Treptow-Köpenick: Berliner Atelierhaus vor dem Abriss
Die Künstler in Baumschulenweg sind in Sorge: Sie fürchten Verdrängung. Wir haben mit der Künstlerin Lydia Paasche über die prekäre Situation gesprochen.
Kulturärger in Treptow-Köpenick: Das Atelierhaus an der Mörikestraße in Baumschulenweg soll abgerissen werden, Ende 2019. Der Eigentümer habe dem Bezirk ein „integriertes Neubauprojekt aus Mietwohnungen, Ateliers und Kita“ angekündigt, erklärt Bezirksbürgermeister Oliver Igel, SPD. Der Bezirk habe „grundsätzlich keine Bedenken“ gegen das Bauprojekt, mahnt aber eine Perspektive für die 35 Künstler an, die im nächsten Jahr ausziehen sollen. Die ersten haben bereits Kündigungen erhalten. Darüber sprachen wir mit der Künstlerin Lydia Paasche, die seit 2014 in dem Haus arbeitet.
Wie ist die Situation für die Künstler im Moment, Frau Paasche?
Wir hatten ein Gespräch mit dem Eigentümer, ein Architekt und Geschäftsmann aus München. Er hat sein Projekt erläutert, blieb aber eher schwammig und machte uns keine konkreten Angebote. Es ist unklar, wie viele Ateliers es künftig geben wird und vor allem für wen. Einige von uns leben und arbeiten prekär.
Was könnte der Bezirk tun?
Der Bezirk meint: nicht viel. Das ist ein privates Gewerbegebäude, in den 20er Jahren gebaut. Es gibt keinen Denkmalschutz, auch wenn das Haus aus unserer Sicht erhaltenswert ist. Vorher war eine Berufsschule für Elektriker und Elektrikerinnen drin, ursprünglich sollen hier mal Flugzeugteile gefertigt worden sein. Das Gebäude ist mit seinen hohen Decken und Fenstern ideal für Künstlerinnen und Künstler. Die meisten Besucherinnen und Besucher sind begeistert. Der Bezirk könnte uns vielleicht Ersatzflächen anbieten. Das Bezirksamt ist total auf unserer Seite, wir fühlen uns geachtet und hoffen auf konkrete Schritte.
Was wollen Sie jetzt unternehmen?
Wir versuchen erstmal mit den Nachbarn und Nachbarinnen ins Gespräch zu kommen, die betrifft es ja auch, wenn hier neu gebaut wird. Es geht auch in Baumschulenweg um steigende Mieten und Verdrängung. Wir zahlen für das unsanierte Gebäude schon jetzt bis zu zehn Euro warm pro Quadratmeter. Dabei war der Eigentümer froh, als die ersten Künstler und Künstlerinnen 2012 in das Haus einzogen.
Das Gespräch führte Thomas Loy.