Amtshilfeersuchen wegen Omikron-Welle: Berliner Kliniken planen mit möglichem Bundeswehr-Einsatz
Die Omikron-Virusvariante breitet sich rasant aus. Infiziert sich massenhaft Krankenhaus-Personal, werden einzelne Kliniken wohl Soldaten einsetzen.
Berliner Klinikleiter haben die Bundeswehr für Hilfe im Ernstfall angefragt. Angesichts möglicher Personalausfälle in der drohenden Omikron-Welle könnten Soldaten in den Krankenhäusern die Transporte und Speiseversorgung unterstützen.
Das erfuhr der Tagesspiegel am Donnerstag von Chefärzten. In Einzelfällen wurden demnach schon formale Amtshilfeersuchen gestellt – es geht dabei explizit nicht um Ärzte und Pflegekräfte der Truppe, sondern um technische Dienste.
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„Trotz 22 Monaten Coronakrise geben unsere Beschäftigten auch in dieser Welle alles. Im absoluten Ernstfall aber werden wir die Bundeswehr als Unterstützung anfordern“, sagte Johannes Danckert, der Chef der landeseigenen Vivantes-Kliniken, auf Anfrage. „Wir haben 2020 mit der Bundeswehr gute Erfahrungen im Aufbau der Notklinik auf dem Messegelände gemacht.“
Um Platz und Personal für Covid-19- Fälle zu schonen, haben Berlins Krankenhäuser planbare Behandlungen meist schon vor Wochen verschoben. Sollten sich massenhaft Beschäftigte nun mit der hochansteckenden Omikron-Virusvariante infizieren, werden Klinikleiter nach einem Stufenschema weitere Arbeiten einschränken, um Rettungsstellen, Intensiv- und Covid-19-Stationen am Laufen zu halten.
Verteilschlüssel für Omikron-Patienten in der Debatte
Spätestens am Wochenende wollen sich Berlins Klinikleiter und Vertreter der Senatsgesundheitsverwaltung verständigen, nach welchem Schlüssel die drohenden Omikron-Fälle auf die Krankenhäuser verteilt werden.
Nach Tagesspiegel-Informationen einigten sich die beteiligten Akteure dazu noch nicht. Für Covid-19-Intensivpatienten gilt zwar ein Verteilschlüssel, der unter dem alten Senat entworfen wurde – die Charité übernimmt demnach wegen ihrer Spezialtechnik die allerschwersten Fälle.
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Die meisten Omikron-Patienten werden vermutlich nicht intensivmedizinisch versorgt werden müssen, für Normalstationen aber fehlen verbindliche Absprachen zwischen den Kliniken.
Die vierte Coronawelle setzt die Krankenhäuser unter Druck – die Behandlung heftiger, ansteckender Lungenleiden wie Covid-19 erfordert viel Platz, Personal und Technik.
Derzeit werden in Berlin mehr als 630 Covid-19-Patienten in einer Klinik versorgt, davon fast 200 auf einer Intensivstation. Von diesen Männern und Frauen wiederum werden mehr als 170 beatmet, 35 von ihnen durch eine sogenannte Ecmo, eine High-Tech-Maschine für die allerschwersten Fälle.
Von diesen Ecmo-Behandlungsplätzen gibt es in Berlin nur etwas mehr als 40; sie werden auch für bestimmte Nicht-Corona-Patienten gebraucht. Die genannten Kennzahlen sind seit Dezember weitgehend stabil. Die meisten dieser Patienten haben sich mit der Delta-Variante des Coronavirus infiziert.