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Schon zu Lebzeiten eine echte Berliner Ikone: Die Punk-Queen Nina Hagen.
© dpa

Buch über Frauen-Ikonen aus Berlin: "Berlinerinnen" wie Nina Hagen und Marlene Dietrich

"Berlinerinnen. 20 Frauen, die die Stadt bewegten" - und zwar über drei Jahrhunderte. Hier erfahren Sie die Geschichten von Christa Wolf, Hildegard Knef oder Rosa Luxemburg. Sabine Beikler hat schon mal hineingelesen.

2000 Menschen drängten sich 1978 in dem berühmten West-Berliner Club „Quartier Latin“, um eine Punkerin aus Ost-Berlin zu hören: Nina Hagen. Das Leben der Musikerin spielt und spielte sich im Ost- und Westteil der Stadt ab. Bis zu ihrer Ausreise 1976 auf Aufforderung der DDR-Regierung lebte sie unter anderem in einer Wohnung in der Kastanienallee 55.

Nina Hagen ist eine von 20 Berliner Frauen aus Kunst, Kultur, Bildung, Wissenschaft, Politik und Sport, die in dem Buch „Berlinerinnen“ porträtiert werden. Das großformatige Buch mit Illustrationen und Fotos ist ideal für Leser geschrieben, die sich nicht durch dicke Biografiebände arbeiten wollen. Und es gibt einen wunderbaren Einblick in die jeweiligen Epochen, in der diese Frauen gelebt haben.

Rahel Levin, nach ihrer Heirat Varnhagen von Ense, 1771 geboren, wuchs privilegiert auf, litt aber wohl unter ihrem Aussehen („Außer dem, dass ich nicht hübsch bin, habe ich keine innere Grazie“). In das rote Eckzimmer in der Jägerstraße 54 zog es Adelige, Bürger, Schriftsteller oder Philosophen, die bei Tee und Gebäck leidenschaftlich über Theater, Literatur und die Liebe diskutierten, später auch über Politik.

Wie schwer es Frauen wie Lise Meitner, die erste deutsche Professorin für Physik, hatten, sich in einer Männergesellschaft zu behaupten, erzählt die Autorin Martha Wilhelm sehr plastisch. Meitner, 1878 geboren, bekam viele Jahre am Chemischen Institut keine Anstellung.

Die Physikerin Lise Meitner (r.), eine der prägenden "Berlinerinnen", im Gespräch mit Otto Hahn (r.).
Die Physikerin Lise Meitner (r.), eine der prägenden "Berlinerinnen", im Gespräch mit Otto Hahn (r.).
© dpa

Zu den Vorlesungssälen hatte sie zunächst als Frau keinen Zugang, sie musste den Hintereingang benutzen und arbeitete im Keller, viele Jahre zusammen mit Otto Hahn: Er erhielt 1944 den Nobelpreis für Chemie, Meitners Anteil an der Entdeckung der Kernspaltung unterschlug er konsequent.

Oder Melli Beese: Ihre Ausbildung in Johannisthal zur ersten Deutschen mit Fluglizenz wurde von männlichen Flugschülern regelrecht sabotiert. Auch die Sozialdemokratin Louise Schröder, von 1947 bis 1948 erste Berliner Oberbürgermeisterin, musste sich gegen Anfeindungen von Politikern zur Wehr setzen.

Wer anfängt, in dem Buch zu stöbern, wird nicht aufhören. Man taucht ein in die Lebenswirklichkeit von Königin Luise, Marlene Dietrich, Christa Wolf, Hildegard Knef, Rosa Luxemburg oder Charlotte von Mahlsdorf. Das Buch ist kurzweilig geschrieben und spiegelt die Historie am Beispiel der Frauenporträts ausgezeichnet wider.

Martha Wilhelm: „Berlinerinnen. 20 Frauen, die die Stadt bewegten“. Elsengold Verlag, Berlin. 128 Seiten, 12,95 Euro.

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