Undichtes Dach, falscher Brandalarm: Berliner Flughafen BER ist immer noch pannengeplagt
Wenn die Sonne falsch steht, gibt's in Terminal 1 Feueralarm. Nicht die einzige Macke, von der der neue Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft Jörg Simon noch häufiger hören dürfte.
Am neuen BER-Hauptstadtairport, noch nicht einmal ein Jahr in Betrieb, treten immer wieder Macken auf. Wie der Berliner Senat in einer aktuellen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja bestätigte, regnet es manchmal rein. Oder es gehen Brandmelder einfach los, die zur einst als „Monster“ berüchtigten und mit Mühen sanierten BER-Brandschutzanlage gehören.
„Gelegentlich treten sogenannte Falschalarme der Brandmeldeanlage im Terminal 1 auf“, heißt es in der bislang unveröffentlichten Antwort. „Auslöser können unterschiedliche Situationen, insbesondere spezifische Sonnenstände, sein, die die Anlage fälschlicherweise als Brand erkennt.“ In „allen Fällen“ habe man die Auslöser im Nachgang identifizieren können.
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Die BER-Gesellschaft Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) „arbeitet gegenwärtig an der Behebung dieser Unregelmäßigkeiten“, hieß es in der Antwort. Vereinzelt seien „in Folge von Falschalarmen einzelne Bereiche“ des BER-Terminals „vorschriftsgemäß geräumt worden.“ Zum Reinregnen heißt es: „Punktuell sind Undichtigkeiten in der Horizontalverglasung des Daches festgestellt worden, die zeitnah beseitigt werden.“
Dass die Antwort von Finanzstaatssekretärin Vera Junker unterzeichnet ist, obwohl sie selbst BER–Aufsichtsrätin ist, wäre in Brandenburg wegen möglicher Interessenkollisionen von Eigner- und Kontrollfunktion nicht möglich. In Berlin ist das übliche Praxis.
Czaja kommentierte die Aussagen so: „Immer neue Mängel treten am Chaos-Flughafen BER zutage, während die FBB weiter die Hand aufhält und neue Zuschüsse der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler erwartet.“ Der BER dürfe nicht zum Fass ohne Boden werden. Eine Teilprivatisierung, wie sie in Düsseldorf, Frankfurt oder auch Hamburg funktioniert, dürfe „für die Hauptstadt kein Tabuthema mehr sein“.
Rainer Bretschneider wird als Aufsichtsratschef abgelöst
Am Freitag tagte in Schönefeld der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft FBB. Die wichtigste Entscheidung: Jörg Simon wurde mit Wirkung zum 1. Juli 2021 zum neuen Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt, einstimmig. „Der BER hat das Potenzial dazu, ein erfolgreicher internationaler Flughafen zu werden und dies auch schon gezeigt“, ließ Simon mitteilen. Der 59-Jährige, den Berlin im April in den BER-Aufsichtsrat entsandt hat, ist seit mehr als 20 Jahren Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe. Er ist allgemein anerkannt.
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Jörg Simon wird Nachfolger des bisherigen Chefaufsehers und früheren Brandenburger Flughafenkoordinators Rainer Bretschneider (72), der seit 2017 das Amt innehatte und auf eigenen Wunsch geht. Bretschneider und der scheidenden Chefmanager und Berliner Ex-Flughafenkoordinator Engelbert Lütke Daldrup hatten die lange unsichere Inbetriebnahme des BER geschafft, an der alle Vorgänger seit 2011 gescheitert waren. „Das Tandem Berlin-Brandenburg hat sich bewährt“, sagte Lütke Daldrup.
Auf der letzten Sitzung war die bisherige Finanzgeschäftsführerin Aletta von Massenbach zur designierten neuen BER-Chefmanagerin gekürt worden. Die Flughafengesellschaft, die sich nach dem BER-Desaster nun wegen der dramatischen Finanzlage in einer tiefen Krise befindet, bekommt mit von Massenbach und Simon eine neue Führungsspitze.
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Beide Persönlichkeiten sind Wirtschaftsfachleute, kommen nicht aus dem Politik- oder Regierungsbetrieb wie ihre Vorgänger. Lütke Daldrup sprach von einem „Neuanfang“, bei dem aus dem „politisierten“ Flughafen nun ein „normales“ Airport-Unternehmen werde.
Der Aufsichtsrat stimmte dem Bau eines 45 Millionen Euro teuren Logistiktunnels westlich des BER-Terminals zu – und gab den Startschuss für die Suche nach einem dritten FBB-Geschäftsführer, der vor allem neue internationale Verbindungen für den BER an Land ziehen soll. Dem von den Grünen durchgesetzten Sondergutachten zur FBB-Finanzlage sieht Lütke Daldrup „mit großer Gelassenheit“ entgegen.