Internationale Gartenausstellung in Berlin: Bezirk und Stadt hoffen auf den IGA-Effekt
Bis zur Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung in Berlin-Marzahn sind es noch 13 Tage. Am Donnerstag wurde in der Urania über den Nutzen der Veranstaltung für Bezirk und Stadt diskutiert.
Weniger als zwei Wochen sind es noch bis zur Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung in Marzahn. Für die 186 Tage der Ausstellung im Nordosten Berlins mit über 5000 Veranstaltungen werden 3,2 Millionen Besucher erwartet. Bezirk und Stadt hoffen auf ein gutes Geschäft – und denken bereits voraus. „Die IGA ist auch eine Chance, die Areale rund um das Veranstaltungsgelände zu entwickeln“, sagte Dagmar Pohle (Linke), Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf: „Der Bezirk kann durch die IGA nur gewinnen.“
Unter dem Titel „Marzahn blüht auf. Attraktive Großsiedlungen für Berliner und Touristen?“ hatten der Tagesspiegel und die Architektenkammer in die Urania am Wittenbergplatz geladen. Mit Pohle diskutierten Katharina Lohmann, Geschäftsführerin der IGA, Henner Bunde, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, sowie Eike Richter, Landesvorsitzender des Bundes deutscher Landschaftsarchitekten.
Langfristiger Profit
Tatsächlich soll nicht nur Marzahn-Hellersdorf langfristig profitieren, etwa durch die dann fast doppelt so großen Gärten der Welt. Die Struktur der Großsiedlung, ihr grüner Charakter, solle erhalten bleiben, sagte Pohle. „Die IGA ist ein enorm wichtiges Stadtentwicklungsprojekt am Rande der Metropole“, sagte Lohmann. Vor allem der Senat denkt über den Bezirk hinaus. Großsiedlungen sollen beworben, in der rasant wachsenden Stadt vor allem das Zentrum entlastet werden. Doch kann die IGA derart hohe Erwartungen erfüllen?, fragte der Moderator Gerd Nowakowski, Leitender Redakteur beim Tagesspiegel. Oder bleiben von ihr langfristig doch nur wenig mehr als eine Seilbahn und ein nach knapper Kassenlage gepflegter Park?
Bei einem Wachstum von rund 60 000 Menschen pro Jahr und jährlich 31 Millionen Übernachtungen, vor allem durch Touristen und Kongressteilnehmer, steigt die Bedeutung der Randlagen. Dazu leben immerhin 240 000 Menschen in Berlin vom Tourismus. „Wir wollen die dezentralen Lagen Berlins erlebbar machen“, sagte Bunde. Der Wirtschaftsstaatssekretär spricht aber auch von „weichen Faktoren für einen Wirtschaftsstandort, an dem etwa neben Schulen und guter Bildung eben auch Freizeit- und Grünflächen wichtig seien. Ziel sei es, neue „attraktive Orte“ zu schaffen und sie nachhaltig nutzen zu können. Die IGA soll ausstrahlen. Begleitende Programme im gesamten Stadtgebiet heben „Berlins grüne Orte“ hervor und bewerben die grüne Infrastruktur.
„Große Infrastrukturprojekte wie die IGA müssen dazu beitragen, die äußeren Lagen Berlins attraktiver zu machen. Die innerstädtischen Areale können das Wachstum in Richtung vier Millionen Einwohner alleine schlicht nicht auffangen“, sagte Landschaftsarchitekt Richter: „Ich erhoffe mir natürlich, dass der Stellenwert des öffentlichen Raumes durch die IGA erhöht wird. Sie kann auch ein Impuls für die Politik sein.“
Anwohner bleiben kritisch
Viele kritische Fragen aus dem Publikum betreffen die Finanzierung der IGA, deren Haushalt von 40 Millionen Euro mit 9,8 Millionen Euro vom Land Berlin subventioniert wird. „Wäre das Geld anderweitig nicht besser eingesetzt?“, fragt ein älterer Mann aus Marzahn und nennt Kitas und Schulen als Alternative. Andere stellen in Frage, ob Marzahn-Hellersdorf durch die IGA überhaupt weitergebracht wird. „Hat sich zum Beispiel Britz städtebaulich weiterentwickelt?, fragt ein junger Mann in Anspielung an die Bundesgartenschau im eigens dafür angelegten Britzer Garten 1985.
Pohle muss einräumen, dass der Bezirk durch die Zuweisung aus dem Landeshaushalt tatsächlich nicht die Gelder habe, alle Grünflächen wie gewünscht zu pflegen. Richter hält den Zustand der Grünflächen in Berlin teilweise sogar für „desaströs“. „Am Ende des Tages sind wir leider immer noch ein armes Land mit 60 Milliarden Euro Schulden“, sagte Staatssekretär Bunde. Dennoch sei es wichtig, mit der IGA einen Leuchtturm entwickelt zu haben. Je attraktiver der Bezirk sich präsentiere, desto besser sei dies auch für die Stadt.