Weniger Gäste, teurere Tickets: Berlins Freiluftkinos sind bereit für die Eröffnung – aber sie dürfen nicht
Ein ausgeklügeltes Hygienekonzept soll ausreichend Abstand in Berlins Freiluftkinos garantieren. Die Betreiber sind hoffnungsvoll, die Politik wartet ab.
Die Vögel zwitschern in den Bäumen, zwei Enten fliegen über das Amphitheater, etwas weiter macht ein Mann Yoga auf einer Matte im Gras. Geht es nach Arne Höhne und Louis Schneider, werden hier, im Volkspark Friedrichshain, bald auch wieder Kinofilme vor Hunderten Gästen gezeigt.
Dafür wird am Donnerstagmittag im Freiluftkino am Friedrichshain gehämmert und geschraubt. Bänke werden abmontiert und weggetragen, Kissen auf die verbliebenen Sitzgelegenheiten geklebt.
„Freiluftkino ist in Berlin eine riesengroße Sache“, sagt Höhne, einer der Teilhaber von Piffl Medien, die neben einem Filmverleih drei Freiluftkinos in der Stadt betreiben: in den Rehbergen, am Kreuzberger Mariannenplatz und eben am Friedrichshain. 300.000 Zuschauer gebe es in den Berliner Outdoor-Kinos jährlich, er habe schon „unendlich viele“ Anfragen von Gästen erhalten.
Damit es trotz Coronavirus bald wieder flimmern könnte, haben sich die beiden Kinobetreiber einige Gedanken gemacht. Gemeinsam mit anderen Freiluftkino-Betreibern haben sie einen Hygieneplan erarbeitet, den sie der Senatskanzlei geschickt haben. „Unser Konzept garantiert in allen Phasen der Veranstaltung den nötigen Mindestabstand“, sagt Höhne.
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Der Einlass erfolgt mit kontaktlosem Screening der Tickets, auf dem Boden sind Laufwege eingezeichnet, Einbahnstraßen auf den Toiletten, nur in jeder dritte Reihe darf man sich setzen. Durch die Herausnahme einzelner Bänke ist selbst der Weg zum Platz oder Klo immer mit 1,5 Meter Abstand möglich, während der Vorstellung sogar deutlich mehr.
„Wir haben den großen Luxus der Fläche“, sagt Höhne. Statt 1700 Gästen sei immerhin noch Platz für 524 Zuschauer. In den anderen beiden Freiluftkinos in Kreuzberg und Wedding wären 350 Personen pro Film möglich. Um die Verluste etwas zu kompensieren, sollen die Ticketpreise von 7,50 auf 8,50 Euro steigen, das Sozialticket aber bei 5 Euro bleiben. „Hoffentlich erkennt die Politik die Chance“, sagt Arne Höhne.
Bund will Ländern nur grobe Leitlinien geben
Doch auf Tagesspiegel-Anfrage gab sich die zuständige Senatskanzlei bedeckt. „Für Freiluftkinos sind vor dem Hintergrund der Einschränkungen für Versammlungen und Veranstaltungen Prüfungen hinsichtlich einer Zahlenbeschränkung erforderlich“, sagte Senatssprecherin Melanie Reinsch. Der Senat bleibe bei seiner Politik der schrittweisen Lockerung, ein konkretes Datum für Kinobetreiber könne nicht genannt werden.
Nach Tagesspiegel-Informationen sollte darüber am Donnerstagabend in der Kultusministerkonferenz beraten werden. Am Ende darf jedes Land selbst entscheiden, wann und wie Kinos wieder eröffnen. Der Bund wird wohl nur grobe Leitlinien empfehlen.
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Christian Bräuer, Geschäftsführer der Yorck-Kinos, die auch das Sommerkino am Kulturforum organisieren, hofft auf eine schnelle Entscheidung. „Ich bin zuversichtlich, dass der Betrieb von Freiluftkinos bald genehmigt wird“, sagte er. Selbst die Virologen würden bescheinigen, dass Outdoor-Kinobesuche möglich seien. „Das wäre ein Beginn für etwas Kinokultur“.
Entscheidend, vor allem wirtschaftlich, sei aber eine Öffnung der Kinos. Elf Yorck-Kinos gibt es, mehr als 200 Mitarbeiter, die aktuell fast alle in Kurzarbeit sind. „Wir brauchen eine Perspektive und Planungssicherheit.“ Vier bis sechs Wochen brauche man, um den Kinobetrieb inklusive Verleih, Hygieneregeln und Marketing wiederaufzunehmen. Bräuer und der Bundesverband der Kinobetreiber haben sich deshalb für eine Wiederöffnung am 2. Juli ausgesprochen.
Freiluftkino soll an Pfingsten öffnen
Arne Höhne und Louis Schneider wären da schneller. Pfingsten wollen sie eröffnen. „Nächste Woche Freitag kommt die Leinwand, dann könnten wir sofort loslegen", sagt Schneider. Tatsächlich sind am Boden schon Linien und Zeichen mit weißer Sprühfarbe angebracht, dutzende Plastikstühle paarweise aneinander gekettet, davor ein Tischchen mit Blick zur Leinwand.
Es erinnert ein bisschen an die Bestuhlung für das Abendprogramm in einem all-inclusive Ferienresort. Tatsächlich wollen die beiden Kinobetreiber ihre Spielstätte auch für andere Veranstaltungen öffnen. Varieté, Konzerte oder Gottesdienste – bis zu vier Veranstaltungen täglich. Dafür müssten die Bezirksämter jedoch Lärmauflagen lockern, sagt Schneider. „Wir würden das unterstützen, aber das muss die Politik entscheiden."
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