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Gemeinsam stemmte man zum symbolischen Abrissbeginn das alte Gitter.
© During
Update

Die Gebäude müssen zunächst entkernt werden: Abriss der Spandauer Postruine begann im Verborgenen

Auf die in der Einladung angekündigten Bagger warteten die Gäste am Montag vergeblich. Auch aus Rücksicht auf überwinternde Fledermäuse starteten die Abbrucharbeiten eher verhalten.

„Achtung Staplerverkehr“ steht auf einem Schild in der kargen Halle. An der Wand hängen die Reste eines Kalenders von 2008, die Uhr darüber ist eine Minute vor Acht stehengeblieben.

In dem Gebäude wurden einst Postsendungen sortiert, auch noch, als das davor liegende Hauptpostamt längst schon geschlossen war. Jetzt haben sich hier Vertreter von Investoren und Politik, Behörden und Medien versammelt, um in dem von Heizstrahlern erwärmten Raum den lang erwarteten Beginn des Abrisses der Ruinen zu erleben.

Ans Versorgungsnetz sind diese schon lange nicht mehr angeschlossen, immer wieder steht man im Dunkeln, weil das Notstromaggregat versagt.

Blick von der ehemaligen Sortierhalle auf die davorliegende Ruine des Postamtes.
Blick von der ehemaligen Sortierhalle auf die davorliegende Ruine des Postamtes.
© During

Baustadtrat Frank Bewig (CDU) spricht von einem „wichtigen, guten, hoffnungsvollen Tag für Spandau“. Der Abrissbeginn solle auch allen Zweiflern verdeutlichen, dass es mit der langjährigen Brache, dem Schandfleck am südlichen Tor zur Altstadt, endlich voran geht.

Bis spätestens 2021 soll hier ein neues Stadtquartier mit Hotel, Boardinghouse, Wohnungen und einem Einzelhandel entstehen, dessen Geschäfte den Läden in der Altstadt und in den Arcaden keine Konkurrenz machen, sondern eine Ergänzung darstellen sollen.

[Zeitsprung ins Jahr 2020: Auf der Postbrache sollen bis 2025 Bürotürme und Cafés entstehen - lesen Sie mehr im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Unsere Bezirksnewsletter haben schon mehr als 220.000 Abos. Kostenlos, kiezig und immer konkret unter leute.tagesspiegel.de]

Großen Wert legt der Bezirk auf die Aufenthaltsqualität und den offenen Zugang zum Havelufer.

Die zur Havel gelegene Rückfront der ehemaligen Sortierhalle.
Die zur Havel gelegene Rückfront der ehemaligen Sortierhalle.
© During

Die in der Einladung des Bezirksamtes angekündigten Bagger suchen die Gäste allerdings vergeblich. Zunächst müssen die Gebäude im Innenbereich entkernt werden, erläutert Wolfgang Heid. Er ist Vorsitzender der Geschäftsführung von Fay Projects, die das 14 000 Quadratmeter große Areal gemeinsam mit Merz Objektbau erworben haben und hier mehr als 100 Millionen Euro investieren wollen. Und dann sind da noch die Fledermäuse. Eine unbekannte Zahl der Flattermänner hat sich die Ruine zum Winterquartier erkoren. Bevor sie nicht ausgeflogen sind, könne man nicht mit schwerem Gerät anrücken, betont Heid.

So beschränken sich Investoren und Politiker darauf, zum symbolischen Abrissbeginn ein zuvor bereits abgesägtes Gitter vor laufenden Kameras zur Seite zu hieven. So zahlreich sind sie erschienen dass sie aufpassen müssen, sich dabei nicht gegenseitig auf die Füße zu treten. Aus der Ruine dahinter ist das Klirren von Glas zu hören, es signalisiert, dass drinnen schon gearbeitet wird. Ende März oder Anfang April soll dann der beginnende Abriss der Außenmauern ein auch sichtbares Zeichen setzen. Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD) erwägt, bis dahin auf dem Rathausturm eine Webcam zu installieren, damit alle Interessenten den Fortschritt von Abriss und Neubau verfolgen können.

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