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So bitte nicht mehr. Die Verbände und Interessensvertretungen wollen vermeiden, dass ihre Branchen wieder schließen müssen. Ein Treffen mit dem Senat soll einen "Perspektivwechsel" zur Bekämpfung der Pandemie bringen.
© Foto: Kitty Kleist-Heinrich

Inzidenz überbewertet: Berliner Wirtschaft fordert Reform der Corona-Ampel

Interessensverbände stört Fokus auf die Inzidenzwerte. In einem Gespräch mit dem Senat sollen andere Möglichkeiten erörtert werden.

In den kommenden Tagen soll es ein Treffen verschiedener Verbände und Interessensvertretungen von Berliner Branchen und dem Senat geben. Dabei wollen sie Wirtschaftsvertreter über ein „Perspektivwechsel in der Bekämpfung der Corona-Pandemie“ sprechen. Konkret heißt das: Die Verbände sehen insbesondere den „starren Blick auf Inzidenzwerte“ nicht mehr als ausschlaggebend an.

Um dieses Treffen hatten die Verbände – federführend ist hier der Berliner Hotel- und Gaststättenverband Dehoga – Ende Juli in einem Brief gebeten, der dem Tagesspiegel vorliegt. Das Schreiben ist an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD), an Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) gegangen.

Dehoga-Hauptgeschäftsführer Thomas Lengfelder bestätigte am Montag dem Tagesspiegel, dass es eine schnelle Reaktion aus der Senatskanzlei gegeben habe und es kurzfristig zu einem Treffen kommen werde. Der Termin sei in der Abstimmung, der Senat wolle jedoch noch die heutige Ministerpräsidentenkonferenz abwarten. Dies bestätigte auch ein Mitarbeiter des Senats.

Neben der Dehoga hatten in dem Brief auch der Einzelhandelsverband, der Interessenverband der touristischen Attraktionen Berlins (Intoura), die Interessensvertretung Convention Partner e.V. und die Berlin Music Commission gefordert, dass ein „ständiger Wechsel zwischen Stop-and-Go und völliger Stillstand in den Branchen“ vermieden solle.

Nicht die Inzidenz, sondern die Hospitalisationsrate sei entscheiden, sagen die Verbände

Es sei mittlerweile deutlich geworden, dass steigende Inzidenzwerte „ nicht mehr 1:1mit der Hospitalisationsrate, geschweige denn mit der Auslastung der Intensivbetten, noch gar mit der Sterblichkeitsrate korrelieren“, heißt es in dem Brief.

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Die Berliner Corona-Ampel in ihrer jetzigen Struktur habe ausgedient und müsse kurzfristig angepasst werden. Ausschlaggebend für Entscheidungen um künftige Coronamaßnahmen müssten daher andere Kriterien sein: Die Hospitalisationsrate, die Auslastung der Intensivbetten und die Impfquote. Ebenso müsse das Infektionsschutzgesetz angepasst werden.

„Gebot der Stunde ist aus unserer Sicht, vor allem die Impfquote bei den relevanten Zielgruppen zu erhöhen. Schaffen Sie kurzfristig mehr niedrigschwellige, mobile Impfangebote!“, fordern die Verfasser des Schreibens. Als Beispiel nennen sie den Drive/Walk-In auf dem Ikea-Parkplatz in Lichtenberg. Solche Angebote würden gut angenommen. „Wir sind gerne bereit, hier weiterhin zu unterstützen.“

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Hingegen seien Verschärfungen, Schließungen oder regelmäßige Änderungen der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung den Unternehmen, den Mitarbeitenden und Kunden nicht mehr zu vermitteln.

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