18 Prozent mehr Fahrradfahrer: Berlins Radverkehr boomt im Corona-Jahr
Berlin steigt aufs Rad um. Eine Auswertung von fast 16 Millionen Daten zeigt: Die Zahl der Fahrradfahrer hat in der Pandemie um 18 Prozent zugenommen.
Der Boom des Radverkehrs in Berlin hat sich im Corona-Jahr 2020 noch einmal deutlich verstärkt. Das zeigt eine Auswertung der Dauerzählstellen im Stadtgebiet, deren Daten tagesaktuell online abrufbar sind. 17 solcher Zählpunkte gibt es, wobei der Rekordhalter früherer Jahre – die Oberbaumbrücke – seit der Fahrbahnsanierung im Mai 2019 ausfällt.
Die Zählstellen an Yorckstraße und Invalidenstraße wiederum waren 2019 lange durch Baustellen beeinträchtigt, sodass ihre Daten nicht zum Vergleich taugen.
Damit bleiben 14 Dauerzählstellen, die vom 1. Januar bis einschließlich 20. November dieses Jahres zusammen knapp 16 Millionen Fahrradpassagen erfasst haben. Gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres bedeutet das mehr als 18 Prozent Anstieg.
Den größten Zuwachs verzeichnet die Messstelle in der Prinzregentenstraße in Wilmersdorf, die seit Jahren als Fahrradstraße mit besonders starkem verbotswidrigen Autoverkehr bekannt ist. Dort nahm der Fahrradverkehr in diesem Jahr um ein Drittel zu.
Das nächstgrößere Plus verzeichnet der Breitenbachplatz in Steglitz mit 29 Prozent, gefolgt von der Frankfurter Allee in Friedrichshain, dem Schwedter Steg in Prenzlauer Berg und der Markstraße in Reinickendorf mit jeweils 24 Prozent Zuwachs.
[Für aktuelle Nachrichten live aufs Handy empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Die einzigen Zählorte, an denen der Radverkehr seit Jahresbeginn nicht zweistellig zugelegt hat, sind das Maybachufer in Neukölln mit gut drei, der Kaisersteg in Oberschöneweide mit fünf und die Jannowitzbrücke mit knapp sechs Prozent Zuwachs.
In absoluten Zahlen ist die Radverkehrsdichte auf der Jannowitzbrücke am höchsten. Dort wurden seit Jahresbeginn fast drei Millionen Passagen registriert; gefolgt von der Berliner Straße in Pankow mit gut 2,1 Millionen Passagen und der im Vorjahr zeitweise ausgefallenen Yorckstraße mit knapp 1,9 Millionen.
So funktioniert die Zählung
Registriert werden die Fahrräder in der Regel durch in den Boden eingelassene Induktionsschleifen, die anhand des Metallanteils Fahrräder von anderen Fahrzeugen unterscheiden können. In der Jahresbilanz 2019 der Verkehrsverwaltung sind auch technische Störungen und Batteriewechseltermine vermerkt. Außerdem heißt es dort, dass die Daten erst seit dem Jahr 2017 komplett vergleichbar sind.
In früheren Jahren wurde manuell an „Pegelpunkten“ gezählt – und ins Ergebnis ein Korrekturfaktor fürs Wetter an den jeweiligen Zähltagen eingerechnet. Von 2001 bis 2016 nahm der Radverkehr laut Senat um 53 Prozent zu, von 2017 bis 2019 dann um weitere 14 Prozent.
Der Verein Changing Cities erinnerte in einer Mitteilung am Sonnabend an den Start des Fahrrad-Volksentscheides vor genau fünf Jahren. Inzwischen gebe es zwar bundesweit 41 Nachahmer, aber noch nicht ansatzweise flächendeckend sichere Infrastruktur.