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Ganz schön teuer. Ob Miet- oder Eigentumswohnung – die Berliner Preise steigen, da gewinnt der kurz nach der Wende so populäre Speckgürtel neue Attraktivität als Wohngebiet.
©  Kai-Uwe Heinrich

Wohnungsmarktreport 2016: Berliner ziehen raus ins Umland

Wegen der großen Nachfrage durch Zuzügler steigen die Mieten in Berlin. Weil das Wohnen zu teuer wird, ziehen viele ins Umland.

Überraschung im Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin: Im dritten Quartal des vergangenen Jahres waren die Mieten freier Wohnungen erstmals seit Jahren wieder leicht gesunken, stiegen dann aber weiter. Denselben Rückschlag meldeten die Marktexperten bei den Preisen von Eigentumswohnungen und zwar sogar in den zwei letzten Quartalen in Folge. Von einem Trend will der Verfasser der Studie, Arnt von Bodelschwingh, nicht sprechen, nicht mal eine Erklärung hat er dafür. Eigentlich spricht vieles gegen ein Ende der Preisspirale: Viel zu wenig Wohnungen (rund 12000 in 2015) entstehen für die vielen Neuberliner (40000), die in die Stadt ziehen.

Eine Erklärung gäbe es aber: Neu in die Stadt kommen vor allem Menschen aus dem Ausland, aus Ländern mit lahmender Wirtschaft – zuallererst aus Polen und Italien –, und außerdem sind diese weit überwiegend jung: 20 bis 35 Jahre. Berufsanfänger, Studenten, Handwerker sind darunter, alle mit eher durchschnittlichem Haushaltseinkommen. Sie tragen zwar zum wirtschaftlichen Wachstum der Stadt bei, das mit rund zwei Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt. Doch die Haushaltseinkommen Berlins sind immer noch weit unter dem im Rest der Republik – und Haushalte mit geringem Einkommen können sich teure Wohnungen einfach nicht leisten.

Konflikte in Kreuzberg und Nord-Neukölln

Überraschend ist auch dieser Trend: „Wohnen im Umland ist wieder eine Option, wenn man in Berlin lebt oder arbeitet“, sagt Bodelschwingh. Rund 10 000 Berliner seien mehr ins Umland rausgezogen als von dort in die Stadt hinein. Lange ist es her, dass die Berliner so zahlreich in den Speckgürtel zogen, nach der Wende, als das Umland gerade wiedergewonnen war. Ab 2008 änderte sich das: Alle wollten zurück in die Stadt. Dass das Umland nun wieder gefragt ist, dürfte auch an drastisch gestiegenen Mieten liegen, die sich viele junge Paare mit Familienzuwachs nicht leisten können.

„Potenzial für Konflikte in Kreuzberg und Nord-Neukölln“ erkennt Bodelschwingh aufgrund der dort sprunghaft gestiegenen Mieten – weil in diesen Quartieren immer noch viele Menschen in „Bedarfsgemeinschaften“ leben, angewiesen auf staatliche Hilfen. Und falls diese von zahlungsstärkeren Neu-Berlinern verdrängt werden, sei völlig unklar, „wo die unterkommen“ sollen.

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