Warum Schwarzheide und Grünheide?: Berlins Stärke liegt in Brandenburg
Nach Tesla ist es der nächste Coup: BASF will in Schwarzheide in eine Batteriefabrik investieren. Auch die Hauptstadt darf sich darüber freuen. Ein Kommentar.
Wenn der alte Grundsatz noch stimmt, dass in der Wirtschaft die gute Stimmung schon das halbe Geschäft sei, dann ist Brandenburg jetzt für alle erkennbar auf der Erfolgsspur. Wenige Wochen nach der Bekanntgabe von Tesla, in Grünheide in der Nähe Berlins eine Fabrik für Elektroautos bauen zu wollen, kommt die nächste erfreuliche Nachricht aus Schwarzheide im Berlin-fernen Kreis Oberspreewald-Lausitz. Hier will die BASF an ihrem schon vorhandenen Produktionsstandort für eine halbe Milliarde Euro Bestandteile für jene Batterien fertigen, ohne die kein Elektroauto fahren kann.
In Grünheide werden 8000 Menschen Arbeit finden, in Schwarzheide sollen zu den vorhandenen 3000 Arbeitsplätzen weitere 1000 hinzukommen. Das heute noch fern scheinende Ziel: 300.000 Autos von hier aus mit Batterien versorgen.
Weder Tesla noch BASF bauen in Brandenburg nur deshalb Fabriken, weil es in der Mark so schön ist. Natürlich spielt auch hier die Psychologie eine Rolle. Leben und arbeiten in einer Region mit hohem Freizeitwert ist ein Wettbewerbsfaktor. Aber hier, im Osten Deutschlands kommen mehrere Komponenten zusammen. Es gibt sehr gut ausgebildete Arbeitskräfte, viele von ihnen suchen zukunftssichere Jobs, und Universitäten nicht nur in Berlin, sondern in Cottbus und Senftenberg bilden Techniker und Ingenieure aus, ohne die es weder Batterien noch Elektroautos geben wird.
Der weitsichtige Manfred Stolpe
Für Brandenburg erweist sich heute die früher verlachte Konzeption der dezentralen Konzentration aus der Ära Manfred Stolpes als richtig: Abseits der Ballungsräume über Behörden, Fachhochschulen und Universitäten Cluster zu entwickeln, die mittelfristig auch die Wirtschaft anlocken. Wenn dann noch, wie jetzt im Falle der BASF-Investition, milliardenschwere Förderprogramme der Europäischen Union als Initialzündung dazu kommen, kann eine Erfolgsgeschichte Fahrt aufnehmen.
Dass dies gelingt, ist auch im ureigensten Interesse Berlins. Die Einwohner der Millionenstadt leiden zunehmend unter der Attraktivität des Ballungsraumes. Der aber kann für so viele Menschen weder Wohnungen noch ausreichend Jobs bereitstellen, von der Überforderung des öffentlichen Personenverkehrs ganz zu schweigen. Wenn sich hingegen in Brandenburg etwas tut auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt, werden das immer mehr Menschen merken und dort auch wohnen wollen. Am Ende haben alle etwas davon, wenn es Brandenburg gut geht.