viele Reisende lieber meiden. Jetzt fordern Bezirkspolitiker oben eine Fußgängerampel.
Es grenzt fast an ein Wunder, dass noch kein Fußgänger zwischen dem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) und dem S-Bahnhof Messe Nord/ICC in Charlottenburg von einem Auto überfahren worden ist. Denn seit der Fernbusverkehr boomt, suchen sich immer mehr Reisende gefährliche Wege zum Bahnhof und dortigen BVG-Bushaltestellen.
Die alte Unterführung wird wenig genutzt, zumal die Rolltreppen oft defekt sind. Viele Touristen überqueren den sechsspurigen Messedamm zwischen ZOB und ICC-Parkplatz, wo keine Ampel steht. Es gibt nur eine Querung im Mittelstreifen. Andere laufen zur Fahrradampel auf der großen Kreuzung Messedamm / Neue Kantstraße / Masurenallee. Diese Ampel ist aber nicht auf Fußgängertempo ausgelegt, und man kann Radlern in die Quere kommen.
„Der Tunnel ist hässlich, dreckig und beschwerlich“
Am Dienstagabend hat der Verkehrsausschuss der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf deshalb einstimmig eine Fußgängerampel gefordert. Der Tunnel sei „nur für Skateboardfahrer attraktiv“, für Reisende mit Gepäck dagegen eine „hässliche, dreckige und beschwerliche Barriere“, schrieb die SPD in ihrem Antrag.
Aus der Senatsverkehrsverwaltung heißt es, man kenne das Problem, könne es aber nicht kurzfristig lösen. Bei der Kreuzungsgestaltung in den 1970er Jahren sei nie eine Fußgängerampel geplant gewesen, die den Verkehr stark behindern würde. Um allen Interessen gerecht zu werden, wäre eine „Neukonzeption des Knotens mit erheblichem Umbau“ nötig, sagte eine Sprecherin. Dafür fehle das Geld.
Bezirksverordnete wie Jürgen Murach (SPD) und Roland Prejawa (Grüne) finden, die Ampel könne mit geringerem Aufwand auch am Messedamm entstehen. Dort gab es schon 2014 eine Behelfsampel, als die Unterführung kurzzeitig für Filmdreharbeiten gesperrt war.
Baustadrat Marc Schulte (SPD) hält die Ampel wegen der geplanten ZOB-Erweiterung für unverzichtbar. Sonst „sind Unfälle programmiert“. Außerdem sei der Tunnel nicht barrierefrei und speziell abends bis nachts ein „Angstraum“ für Passanten. Auf Wunsch der CDU-Fraktion soll das Bezirksamt prüfen, was daraus werden könnte. Schulte nannte als erste Idee, das Bauwerk nur noch temporär für Kunstausstellungen im Rahmen des Messebetriebs zu öffnen.
Zwei Rolltreppen und der Fahrstuhl sind außer Betrieb
Ursprünglich war dort einmal ein U-Bahnhof geplant.
Derzeit ist am Ausgang zum ZOB die Rolltreppe nach oben kaputt und am Ausgang zur S-Bahn die nach unten. Reisende wuchten ihre Koffer mühsam über Treppenstufen. Auch der Aufzug nahe dem S-Bahnhof steht still und stinkt nach Urin, davor liegen Schlafsäcke und Müll. Wenigstens Obdachlose schätzen die trostlose Passage also offenbar als Winterquartier.
(Update): Verkehrsverwaltung prüft eine Lösung
Am Mittwoch folgten weitere Auskünfte der Verkehrsverwaltung. Demnach wird „eine sukzessive Erneuerung der vorhandenen Fahrtreppen und Aufzüge“ in der Unterführung geprüft. Dass diese oft nicht funktionieren, liege am Alter der Anlagen und am starken Vandalismus. Eine Firma sei „fast täglich“ mit Reparaturen beschäftigt.
Außerdem untersuche man, „wie die vorhandene Querungsmöglichkeit zwischen ZOB und Parkplatz nördlich des Knotens ertüchtigt werden kann“. Dies hätte „einen ähnlichen Effekt wie ein Umbau des Knotenpunktes bei deutlich weniger Aufwand“. Laut Sprecherin Petra Rohland sind verschiedene Lösungen von einer Ampel bis zum Zebrastreifen denkbar.
Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.