Vieles gratis im neuen Schuljahr: Berlins Eltern können ab Montag 1400 Euro sparen
Gratis-Essen, Gratis-Schülerticket, Gratis-Hortbetreuung: Das neue Schuljahr bringt viele Segnungen – und mehr Deutschunterricht für Lernanfänger. Ein Überblick.
Viel Geld können Berlins Eltern ab Montag sparen: Durch die Beitragsbefreiung bei Schulessen, Hort und BVG können es pro Grundschulkind und Jahr mehr als 1400 Euro sein. Diese Rechnung machte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) jetzt auf, als sie ihren Ausblick auf das kommende Schuljahr gab.
Wenn man bedenkt, was sonst so alles subventioniert wird, finde ich das gut. Kinder bringen kein eigenes Einkommen, kosten aber Geld. Ohne sie ist eine Gesellschaft nicht zukunftsfähig, daher muss eine Gesellschaft Interesse an Kindern haben und sie fördern.
schreibt NutzerIn berlinradler
Allein 444 Euro werden pro Kind gespart, weil das Schulessen kostenlos wird. Im Hinblick auf die Kritik an der überstürzten Einführung räumte Scheeres lediglich „vereinzelt Engpässe“ ein. Bedeutsamer sei doch aber, dass bis zu 198.000 Kinder einen Anspruch auf ein tägliches Mittagessen ohne Elternkostenbeteiligung hätten. Genau dies sei immer wieder gefordert worden. Nun werde es Realität: „Berlin ist damit nicht nur das einzige Bundesland, welches die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung verpflichtend umsetzt und damit eine hohe Qualität des Mittagessens sichert, sondern auch das erste Bundesland, welches durch die Kostenfreiheit für alle Kinder eine warme Mittagsverpflegung in der Ganztagsschule garantiert“, betonte die Senatorin.
Wie berichtet hatte tags zuvor der Verband der Caterer davor gewarnt, dass voraussichtlich massenhaft Essen weggeworfen werden müsse, weil unbekannt sei, wie viele Kinder am Montag tatsächlich von dem Angebot Gebrauch machen wollten. Nicht nur bei Twitter hatte es daher die Forderung gegeben, das Essen weiterzugeben, anstatt es zu vernichten.
Dazu sagte Rolf Hoppe vom Verband der Caterer am Donnerstag auf Anfrage, dass dies nicht gehe: „Wir müssen für das Essen haften.“ Es gebe schließlich Hygienerichtlinien. Essen habe eine maximal erlaubte Standzeit von drei Stunden, danach dürfe es nicht mehr weitergegeben werden. „Wenn die Schulen das wollen, können sie es auf eigene Verantwortung weitergeben. Aber Sie werden keinen Schulleiter finden, der die Verantwortung dafür übernimmt.“
Der kostenlose Schulhort gilt für die Erst- und Zweitklässler von 13.30 bis 16 Uhr: „Niemand wird mehr ausgegrenzt, weil Eltern erwerbslos sind“, sagte Scheeres. Eine Familie kann hier je nach Einkommen hunderte Euro sparen. Weitere 204 Euro würden durch das kostenlose Schülerticket gespart.
Mehr Unterricht im Fach Deutsch
Zudem wird Scheeres ihr „Qualitätspaket“ für bessere Lernergebnisse umsetzen. Das bedeutet, dass es ab dem Schuljahr 2019/20 mehr Deutschunterricht geben wird: Die Stundentafel für die Jahrgangsstufen 1 und 2 wird um je eine Unterrichtsstunde auf sieben beziehungsweise acht Unterrichtsstunden pro Woche erhöht. Dadurch gebe es Zeit für fest verankerte „3 x 15 Minuten fürs Lesen“, wie die Formel für das neue Leseflüssigkeitstraining lautet. Hinzu kommt ein Schreibflüssigkeitstraining von fünf bis zehn Minuten täglich ab Klasse 2. Rechtschreibgespräche für eine regelmäßige Befassung mit Rechtschreibphänomenen sollen „das Wissen und Können für richtiges Schreiben ins Bewusstsein rücken“.
Zur Qualitätsoffensive Mathematik gehört das Projekt „Mathe wirksam fördern“. Dieses wird ausgehend von den Pilotbezirken Steglitz-Zehlendorf und Spandau ausgeweitet. Zudem wird die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Lehrerbildung Mathematik ausgeweitet. Es verfolgt das Ziel, leistungsschwache Viert- bis Sechstklässler zu fördern.
Nachgebessert wird auch beim Stundenpool für das jahrgangsübergreifende Lernen und bei der Entlastung bei den Vergleichsarbeiten: Schulen haben die Möglichkeit, die Arbeiten beim Institut für Schulqualität zentral korrigieren und erfassen zu lassen. Neu ist auch, dass die Elternkurse an den Volkshochschulen auf deutschsprachige Eltern ausgeweitet werden, um ihre „schul- und bildungsbezogenen Erziehungskompetenzen“ zu verbessern. Ab dem Schuljahr 2019/20 wird das zunächst als Pilotprojekt gestartete Instrument der Schülerhaushalte auf acht Bezirke ausgeweitet: Schüler können dann entscheiden, wofür sie Geld ausgeben. Das soll der politischen Bildung dienen.
Neu sind auch drei inklusive Schwerpunktschulen: die Grundschule am Wasserwerk in Spandau für die Förderschwerpunkte körperliche und motorische Entwicklung und Autismus, die Carl-Zeiss- Schule in Tempelhof für körperliche und motorische Entwicklung sowie das Humboldt-Gymnasium in Tegel für Autismus.