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Chirurgische Rettungsstelle des Virchowklinikums in Wedding.
© Imago

Medizinische Versorgung: Berliner Praxen sollen auch zu Jahresende öffnen

Vor allem Kinderärzte machten in Berlin zwischen Weihnachten und Neujahr im letzten Jahr zu – diesmal sollen genügend Praxen erreichbar sein. Sonst droht wieder stundenlanges Warten in den Kliniken.

Die Berliner Ärzte bereiten sich intensiv auf das Jahresende vor – denn traditionell sind zwischen Weihnachten und Neujahr viele Rettungsstellen überlaufen. Gerade Kinder mussten vor einem Jahr oft Stunden auf einen Arzt warten. Dem soll nun durch Absprachen vorgebeugt werden. In den Rettungsstellen der Kliniken heißt es, man hoffe, die niedergelassenen Ärzte seien nun besser vorbereitet.

Anfang dieses Jahres hatte es noch viel Ärger und heftige Vorwürfe gegeben. Die Berliner Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin kritisierte damals die Politik der Praxisärzte: Viele niedergelassene Kinderärzte waren im Urlaub, die Kliniken mussten die Versorgung aufrechterhalten. Schon im Februar hatten sich Krankenhausärzte zur Fehleranalyse getroffen. Dabei kam heraus, dass an Weihnachten bis zu 50 Prozent mehr Patienten in ihrer Not in die Rettungsstellen kamen als an üblichen Wochentagen – an Neujahr sogar bis zu 90 Prozent.

Arztpraxen müssen Vertretungen benennen

Inzwischen hat es viele Gespräche mit den niedergelassenen Ärzten gegeben. Man sei auf die nächsten Wochen gut vorbereitet, sagt Angelika Prehn, die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin. Sollten Patienten oder deren Eltern vor einer geschlossenen Praxis stehen, werde dort die Anschrift einer Vertretungspraxis angebracht sein. Man achte darauf, dass in den meisten Kiezen tatsächlich Praxen öffnen. Wie viele es genau sein werden, stehe noch nicht fest. Der KV-Bereitschaftsdienst gibt unter 030-310031 Auskunft. In Berlin praktizieren rund 360 niedergelassene Kinderärzte.

Für Notfälle gibt es an Wochenenden und Feiertagen zudem Erste-Hilfe-Stellen für Kinder in Kliniken in Lichtenberg, Charlottenburg, Tempelhof und Wedding. Dort arbeiten niedergelassene Pädiater, während ihre Praxen entweder von Kollegen geführt werden oder geschlossen sind. Dazu habe man eigens Kinderärzte verpflichtet, sagte KV-Chefin Prehn. In Krankenhäusern und Praxen wird die Bezahlung für diese Dienste als zu niedrig kritisiert. Die Ärzte bekämen für den Erste-Hilfe-Einsatz weniger Geld, als sie bräuchten, um einen Vertreter in ihrer Praxis zu bezahlen, hieß es.

Chefarzt: Rettungsstellen arbeiten an der Belastungsgrenze

Die KV ist verpflichtet, die ambulante Versorgung sicherzustellen. Dafür hat sie per Gesetz hoheitliche Befugnisse. Sie kann ihre Mitglieder begrenzt zu Diensten verpflichten. Der KV müssen alle 7000 Berliner Praxisärzte angehören, die Kassenpatienten versorgen. Mit Blick auf die Kritik zum Jahreswechsel 2012/13 teilte die KV mit, ihrer Erfahrung nach stünden nicht „zu wenig niedergelassene Spezialisten“ zur Verfügung. Dem hatten Eltern und Ärzte widersprochen.

Timo Schöpke, Chef der Rettungsstelle im Urban-Krankenhaus, bleibt vorsichtig: „Die Rettungsstellen arbeiten ohnehin an der Belastungsgrenze.“ Sie könnten kaum ausgleichen, „wenn in diesem Jahr wieder eine große Zahl von niedergelassenen Ärzten ihre Praxis an Brückentagen oder über den Jahreswechsel schließt – ohne ihren Patienten andere Praxen als Vertretung anzubieten“. Notfälle würden immer versorgt. Das hieße aber, dass Patienten mit weniger bedrohlichen Erkrankungen eventuell lange warten müssten. Dies war beim letzten Jahreswechsel der Fall.

Adressen und Rufnummern unter: www.kvberlin.de/notfallrufnummern. Infos zu Kinderrettungsstellen gibt es online unter www.gesundheitsberater-berlin.de (Suchbegriff: Kinderrettungsstellen)

Hannes Heine

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