Not-Freigabe von Curevac?: Berlins Wirtschaftssenatorin will deutschen mRNA-Impfstoff statt Sputnik V
Der mRNA-Impstoff aus Tübingen gilt als sicherer als die Vektor-Impfstoffe. Grünen-Politikerin Ramona Pop will daher Curevac dem russischen Sputnik V vorziehen.
Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) drängt auf mehr Tempo beim Impfen. Sie sagte dem Tagesspiegel am Samstag: „Ich plädiere für eine Notzulassung des Curevac-Impfstoffes, um kurzfristig einen weiteren mRNA-Impfstoff mit hoher Wirksamkeit und geringen Nebenwirkungen einsetzen zu können.“
Der Impfstoff, der in Deutschland entwickelt wurde, galt insbesondere am Anfang der Pandemie als einer der ersten Hoffnungsträger. Er beruht auf derselben Technologie wie die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. In den kommenden Wochen sollen die Ergebnisse der Phase-3-Studie zum Impfstoff von Curevac veröffentlicht werden.
Bis zu einer offiziellen Zulassung durch die EMA könnten dann jedoch nochmals mehrere Wochen vergehen. Pop plädiert dafür, diesen Weg abzukürzen – wie zuvor auch schon SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Für Deutschland könnte das Paul-Ehrlich-Institut schon vorher eine Notfallzulassung beschließen.
Das Unternehmen aus Tübingen hatte kürzlich mitgeteilt, schon mehrere Millionen Impfdosen auf eigenes Risiko vorproduziert zu haben; im Laufe des Jahres wolle es bis zu 300 Millionen Stück herstellen. Das Risiko seltener Nebenwirkungen wie Hirnthrombosen gilt bei den mRNA-Impfstoffen als extrem gering.
Pop: „Der Impfgipfel am Montag muss den Startschuss geben“
Berlins Wirtschaftssenatorin plädiert auch deshalb für diese Technologie aus Deutschland. „Der Impfgipfel am Montag muss den Startschuss dafür geben, dass in den kommenden Wochen deutlich mehr Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden können“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Hier braucht es schnelle Maßnahmen und keine Phantomdebatten wie die Beschaffung von Sputnik-Impfstoff.“
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Erst kürzlich hatten die Grünen unter Führung von Pop die Bestellung des russischen Impfstoffs Sputnik V blockiert. Pop wies auf die Lage des Putin-Kritikers Alexej Nawalny hin, dessen Zustand nach einem Hungerstreik im Straflager bedrohlich ist.
Aus Sicht der Grünen profitiert von einer Vereinbarung über den Impfstoff allein Präsident Wladimir Putin. Dessen Vektorimpfstoff ist, genau wie bislang Curevac, nicht zugelassen. Experten erwarten ähnliche Nebenwirkungen wie bei den Präparaten von Johnson & Johnson und Astrazeneca.