Berlin-Spandau: 500 Flüchtlinge ziehen in die Nachbarschaft von Ikea
Unweit von Ikea wird ein ehemaliges Fabrikgebäude umgebaut. Der Betreiber will aber anfangs nicht die ganze Kapazität nutzen. In Haselhorst soll ein Containerdorf entstehen.
Spandau bereitet sich auf die Aufnahme weiterer Flüchtlinge vor. Gegenwärtig wird das ehemalige Domizil der Firma Schleicher Electronic an der Pichelswerderstraße - gleich um die Ecke von Ikea - zu einem Gemeinschaftsquartier umgebaut. Und auf einer Freifläche der Wasserstadt in Haselhorst ist ein Containerdorf geplant.
Ende vergangenen Jahres hatte die Firma Schleicher das Gebäude verlassen, in dem sie seit 1971 Steuerungssysteme und Relaistechnik produzierte. Sie hat ihren Standort nach Schöneberg verlegt. Derzeit wird das sechsgeschossige Gebäude umgebaut. Dort sollen aber nicht 700 Flüchtlinge wohnen, wie es zuletzt mehrfach Bezirk hieß.
"Die Unterkunft in der Pichelswerderstraße ist für 700 Flüchtlinge überhaupt nicht ausgestattet", sagt Susan Hermenau, Sprecherin der Prisod Wohnheimbetriebs GmbH, die die Unterkunft betreiben wird. "Wir planen einen Teilbezug ab 1. November, bei dem wir bis zu max. 300 Flüchtlinge aufnehmen können. Nach Beendigung der Bauarbeiten rechnen wir mit einer maximalen Belegungskapazität von 500 Personen."
Noch leben 200 Flüchtlinge in den Zelten in Spandau
Die Prisod Wohnheimbetriebs GmbH unterhält bereits 13 Unterkünfte in Berlin und betreut in Spandau schon die Notunterkunft auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Schmidt-Knobelsdorf-Straße, wo die Flüchtlinge in Zelten untergebracht sind.
"Momentan befinden sich noch ca. 200 Personen in den Zelten, die restlichen Familien sind wie gehabt in den fünf festen Gebäuden der Kaserne untergebracht", sagt Susan Hermenau. Wie berichtet, war die Unterkunft - 71 Zelte für bis zu 710 Personen - Anfang September errichtet worden.
Am 1. November sollen die ersten 300 Flüchtlinge einziehen
Am 1. November soll mit dem Bezug des Hauses in der Pichelswerderstraße begonnen werden. Das bestätigte auch Bürgermeister Helmut Kleebank kürzlich auf eine Einwohneranfrage in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Er räumte auch ein, dass die Anwohner bisher nicht unterrichtet wurden, weil eine frühzeitige Informationsveranstaltung an Terminproblemen der Beteiligten scheiterte. Bereits an 25. September hatten Unbekannte auf der Baustelle Utensilien einer Malerfirma demoliert. In verschiedenen Räumen wurden Gipskartonplatten und Kantenschutzleisten beschädigt, Die Polizei schloss einen gezielten Anschlag nicht aus, deshalb ermittelte der Staatsschutz. Über den aktuellen Stand war am Donnerstag nichts zu erfahren. Susan Hermenau sagt: "Die Polizei schließt einen gezielten Anschlag schon länger aus, der Fall ist abgeschlossen."
Am 20. Oktober ist Bürgerversammlung
Am 20. Oktober sollen die Anwohner nunmehr über die Details unterrichtet werden. Anschließend werden Kleebank, Sozialstaatssekretär Dirk Gerstle und Prisod-Geschäftsführer Erich Esser die Fragen des Publikums beantworten. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Bürgersaal des Rathauses an der Carl-Schurz-Straße.
Im Ortsteil Haselhorst soll ein Containerdorf - wie an so vielen Stellen der Stadt - für 250 bis 350 Flüchtlinge entstehen, teilte Baustadtrat Carsten Röding (CDU) am Dienstag im Stadtplanungsausschuss der BVV mit. Dafür hat der Senat ein unbebautes, landeseigenes Grundstück im Bereich der Wasserstadt Spandau vorgesehen. Es befindet sich zwischen Rhenania-, Ruppiner-See-, Plauer-See- und Dabelowseestraße am südlichen Rand eines sich wegen des anhaltenden Fluglärms nur langsam entwickelnden Siedlungsbereiches. Mit einer Inbetriebnahme ist nach Ansicht des Bezirksamtes erst im kommenden Frühjahr zu rechnen.
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