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Für den doppelten Abiturjahrgang sind die Prüfungen bald vorbei.
© dpa

Verkürzte Oberstufe: Berliner Turboabiturienten kamen gut ins Ziel

Trotz aller Debatten: Die Berliner Turboabiturienten kamen mit besseren Noten ins Ziel als Schüler, die 13 Jahre lang die Schulbank gedrückt. hatten. Die Durchfallquote sank insgesamt und 223 Absolventen erreichten eine glatte 1,0.

Die großen Ferien beginnen in Berlin und Brandenburg an diesem Dienstag zumindest mit einer Erfolgsmeldung: Im doppelten Abiturjahrgang beider Ländern gab es überproportional viele Absolventen mit einer 1,0. Berlin vermeldet zudem eine von 4,6 auf 3,7 Prozent gesunkene Durchfallquote. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings dabei: Viele Schüler hatten schon vorher aufgegeben: Nur 17 300 von ursprünglich 20 000 kamen ins Ziel.

Ein unerwartetes Ergebnis war auch, dass die Turboabiturienten einen Schnitt von 2,37 schafften und damit die älteren Schüler im 13-jährigen Bildungsgang hinter sich ließen, die im Schnitt eine 2,42 schafften. Der berlinweite Schnitt über alle Schulformen lag ebenfalls bei 2,4 – wie in den Vorjahren. 223 Schüler erreichten eine 1,0 und weitere 174 eine 1,1. Im Vorjahr hatte die Gesamtzahl dieser Spitzenschüler bei 263 gelegen.

Unter den Bezirken gab es wieder Leistungsunterschiede, die meist an die soziale Lage gekoppelt sind. So erreichten Neukölln und Spandau einen Schnitt von 2,5, während die Abiturienten von Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg und Mitte eine 2,4 schafften. Die übrigen Bezirke lagen bei einer 2,3.Drei Bezirke zeichnen sich durch extrem viele Schüler mit einer 1,0 aus: In Charlottenburg-Wilmersdorf waren es 40, in Steglitz-Zehlendorf 33, in Reinickendorf 32. Die größte Überraschung kommt aus Mariendorf: Das Eckener-Gymnasium vergab neun Mal die 1,0, gefolgt vom Canisius-Kolleg, Evangelischer Schule Frohnau und Rosa-Luxemburg-Schule (je 8) sowie Humboldt- und Otto-Nagel-Schule (je 7).

Es bleiben aber Fragen. So wurde noch nicht bekannt gegeben, welchen Schnitt die Gymnasiasten erreichten, die noch 13 Jahre zum Abitur Zeit hatten. Er dürfte etwas besser sein als der genannte Gesamtschnitt von 2,42, der auch die Absolventen der Gesamtschulen und Oberstufenzentren umfasst.

Klärungsbedürftig ist auch, warum der Doppeljahrgang nur 17 300 Schüler zum Abitur beförderte. In den Vorjahren hatten rund 8000 Schüler das Abitur am Gymnasium abgelegt. In diesem Jahr hätten es wegen des Doppeljahrgangs rund 16 000 sein müssen. Zusammen mit den Gesamtschulen und Oberstufenzentren wäre eine Summe von etwa 20 000 Abiturienten herausgekommen. Die Bildungsverwaltung hat sich noch nicht dazu geäußert, wie viele Schüler wann „abhanden“ kamen. Bisher ist nur bekannt, dass rund 1400 in Klasse 11 zurücktraten, um die Abiturnoten zu verbessern.

Das Turboabitur, das in den Gymnasien 2005 eingeführt worden war, stand immer wieder in der Kritik. Vor allem die Verlängerung der Schultage führte zu Verwerfungen: Ob Sportverein, Musikschule oder Konfirmandenunterricht – alles musste verschoben werden. Hinzu kam, dass viele Gymnasien Jahre brauchten, um vernünftige Mittagspausen mit warmem Essen zu organisieren.

„Der doppelte Abiturjahrgang hat für die Beteiligten große Anstrengungen und großes Engagement gefordert“, resümierte denn auch Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Montag die Leistungen der Schüler und Lehrer sowie der Pädagogischen Koordinatoren, die vor allem bei der Organisation gefordert waren.

Insgesamt wurde das Abitur an 106 Gymnasien, 35 Integrierten Sekundar- und Gemeinschaftsschulen, einer Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt, 14 Beruflichen Gymnasien, vier Eliteschulen des Sports und sieben Kollegs und Abendgymnasien abgelegt.

Der Anteil der Abiturienten mit Migrationshintergrund ist von 15,5 Prozent im Vorjahr auf 14,1 Prozent leicht gesunken. Die größte Gruppe bilden 926 Schüler mit türkischen Wurzeln.

SPITZENERGEBNISSE

Das beste Abiturergebnis mit 1,74 erreichten in Reinickendorf die Humboldt- Schule und die Evangelische Schule Frohnau. In Neukölln stand die Albert- Einstein-Schule oben, in Lichtenberg die Herder- Schule, in Mitte das Canisius-Kolleg, in Friedrichshain Händel- und Hertz- Schule, in Pankow die Ballett- und Katholische Theresien-Schule, in Biesdorf die Otto-Nagel-Schule, in Friedenau die Natorp- Schule, in Wilmersdorf das Gymnasium zum Grauen Kloster und die Mandela-Schule, in Spandau die Freiherr-vom-Stein- Schule, das Gymnasium Steglitz, in Zehlendorf John-F.-Kennedy- und Arndt-Schule, in Karlshorst die Coppi- Schule, in Rummelsburg die Max-Taut- Schule, in Köpenick die Best-Sabel-Schule.

Susanne Vieth-Entus

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