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Treffpunkt Treptower Park. Hier sollte die NVA-Feier stattfinden.
© Reuters

Berlin-Treptow: Bezirk will Feier der NVA-Veteranen verhindern

Die Uniformen sind schon gebügelt, Säbel und Stahlhelme geputzt, die Stiefel gewienert. Doch der Aufmarsch des NVA-Traditionsverbandes am 9. Mai im Treptower Park soll nun verhindert werden.

Am 9. Mai, dem Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation des NS-Regimes, wollte der Traditionsverband der Nationalen Volksarmee (NVA) wieder mit rund 50 Personen marschieren – im Stechschritt mit Kampfappell und Ehrenparade. Doch eine Neuauflage des Spuks vom Vorjahr vor dem Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park kann offensichtlich diesmal verhindert werden. „Unser Bezirksbürgermeister hat sich noch vor dem Antritt seiner Elternzeit am Freitag um ein Verbot dieser Veranstaltung bemüht“, teilte Rainer Knörr, Büroleiter von Bürgermeister Oliver Igel (SPD), mit. „Das Ehrenmal als Aufmarschplatz liegt zwar in unserem Bezirk, aber für Kriegsgräberstätten ist die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt zuständig.“

Deren Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) habe in einem Brief an Oliver Igel zugesichert, „alle Schritte gegen eine Wiederholung der Ereignisse vom Vorjahr zu unternehmen“. Auch die Polizei habe eine entsprechende Anweisung erhalten, zitierte Knörr aus dem Schreiben. Auf der Internetseite des Traditionsverbandes ist der Aufruf zur Teilnahme am Aufmarsch am 9. Mai inzwischen verschwunden.

Nur ein Leserbrief, der auf der entsprechenden Facebook-Seite mehrere „Gefällt mir“-Kommentare erhielt, greift das Thema noch auf. Darin schreibt der Verfasser vom „Stolz“, mit dem die Mitglieder des Verbandes die „Uniform zum Schutz unserer Heimat getragen haben“. Er greift den Autor eines Beitrages der „Berliner Zeitung“ direkt an: Dieser könne oder wolle „nicht begreifen, warum gerade an diesem Tag das Tragen dieser Uniform ein Symbol für eine Friedensarmee als Signal an die Welt so wichtig ist“. Eine Stellungnahme des Traditionsverbandes selbst war nicht zu erhalten.

Im Vorjahr hatte der Aufmarsch von früheren NVA-Offizieren und Angehörigen des Stasi-Wachregiments „Feliks Dzierzynski“ am 9. Mai am Sowjetischen Ehrenmal Protest und Empörung bei Politikern und Verbänden von Opfern der SED-Diktatur ausgelöst. Schon damals wertete Bezirksbürgermeister Igel das Treiben der NVA-Veteranen als „schändlich“. Es schade dem Andenken der sowjetischen Soldaten. „NVA und Stasi haben uns nicht von den Nazis befreit“, sagte er. Dabei ist das Tragen von DDR-Symbolen nicht strafbar, wie das Urteil über das FDJ-Emblem jüngst bestätigte. Genau wie der Jugendverband ist auch die NVA nicht verboten. Allerdings wird das Gedenken anderer Organisationen wie des Verbandes der Verfolgten des Naziregimes (VVN), das zur selben Zeit im Treptower Park stattfindet, durch den Stechschritt doch erheblich gestört. Der VVN plant am 8./9. Mai im Treptower Park unter anderem Gespräche mit Zeitzeugen, Musik und Führungen zum Ehrenmal.

Claus-Dieter Steyer

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