Shopping mit Termin: Berliner Händler sind von Andrang positiv überrascht
Es zieht die Menschen in die Läden – doch das komplizierte System erschwert das Shopping und verlangt Aufwand. Der Handelsverband sieht keinen Sinn darin.
Das große Shoppen hat wieder begonnen. Seit vergangener Woche ist der Einzelhandel in Berlin geöffnet, so wie in der Bund-Länder-Konferenz am Anfang des Monats beschlossen. Geöffnet werden darf allerdings nur unter strengen Auflagen. Vielfach ist ein Kunde oder eine Kundin je 40 Quadratmeter die Grenze, für den Besuch vieler Geschäfte ist ein Termin notwendig.
Das sogenannte Click & Meet, also das Einkaufen mit vorheriger Terminbuchung, wird auch in den großen Berliner Kaufhäusern genutzt. Schon in den ersten Tagen sei der Andrang groß gewesen, sagte die Sprecherin der Galeries Lafayette Berlin Nelly Hemmann.
„Wir waren von dem Ansturm positiv überrascht. Man merkt den Leuten an, dass sie Lust haben, rauszugehen und sich schöne Dinge zu kaufen.“ Die Terminbuchung sei sowohl über die Internetseite, Instagram, Facebook als auch über Telefon möglich. Zeiträume von einer halben bis zu zwei Stunden können vereinbart werden.
Doch auch vor Ort sei es möglich, spontan einen Termin zu bekommen. So begrenzt wie kleinere Geschäfte sind die Galeries Lafayette nicht – die Ladenfläche sei groß genug, um die Hygienevorgaben einzuhalten. Wie kann allerdings verhindert werden, dass sich die Anzahl der Kunden ungleichmäßig auf die Fachhändler verteilt und so Gedränge entsteht?
„Unsere Shops sind nicht voneinander abgegrenzt, dadurch verteilt es sich ziemlich gut“, berichtet Hemmann. Die notwendige Belüftung und bis zu fünf Mitarbeiter pro Etage seien vorhanden, um Ansammlungen zu verhindern und die Kunden auf eventuelles Fehlverhalten aufmerksam zu machen. Bisher sei jedoch alles gut verlaufen: „Die Kunden sind mittlerweile auch sensibilisiert und passen auf sich und ihre Mitmenschen auf.“
Auch in vielen kleineren Geschäften gilt das Click & Meet-Angebot. Das Berliner Dekorations- und Bekleidungsgeschäft Victoria met Albert, das sowohl in Prenzlauer Berg als auch in Friedrichshain über eine Filiale verfügt, hat ebenfalls seit einigen Tagen wieder geöffnet. Hier können sowohl über die Internetseite als auch vor Ort Termine gebucht werden.
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Vier Personen dürften zeitgleich den Laden betreten, dies werde am Eingang reguliert. „Es sind schon viele Leute zum Shoppen in den Laden gekommen, aber man merkt, dass sich die meisten erst wieder an den Gedanken, einkaufen zu gehen, gewöhnen müssen“, sagte Fanni Fabian, Storemanagerin der Friedrichshainer Filiale am Boxhagener Platz dem Tagesspiegel.
In den nächsten Wochen erwarte sie einen Anstieg der Kundenzahl, am Samstag hätte sich vor dem Laden schon eine kleine Schlange gebildet. Die Boutique beschäftige derzeit weniger Mitarbeiter als gewöhnlich – eine Person vor Ort genüge, um die Arbeit zu erledigen und einen Blick auf die Kunden zu haben.
Manchen Läden ist der Aufwand für ein Terminsystem zu groß
Doch nicht der gesamte Berliner Handel ist wieder geöffnet. Das Vinyl- und Bekleidungsgeschäft HHV in Friedrichshain ist einer der Läden, die vorerst geschlossen bleiben. Das Click & Meet-Konzept würde mehr Aufwand bedeuten und keinen großen Effekt für den Laden haben. Stephan Haase, stellvertretender Storemanager, erklärte, dass gerade das laufende Online-Geschäft momentan besser funktioniere als den Laden unter den strengen Auflagen wieder zu öffnen. „Bisher hoffen wir darauf, ab dem 28. März wieder richtig zu öffnen“, sagte er.
Auch der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, hält wenig von den Auflagen für den Handel. „Click and Meet bedeutet erheblichen Aufwand. Das sind unnötige Anstrengungen, und der positive Effekt ist in meinen Augen in Frage zu stellen“, sagt Busch-Petersen.
Die Hygienekonzepte würden ausreichen und Anstürme seien mit Kundenführung kontrollierbar. Gerade die Kaufhäuser seien für eine normale Öffnung, ohne Terminbuchung, geeignet. „Die Politik verrennt sich. Jetzt wird die Arbeit des Handels in einer anspruchsvollen Weise verkompliziert. Ich glaube, dass die Leute das Konzept als unbequem empfinden und weniger einkaufen gehen.“
Laut Busch-Petersen zeige sich noch, ob sich die Öffnung mit Terminbuchung rechnet. Dass es der Existenzsicherung der Firmen dient, bezweifelt er stark: „Wir haben einen harten Wiederaufbau vor uns, das wird dauern.“
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