Fußball-WM: Berlins berühmtester Brasilianer kommt aus Westend
Mal kurz in die Personalakte von Herthinho geguckt, dem Maskottchen von Hertha BSC. Der Bär kam 1999 aus - Brasilien. Fährt das Plüschtier zur WM?
Der Bär kam aus der Kiste. Es war im Sommer 1999, Hertha sollte gleich gegen Rostock antreten, als ein paar kernige Männer eine gewaltige Holzbox vor der Fankurve abstellten. Darauf stand: „Für die Fans von Hertha BSC“. Und dann – Trommelwirbel – sprang ein Plüschbär im blauen Trikot heraus und alberte derart munter durchs Stadion, als bewerbe er sich für den Zirkus Roncalli.
Tja, so aufgedreht ist der Nachwuchs nun mal. Und der Plüschbär war damals jung, eine Woche alt, geboren am „8. 8. 1999“, das steht auf der Autogrammkarte des Hertha-Maskottchens. „Geburtsort: Brasilianische Tiefebene“. Moment: Brasilien? Fußball-WM?
"Geboren in der Brasilianischen Tiefebene"
Jaja, der Bär sei auch schon aufgekratzt, erzählt Micky Mandla, 36, der seit zwölf Jahren der Chefberater des Vereinsmaskottchens ist. Ein Interview sei leider nicht möglich („Haben Sie schon mal mit einem Bären geplaudert?“), nur so viel: „Wir haben ihm extra einen Fernseher in die Bärenhöhle gestellt.“ Die befindet sich gut versteckt hinter dem Olympiastadion. Fährt er denn nicht zur WM? Die Bärenverwandten in Brasilien hätten sicher ein Bett organisieren können, aber so eine Reise sei auch eine Preisfrage, erzählt Mandla. „Herthinho hat einen so großen Bären-Po – der bräuchte zwei Sitze im Flugzeug.“ Mindestens. Seine Größe: 2,35 Meter. Gewicht: 120 Kilo.
Nun gibt es viele Bärenmarken in Berlin, nicht nur Schnute in Mitte oder jenen Stadtbären in Dreilinden, der auf dem Mittelstreifen der Avus seit den 50er Jahren seine Tatze hebt. Auch in Hohenschönhausen haben sie eine Bärenhöhle, dort erblickte 1990 ein Eisbär das Licht der Welt, der zwei Jahre später auch gleich dem Eishockeyklub Dynamo den Namen schenkte.
Kein Bär aber ist vor der WM so aufgeregt, schließlich erinnert schon der Name an die Heimat: Ronaldinho, Marcelinho, Herthinho. Cocktails werden trotzdem nicht in die Höhle in Westend gebracht – „der Bär ist ja noch nicht mal 15 Jahre alt!“, sagt Mandla, natürlich leicht empört. Immerhin dürfe er lange wachbleiben, das sei doch auch schon was für so einen Teenage-Bär, nicht wahr?
Und so wird Berlins beliebtester Brasilianer die Deutschen anfeuern, die Brasilianer sowieso und an anderen WM-Tagen auf Kindergeburtstagen oder Junggesellenabschieden auftauchen. 120 Euro kostet der Bärentransport für eine halbe Stunde. Marzahn statt Maracana, Steglitz statt São Paulo. Der Bär tänzelt fröhlich, ein Brasilianer halt.
Ruhlebener, Zehlendorfer, Weddinger: Berliner bei der WM in Brasilien
Herthinho fährt nicht nach Brasilien, ein paar andere Berliner schon. Vor einigen Tagen traten auf Einladung des Goethe-Instituts Seeed um den Zehlendorfer Peter Fox (übrigens Hertha-Fan seit 1981) in Sao Paulo auf, inzwischen sind auch die Sportler eingetroffen. Etwa der Weddinger Niko Kovac, einst bei Hertha, heute Trainer der Kroaten. Oder der Schweizer Nationalspieler Valentin Stocker, der ab Juli in Berlin spielt. Der Kolumbianer Ramos (aus Ruhleben), der noch bei Hertha unter Vertrag steht. Und natürlich die Boateng-Brüder: Einer spielt für Deutschland (Jérôme aus Wilmersdorf), der andere für Ghana (Kevin-Prince aus Wedding).
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