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Im September wird der Bundestag gewählt. Berlin ist mit zwölf Wahlkreisen vertreten. Jetzt werden die Spitzenkandidaten bestimmt.
© Paul Zinken/dpa

Vor der Bundestagswahl: Berliner Wahlkreise: Parteien setzen auf diese Kandidaten

In Berlins Bundestags-Wahlkreisen werden jetzt die Plätze für die Wahl im Herbst ausgemacht. Eine Prognose gibt dem grünen Direktmandat wenig Chancen.

Nach dem Rückzug von Hans-Christian Ströbele aus der Politik müssen die Grünen um den Bundestags-Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg/Prenzlauer Berg Ost bangen, den die Berliner Symbolfigur der Ökopartei seit 2002 vier Mal erobert hat. Laut einer Prognose des Wahlinformationsdienstes election.de liegt die Sozialdemokratin Cansel Kiziltepe derzeit vor der Grünen-Direktkandidatin Canan Bayram. Deshalb möchte sich Bayram nun auf der Landesliste der Berliner Grünen für die Bundestagswahl absichern.

Berlin ist in zwölf Wahlkreise gegliedert, in denen Mandate direkt vergeben werden. Während die Grünen möglicherweise leer ausgehen, kann die SPD derzeit auf sechs Direktmandate hoffen. Bei der Bundestagswahl 2013 waren es nur zwei. Ob der „Schulz-Effekt“ bis zum Wahltermin am 24. September hält, weiß natürlich niemand. Die Linken können nach aktueller Prognose mit einem Sieg in vier Wahlkreisen rechnen, die CDU hat Chancen auf zwei Direktmandate. Die Bewerber von FDP und AfD werden aller Voraussicht nach nur über die Landeslisten ihrer Parteien in den Deutschen Bundestag einziehen.

CDU

Die Berliner Christdemokraten haben laut aktueller Stimmungslage Anspruch auf sieben Sitze im neuen Bundestag. Davon aber nur zwei in den Wahlkreisen. Ein Stimmenvorsprung wird der Union in Reinickendorf (Frank Steffel) und Steglitz-Zehlendorf (Thomas Heilmann) vorhergesagt. Weitere fünf Mandate werden wohl über die CDU-Landesliste zugeteilt, die am kommenden Sonnabend auf der Landesvertreterversammlung der Union verabschiedet wird. Gesetzt sind die Spitzenkandidatin und Parteichefin Monika Grütters auf Platz 1 und der Spandauer Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Kai Wegner auf Platz 2.

Auf Platz 3 der CDU-Landesliste will der Landesvorstand nach Tagesspiegel-Informationen den Tempelhof-Schöneberger Bundestagsabgeordneten Jan-Marco Luczak vorschlagen, außerdem den Kreischef aus Steglitz-Zehlendorf Thomas Heilmann auf Platz 4. Auf dem fünften Platz soll der Pankower Kreisvorsitzende Gottfried Ludewig antreten, es folgt als zweite Frau die Neuköllnerin Christina Schwarzer. Für Klaus-Dieter Gröhler aus Charlottenburg-Wilmersdorf auf Platz 7, der bei der Wahl 2013 noch ein Direktmandat holte, dürfte es nicht mehr reichen.

SPD

Der Wahlkreis Mitte (Eva Högl) gilt für die Sozialdemokraten als sicher. Ein wahrscheinlicher Sieg für SPD-Kandidaten ist laut election.de in Spandau (Swen Schulz) und Neukölln (Fritz Felgentreu) zu erwarten. Ein Stimmenvorsprung, der noch kippen kann, ist für die SPD in Tempelhof-Schöneberg (Mechthild Rawert), Friedrichshain-Kreuzberg (Cansel Kiziltepe) und Charlottenburg-Wilmersdorf (Tim Renner) zu erwarten. Wegen des aktuellen Umfragehochs kann die Berliner SPD zurzeit mit neun Sitzen im Bundestag rechnen. Bei sechs Direktmandaten wären drei weitere Sitze auf der Landesliste frei, die am 20. Mai auf einer SPD-Landesvertreterversammlung beschlossen wird.

Trotz der komfortablen Lage bemühen sich viele Bewerber um aussichtsreiche Plätze auf der Berliner SPD-Wahlliste. Spitzenkandidatin wird Eva Högl, gefolgt von Swen Schulz. Platz 3 wird voraussichtlich an Cansel Kiziltepe gehen, der Platz 5 an Mechthild Rawert. Der „Männer-Platz“ 4 wird von Klaus Mindrup aus Pankow beansprucht, für den sich aber auch der Ex-Staatssekretär Tim Renner interessiert. Einer von beiden muss wohl auf Platz 6 ausweichen, der aber auch vom Neuköllner Fritz Felgentreu beansprucht werden könnte. Platz 7 ginge dann an Ute Finckh-Krämer aus Steglitz-Zehlendorf. Mit Ausnahme von Renner sitzen alle diese Genannten bereits im Bundestag. Listenplatz 8 bietet noch Chancen, da werden sich mehrere Außenseiter einen harten Kampf liefern.

Die Linke

Der Landesverband der Berliner Linken kann bei der Wahl im Herbst mit vier Bundestagssitzen rechnen, die voraussichtlich alle in den Wahlkreisen direkt erobert werden. Als sichere Bank gilt laut election.de Treptow-Köpenick (Gregor Gysi), ein wahrscheinlicher Sieg wird für Marzahn-Hellersdorf (Petra Pau) und Lichtenberg (Gesine Lötzsch) vorhergesagt. Einen Vorsprung haben die Linken zurzeit in Pankow (Stefan Liebich). Der Partei-Guru Gysi verzichtet auf einen Listenplatz, die drei anderen Bewerber teilen sich die ersten drei Plätze. Der Bewerber auf Platz 4, Pascal Meiser aus Friedrichshain-Kreuzberg, und alle weiteren Kandidaten werden voraussichtlich leer ausgehen.

Bündnis 90/ Die Grünen

Wenn sich die Umfragewerte nicht ändern, müssen die Berliner Grünen ab September mit drei Sitzen im Bundestag vorliebnehmen, die alle über die Landesliste verteilt werden. Über diese Liste sollen die knapp 6000 Mitglieder am kommenden Sonnabend entscheiden. Auf Platz eins treten die Bundestagsabgeordnete Lisa Paus und die frühere Landeschefin Bettina Jarasch an.

gHans-Christian Ströbele kandidiert nicht mehr. Die Grünen könnten Friedrichshain-Kreuzberg verlieren.
gHans-Christian Ströbele kandidiert nicht mehr. Die Grünen könnten Friedrichshain-Kreuzberg verlieren.
© dpa

Jarasch gehört dem Abgeordnetenhaus an. Paus hat einen leichten Vorsprung vor Jarasch, der Parteimitglieder vorhalten, sie sei erst 2016 als Mitglied des Vierer-Teams für die Abgeordnetenhauswahl angetreten und wolle jetzt schon wieder „weiterziehen“ Richtung Bundestag. Paus ist seit 2009 im Bundestag, dort unter anderem Obfrau ihrer Fraktion im Finanzausschuss. Als Kandidatin hat sie einen Amtsbonus. Wer von den beiden Frauen unterliegt, wird sich auch auf Platz zwei zur Wahl stellen. Dort konkurrieren der Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu und der Pankower Abgeordnete Stefan Gelbhaar. Schwer zu sagen, wie dieser Wahlgang ausgeht. Auf Platz drei tritt Renate Künast an. Die langjährige Spitzenkandidatin der Berliner Grünen und Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bundestag wird wohl von der Mehrheit der Mitglieder auf Platz drei gewählt, da ihr parteiintern hoch angerechnet wird, dass sie den ersten Platz freigemacht hat für eine Erneuerung an der Spitze. Auf Platz vier will die Friedrichshain-Kreuzberger Direktkandidatin Canan Bayram antreten.

Andere Parteien

Die Landesverbände von AfD und FDP werden im neuen Bundestag wohl vertreten sein, aber nur über die Landeslisten. Die Liberalen dürften nur einen Sitz bekommen, Spitzenkandidat ist der Ex-Landeschef Christoph Meyer. Die AfD kann mit drei Bundestagsmandaten rechnen. Kandidaten sind Beatrix von Storch, Gottfried Curio und Götz Frömming.

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