„Die Mutationen sind da“: Berlins Gesundheitssenatorin mahnt wegen B117 bei Corona-Regeln zu Strenge
Wie gefährlich ist die Corona-Mutation B117? Dilek Kalayci warnt vor Nachlässigkeit. Die Universitätsklinik Charité erwägt eine Verlängerung des Notbetriebs.
Angesichts der Neuansteckungen mit der Corona-Mutation B117 warnt Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) vor vernachlässigtem Infektionsschutz. "Die Mutationen sind da. Es muss allen klar sein: Die Regeln, die wir uns im Kampf gegen das Virus auferlegt haben, sind streng einzuhalten", sagte Kalayci dem Tagesspiegel.
Zugleich geht die Senatorin davon aus, dass in Corona-Proben öfter auf Spuren mutierter Virusvarianten gesucht wird. "Es ist zu begrüßen, dass die Bundeskanzlerin und die Spitzen der Länder die Gefährlichkeit der sogenannten britischen Mutation unterstrichen haben und die Sequenzierung in Deutschland stärken."
Über die Gefahr durch die ansteckenderen Corona-Varianten berät auch der Vorstand der Berliner Charité. Er entscheidet bald, ob der Notbetrieb auf den Stationen verlängert wird. „In der Charité sollten wir bis auf weiteres im Notbetrieb bleiben. Auch, weil die Zahl der schwer an Covid-19 erkrankten Patienten weiter hoch ist“, sagte der Chef des Klinik-Personalrats, Jörg Pawlowski, dem Tagesspiegel. Zudem müsse beobachtet werden, wie sich die Lage angesichts der britischen Coronavirus-Mutation B117 entwickele.
Charité-Ärzte gehen davon aus, dass das reduzierte Programm allenfalls schrittweise aufgehoben, der Notbetrieb de facto also verlängert werde. Der Charité-Vorstand hatte am 17. Dezember vergangenen Jahres einen Notbetrieb angekündigt, die meisten planbaren Operationen wurden verschoben. Die Rettungsstellen sind für Notfälle offen, auch zeitkritische Operationen führen Charité-Ärzte noch durch.
An allen Charité-Standorten bereits Besuchsverbot bis 31. Januar
Kurz vor dem Jahreswechsel wurde das reduzierte Programm bis 10. Januar verlängert, dann nochmal bis Ende des Monats. Um mögliche Infektionswege zu blockieren, gilt an allen Charité-Standorten in Wedding, Mitte und Steglitz bis 31. Januar auch ein Besuchsverbot. Ausgenommen sind Besuche bei Kindern unter 16 Jahren und wenigen Schwerstkranken.
Die Zahl derjenigen Corona-Infizierten, die in Krankenhäusern versorgt werden, stagniert in Berlin seit einigen Tagen. In der Charité werden jedoch die schwersten Covid-19-Fälle der gesamten Region behandelt, oft über Monate. Deshalb sind die Intensivstationen der landeseigenen Universitätsklinik nach wie vor mit zu einem Drittel mit Corona-Patienten belegt. Dazu kommen Schwerkranke mit anderen Diagnosen.
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In Berlin wurden nach Senatsangaben am Wochenende 1436 Patienten mit dem Coronavirus in einem von 30 designierten Krankenhäusern behandelt, davon 392 auf einer Intensivstation: Circa 1300 Intensiv-Betten betreiben Berlins Krankenhäuser zusammen. Zuletzt waren davon 85 Prozent belegt, zu 30 Prozent mit Covid-19-Patienten.
In Berlins Kliniken ärgern sich viele über den ausbleibenden Impfstoff. Die Wut richtet sich dabei zumeist an die Bundespolitik. Aber auch die Impfstrategie des Senats, sagte Charité-Personalrat Pawlowski, sei nicht nachzuvollziehen. „Immer noch sind nicht alle Pflegekräfte, die täglich Corona-Patienten versorgen, geimpft. Jeden Tag gibt es Diskussionen, für wen die zu wenigen Impfdosen eingesetzt werden sollen.“