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Tablets im Klassenraum - hier in einer Grundschule in Bayern.
© Armin Weigel/dpa

Mobile Router für Klassenzimmer: Berlins Schulen sollen endlich online gehen

Bis zu 10.000 mobile Router will die Bildungsverwaltung anschaffen, damit die Schulen stabiles Internet bekommen. Wann sie ankommen, ist noch nicht klar.

Berliner Schulen sollen ein Jahr nach den ersten pandemiebedingten Schulschließungen endlich flächendeckendes W-Lan bekommen: Wie der Checkpoint, der Berlin-Newsletter des Tagesspiegels, am Mittwochmorgen berichtete, plant die Bildungsverwaltung die Anschaffung von mobilen, mit SIM-Karten ausgestatteten Routern.

Mit ihnen können Schulen endlich wenigstens einzelne Klassenräume über das Mobilfunknetz mit Internet ausstatten, das den Anforderungen des Corona-Schulbetriebs gerecht wird. Eine Steckdose und ein Fenster sollen für den Betrieb reichen.

Bislang war es in den meisten Schulen beispielsweise nicht möglich, den Unterricht zu streamen oder mehrere Videokonferenzen gleichzeitig abzuhalten. Die Bildungsverwaltung bezeichnete die mobilen Router als „pragmatische Interimslösung“, bis alle Berliner Schulen ans Breitband-Glasfasernetzwerk angebunden sind. Das könnte noch bis zu vier Jahre dauern.

Bis Freitag sollen nun alle Schulen ihren Router-Bedarf an ihr jeweiliges Bezirksamt melden. Der Sprecher der Bildungsverwaltung Martin Klesmann sagte auf Anfrage, es stünden Mittel für die Anschaffung von 10.000 Geräten bereit. Die Geräte sollen laut Angaben des Sprechers pro Stück 100 Euro kosten, hinzu kommen Betriebskosten von zehn Euro pro Monat.

10.000 mobile Router würden die Bildungsverwaltung also eine Million Euro in der Anschaffung kosten und weitere 1,2 Millionen Euro für den Betrieb pro Jahr. Die Mobilfunkverträge werden zunächst für 24 Monate abgeschlossen, das Geld kommt laut Klesmann aus dem Etat für den Breitbandausbau.

Telekom und Vodafone sollen die Router liefern

Wann die ersten Geräte, die nach Tagesspiegel-Informationen von den Anbietern Telekom und Vodafone gekauft werden sollen, einsatzbereit sein könnten, konnte die Bildungsverwaltung noch nicht genau sagen. Da nicht mit Lieferproblemen zu rechnen sei, gehe er aber davon aus, dass die Router „zügig“ in den Schulen ankämen, sagte Klesmann.

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Bleibt die Frage: Hätte Berlin solche Router nicht schon zu Beginn des laufenden Schuljahres kaufen können? Sven Zimmerschied, Vorsitzender der Vereinigung der Berliner Sekundarschulleiter, bezeichnete es gegenüber dem Tagesspiegel als „überraschend, dass diese Variante erst jetzt kommt“.

Landeselternausschuss und Grüne machten Druck

Obwohl Zimmerschieds Friedensburg-Oberschule in Charlottenburg bereits über einen 1-GBit–Anschluss verfügt, sei das Angebot wegen der höheren Bandbreite aber auch für ihn interessant. „Das verstärkt im Wechselunterricht die Möglichkeit, diesen aus der Schule heraus zu streamen“, sagte der Europaschulleiter.

Dass die Router nun angeschafft werden, dürfte nicht zuletzt auf den Druck des Landeselternausschusses und der Grünen zurückzuführen sein. Dem Vernehmen nach soll Landeselternsprecher Norman Heise sagte auf Anfrage, dass die Router-Lösung bereits seit August 2020 vom Corona-Bündnis gefordert worden sei. Insofern begrüße er, dass diese Entscheidung jetzt endlich gefallen sei. Ergänzend sei es aber notwendig, die Schüler zu Hause mit zusätzlichen Sim-Karten auszustatten, wenn das heimische WLAN nicht reiche, sagte Heise.

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Auch die Grünen hatten sich immer wieder vehement für die Router-Lösung eingesetzt. Die Grünen-Bildungsexpertin Stefanie Remlinger sagte, sie begrüße sehr, dass der Senat diese temporäre Lösung zur Verfügung stelle: „Alles, was kurzfristig hilft, dass Distanz- und Wechselmodelle von Unterricht nicht an der Technik scheitern, ist hoch willkommen.“ Das sei jedoch kein Ersatz für die grundsätzlich notwendige digitale Infrastruktur: Breitband und Verkabelung der Gebäude sowie die Gewährleistung von Jugend- und Datenschutz seien nach wie vor wichtig und müssten parallel weiter mit hohem Nachdruck voran getrieben werden.

„Ich freue mich für unsere Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, dass unser ständiges Drängen immerhin den rot-rot-grünen Senat in Richtung Digitalisierung unserer Schulen treibt“, sagte auch Dirk Stettner von der CDU. Immerhin gebe es über 15.000 Klassenräume zu versorgen, der Senat habe „schon Jahre verschlafen bei der Ausstattung unserer Schulen“. 

Kritik kam auch von der FDP. „Die Initiative kommt zu spät, ist wahrscheinlich technisch unsicher, weil Router oft Ziel von Attacken sind, und viel zu teuer“, sagte der Fraktionssprecher für Digitales Bernd Schlömer dem Tagesspiegel.

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