Teil des Tourismuskonzept „2018+“: Berliner Senat lässt Fahrradtouren zu Industriedenkmälern entwickeln
Das Projekt soll ab 2020 – dem Jubiläumsjahr „100 Jahre Groß-Berlin“ – den ökologischen und sozialeren Tourismus voranbringen.
Vom kommenden Jahr an soll es für Touristen und Einheimische eine neue Möglichkeit geben, die Geschichte Berlins als Industriestandort zu erleben – inklusive der besonderen Architektur und teils revolutionären Ideen, mit denen Berlins frühere Unternehmer und Arbeitnehmer die Welt verändert haben. Dafür werden Interessierte ihre Fahrräder brauchen.
Wie die Senatsverwaltung für Wirtschaft dem Tagesspiegel mitteilte, hat sie ein Förderprojekt des Berliner Zentrums für Industriekultur (BZI) mit zusätzlichem Fördergeld ausgestattet, da es sich gut in ihr Tourismuskonzept „2018+“ einfüge. Das BZI erhielt den Auftrag, insgesamt fünf Radrouten auszuarbeiten, die Radler an weniger touristisch frequentierte Orte führen sollen.
„Wir wollen mit den neuen Themenrouten die Aufmerksamkeit auch auf attraktive Destinationen außerhalb der Berliner Mitte lenken. Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele werden leichter zugänglich und noch stärker in den Fokus gerückt“, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). „Die Radrouten tragen somit zur Umsetzung unseres Tourismuskonzeptes bei. Und eine bessere Infrastruktur für den Radtourismus kommt natürlich auch den Berlinerinnen und Berlinern zugute.“
Auf den Touren soll man die Entwicklung nachvollziehen können, die im Zuge der Eingemeindungen zu „Groß-Berlin“ 1920 angestoßen wurden. Sie führen in die Gebiete der Stadterweiterung und würden so im Jubiläumsjahr 2020 Motive und Akteure der Industriekultur sichtbar machen und damit vor allem die touristisch wichtige Zielgruppe der Wiederholungsbesucher ansprechen, erklärte Pop. Zudem würden die Radrouten den Ausbau des ökologisch nachhaltigen Fahrradtourismus unterstützen.
Q-GIS vernetzt die bestehenden Planungsprogramme
Das Zentrum für Industriekultur hatte bereits im März 2018 damit begonnen, ein entsprechendes Konzept samt Testroute und einem digitalen Planungstool für die Konzeption der Routen zu entwickeln. Am Ende sollen sich die industriehistorisch Interessierten von ihrem an den Lenker geklemmten Smartphone leiten lassen.
Die Software Q-GIS vernetze die bestehenden Planungsprogramme der Senatsverwaltung für Verkehr und des Landesdenkmalamtes und solle leicht in andere kommerzielle Portale für Radnavigation einzubinden sein, hieß es. Zudem könnten auch andere Akteure, zum Beispiel die Tourismusförderagentur Visit-Berlin, die Software für die Entwicklung weiterer thematischer Radrouten nutzen.
Fahrradwege sollen nicht ausgebessert werden
Laut Projektbeschreibung sollen drei der fünf Thementouren in Kreuzberg starten, konkret am Deutschen Technikmuseum in der Trebbiner Straße. Eine Tour führt über Mitte und Charlottenburg zu Orten der „Repräsentationsarchitektur“. Eine weitere Route mit Etappenziel in Prenzlauer Berg soll den Titel „Warmes Licht und kühles Bier“ tragen. Eine dritte, die über Tempelhof führt, befasst sich dem Plan zufolge mit dem Themen „Eisenbahn und Flugzeug“.
Eine vierte Tour mit Start und und Ziel am S-Bahnhof Spandau dreht sich um das Thema „Produktion und Munition“, wird also mutmaßlich auch die Themen Zwangsarbeit sowie die alte und neue Siemensstadt behandeln. Eine vorerst letzte Tour widmet sich dem großen Industriezentrum im Osten der Stadt: Oberschöneweide. „Industriekultur entlang der Spree“ lautet hier der Arbeitstitel.
Von dem Geld – eine Fördersumme wurde zunächst nicht genannt – werden offenbar keine Fahrradwege ausgebessert. Vielmehr wird die Arbeit zweier Koordinatoren finanziert sowie eine Werbekampagne und eine begleitende Ausstellung im Technikmuseum.