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Katastrophenwarnung - schnell und bequem!
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Gratis-Infodienst "Katwarn": Berliner Feuerwehr warnt jetzt per SMS vor Unwettern

Rechtzeitig zum Winter wird der Gratis-Infodienst „Katwarn“ ausgebaut. In Hamburg kommt das Katastrophenwarnsystem häufig zum Einsatz. Berlin bleibt dagegen bislang hinter den Erwartungen zurück.

Die Feuerwehr schickt ab sofort auch Unwetterwarnungen aufs Handy. Dies sagte Landesbranddirektor Wilfried Gräfling am Sonntag dem Tagesspiegel: „Wir geben die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes unkommentiert weiter.“ Bislang hatte die Feuerwehr befürchtet, dass das SMS-Alarmsystem „Katwarn“ seine Wirksamkeit verliert, wenn zu oft SMS versendet werden. Gräfling rechnet künftig mit etwa vier bis fünf Wetterwarnungen pro Jahr. Nur bei „extremen Unwettern“ sollen die SMS verschickt werden. Extremes Unwetter ist beim Deutschen Wetterdienst die höchste der vier Warnstufen; der DWD ist laut Gesetz zuständig für die Alarmierung der Bevölkerung bei drohenden Unwettern. Berlin, das neben Hamburg und einigen Landkreisen in Hessen und Niedersachsen zu den Vorreitern gehört, musste sich diesem Beschluss beugen. Betrieben wird das Katwarn-System vom Fraunhofer-Institut.

Katwarn ist im Juni von Innensenator Frank Henkel (CDU) und Gräfling gestartet worden. Jeder Besitzer eines Mobiltelefons kann sich seitdem von der Feuerwehr direkt informieren lassen, wenn es in seiner Nachbarschaft gefährlich wird. Eine SMS mit der Angabe der eigenen Postleitzahl reicht aus. Bislang ist Katwarn erst einmal eingesetzt worden: Als im Oktober ein Teppichlager brannte und giftiger Qualm über Reinickendorf zog, bekamen 1600 in der Umgebung wohnende Menschen eine SMS. „Das System konnte zum ersten Mal unter Beweis stellen, dass es ein effektiver Weg ist, die Bevölkerung über Gefahrenlagen zu informieren“, hieß es bei der Feuerwehr.

Doch die Teilnehmerzahlen bleiben in Berlin hinter den Erwartungen. Die ersten 10 000 Anmeldungen hatte Gräfling sich nach wenigen Tagen erhofft – so viele sind es nach fünf Monaten. Kritiker sagen, dass die Feuerwehr Katwarn häufiger einsetzen sollte, um die Akzeptanz zu steigern. In Hamburg wurden in den ersten zehn Monaten 17 SMS verschickt: 14 zu Hochwassergefahren, zwei zu Bombenentschärfungen und eine zu einer Giftwolke. Um das System bekannter zu machen, hatte der Hamburger Senat im Frühjahr eine Anzeigenkampagne gestartet.

In Berlin haben sich Polizei und Feuerwehr nicht einmal darauf geeinigt, ob Katwarn beim Fund von Blindgängern eingesetzt werden soll. So fuhren jüngst in Biesdorf Lautsprecherwagen die Straßen ab – wie vor Jahrzehnten. Eine SMS hätte die Evakuierung beschleunigen können, hieß es bei der Feuerwehr.

Katastrophenforscher vermissen ein flächendeckendes Warnsystem. Die Sirenen sind vor mehr als 20 Jahren abgeschaltet worden; Hinweise gibt es sonst nur im Radio oder eben per Lautsprecherwagen. Die Stadtbevölkerung kann so nicht schnell gewarnt werden. Deshalb wird überlegt, die SMS an alle Mobiltelefone zu versenden, die in einem gefährdeten Gebiet eingeschaltet sind. Für eine Zwangsaussendung müsste das Telekommunikationsgesetz geändert werden.

Jörn Hasselmann

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